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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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von ungeheuren Ausmaßen. Schon auf die Zeitgenossen übte der vielfältig leuchtende Baukörper die größte Wirkung aus. Der Hofdichter Paulus schrieb: „Wer einen Fuß in diesen heiligen Schrein setzt, möchte ewig in ihm leben, und Freudentränen quellen aus seinen Augen.“
    In der Kirche San Vitale in Ravenna sind die Porträts des Kaiserpaars erhalten. Sie finden sich auf Mosaiken, die in der Apsis einander gegenübergestellt sind. Hoheitsvoll heben sich die alterslosen Gesichter vom Goldgrund ab. Die Kaiserbilder entstanden 545–547, also noch zu beider Lebzeiten. Die Majestäten standen allerdings nicht Modell, in Italien sind sie nie gewesen.

Mosaikporträts des Kaiserpaars Justinian und Theodora in der Kirche San Vitale in Ravenna. Die Hafenstadt, damals noch direkt an der Adria gelegen, war bis ins 8. Jahrhundert Hauptstützpunkt der byzantinischen Macht in Italien
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

In der Nachfolge Petri
Der Bischof von Rom
    Im frühen Christentum war an eine zentrale Organisation der Kirche noch nicht gedacht worden. Die Gemeinden wählten sich ihre Bischöfe, und die übten ihre Ämter aus, ohne irgendwem über ihnen verantwortlich zu sein. Schon am Ende des 2. Jahrhunderts jedoch gab es Anzeichen dafür, dass der Bischof von Rom eine Sonderstellung beanspruchte. Er war der Nachfolger des Apostels Petrus, dem Christus aufgetragen hatte, seine Kirche zu gründen. Petrus war in Rom als Märtyrer gestorben, über seinem Grab am Vatikanshügel wurde die Peterskirche erbaut. Dazu kam, dass Rom ja nicht irgendeine Stadt war, sondern Haupt eines Weltreiches. Ein geistlicher Oberhirte, der in Rom residierte, hatte an der Autorität des römischen Imperiums teil.
    Die „Päpstin Johanna“
    Im Jahr 855 soll ein Johannes Angelicus den Papstthron bestiegen haben, der in Wirklichkeit eine Frau, Johanna aus Mainz, war: In Männerkleidung geht sie mit ihrem Geliebten nach Athen und studiert dort mit glänzenden Resultaten. Sie kommt nach Rom und hält Vorlesungen, die viel Zulauf haben. Wegen ihrer Gelehrsamkeit und ihrer scheinbar untadeligen Lebensführung wird sie zum Papst gewählt. Die Katastrophe tritt bei einer Prozession ein. Während sie durch eine enge Straße zwischen Sankt Peter und dem Lateran reitet, kommt sie mit einem Kind nieder. Mutter und Kind überleben die Geburt nicht, die Päpstin wird anschließend an Ort und Stelle begraben. Prozessionen machen seit jener Zeit einen großen Bogen um diese Straße. Die Fabel galt lange Zeit selbst in der Kirche als historische Realität. Erst im 16. Jahrhundert begann kritische Forschung die Legende zu demontieren (sie wurde als Umformung einer alten Lokalsage erkannt) – ohne allerdings verhindern zu können, dass sich bis heute immer neue Geschichten um die Frau auf dem Stuhl Petri ranken
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Primat des Papstes
    Der Bischof von Rom, bald „papa“, Papst, genannt, wurde immer öfter angerufen, um theologische Streitigkeiten zu schlichten. Die Gemeinden im westlichen Mittelmeerraum erkannten ihn als Appellationsinstanz und schließlich als Oberhaupt der Kirche an. Dieser „Primat“ des Papstes war Mitte des 5. Jahrhunderts voll ausgebildet. Als das Weströmische Reich in den Wirren der Völkerwanderungszeit zusammenbrach, wuchsen dem Papsttum staatliche Funktionen, wie Armenfürsorge und Schutz vor Invasoren, zu. So vermochte Leo I. der Große 452 den Hunnenkönig Attila von der Eroberung Italiens abzuhalten und 455 dem Wandalenkönig Geiserich bei der Besetzung Roms eine milde Behandlung der Bevölkerung abzuringen. Die Stellung des Papstes in der Christenheit konnte das nur befestigen.
    Bei der Papstwahl wurde im Laufe der Jahrhunderte das ursprüngliche Stimmrecht des Volkes von Rom zur bloßen Akklamation abgeschwächt. Christliche Kaiser und germanische Herrscher nahmen Einfluss, vor allem aber mischte sich der römische und mittelitalienische Adel ein. Das Papsttum wurde in politische Parteikämpfe hineingezogen. Im 9. und 10. Jahrhundert, der „dunklen Zeit“ des Papsttums, kam es vor, dass die Stellvertreter Christi ins Gefängnis geworfen oder ermordet wurden oder dass man ihnen gar nach dem Tod noch den Prozess machte, wie es bei der sogenannten Leichensynode 897 geschah.
    Maßgeblich beteiligt an der Regierung der Kirche waren die Kardinäle, die leitenden Kleriker an den römischen Hauptpfarrkirchen. Sie vereinten sich mit den Regionaldiakonen und Bischöfen aus der Umgebung Roms zum Heiligen

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