Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten
Ausbreitung des Islam erfolgte in großen Unterwerfungsfeldzügen. Um 1350 umfasste das islamische Herrschaftsgebiet Nordindien, Afghanistan, Südrussland bis zum Aral-See, Persien, ganz Vorderasien mit Kleinasien und Arabien, Ägypten bis zum Sudan, Nordafrika und in Südspanien das Reich von Granada.
Im Einflussgebiet des Islam bestand eine kulturelle Einheit, die in bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen in der Philosophie, Geographie, Medizin und Dichtkunst, in einer einheitlichen Schrift und in weitgehend einheitlicher Lebensweise und Heiligenverehrung Ausdruck fand. Das Abendland lernte viel von den Muslimen, bei den Kulturkontakten, war der Islam der gebende, der Westen der empfangende Teil. Über das arabisch besetzte Spanien gelangten die geistigen Schätze der antiken Welt wenigstens in Bruchstücken ins christliche Europa. In Sizilien und Süditalien begegneten sich Christen und Muslime seit dem 9. Jahrhundert
Kulturkontakte
Die Kreuzzüge im 12. und 13. Jahrhundert sorgten für eine Zunahme der Kontakte. Sie beschleunigten den Prozess durch den Ausbau der Verkehrsverbindungen und schufen durch das jahrzehnte- und jahrhundertelange Zusammenleben im Heiligen Land die Voraussetzungen dafür, dass es auch in Dingen des Alltags, zu Lernprozessen auf christlicher Seite kam. Kulturpflanzen traten ihren Zug nach Westen an, Gewürze, Kleiderstoffe, Kosmetika wurden eingeführt. Nautische Geräte wurden verbessert, von den Arabern lernten die christlichen Seefahrer die Kunst der astronomischen Ortsbestimmung. Die Rechenkunst machte einen großen Schritt vorwärts durch die Einführung der arabischen Ziffern. Die medizinischen Methoden des Orients, bereits in Unteritalien an der Schule von Salerno gelehrt, wurden nun auch in anderen Regionen Europas verbreitet.
Dschihad
Der Islam war seit Anbeginn auf Expansion, auch mit unfriedlichen Mitteln, ausgerichtet. Jeder Muslim stand in der Pflicht, zum Dschihad (wörtlich „Bemühung“, von christlicher Seite als „heiliger Krieg“ übersetzt) beizutragen. Damit war nicht Zwangsbekehrung, noch gar Ausrottung der Andersgläubigen gemeint, sondern nur Ausdehnung der arabischen Staats- und Gesellschaftsordnung. In der Ära der Kreuzzüge (1095–1291) führten die Muslime ihren Abwehrkampf gegen die christlichen Ritter des öfteren als Dschihad, die Aufrufe dazu blieben aber zuweilen ohne rechten Widerhall. Allerdings kam mit der Zeit angesichts der Intoleranz, die die Muslime bei den militanten Christen erlebten, ein schärferer Zug in die islamische Propaganda. Aufforderungen, wie „keinen der Ungläubigen dem Schwert zu entziehen“, fanden damals durchaus Gehör
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Der Felsendom auf dem Tempelberg in Jerusalem, ein Hauptheiligtum des Islam, wurde an der Stelle errichtet, wo nach der Überlieferung der auch von den Muslimen verehrte Erzvater Abraham die Opferung seines Sohnes Isaak vorbereitete
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(c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main
Der Halbmond über der Iberischen Halbinsel
Arabische Herrschaft in Spanien (711 bis Ende 15. Jh.)
In der Zeit der Völkerwanderung waren die Westgoten, von Südrussland kommend, über Griechenland und Italien bis an die französische Atlantikküste gelangt. Dort, in der römischen Provinz Aquitanien, errichteten sie nach 418 als Bundesgenossen der Römer ein Reich mit der Hauptstadt Tolosa (Toulouse), das bald auch die Iberische Halbinsel umfasste. Als die Franken unter Chlodwig von Norden her vorrückten und das Heer der Westgoten 507 bei Vouillé besiegten, gaben diese Tolosa und mit ihr – bis auf geringe Reste an der Mittelmeerküste – die Herrschaft über Süd- und Westfrankreich auf. Die Westgotenkönige verlegten ihre Residenz nach Toledo in Spanien.
Wie die meisten Germanenstämme hatten sich die Westgoten zur arianischen Richtung des Christentums bekehren lassen, was sie in Gegensatz zur ansässigen hispano-romanischen Bevölkerung brachte. Diese hing der Glaubensrichtung an, die vom Papst repräsentiert wurde. Die Spaltung wurde im Westgotenreich erst 589 durch den Beschluss einer Kirchenversammlung in Toledo aufgehoben, die den römisch-katholischen Glauben als allein verbindlich erklärte. In den 654 von König Reccesvinth erlassenen Reichsgesetzen („Leges Visigothorum“) wurden gotischer und romanischer Bevölkerungsteil gleich gestellt.
Landung bei Gibraltar
In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts versank das westgotische Königtum in blutige Thronwirren. Das nutzten die muslimischen Eroberer, die
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