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Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten

Titel: Mittelalter, 100 Bilder - 100 Fakten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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Pestopfer. In der böhmischen Buchmalerei des 14. Jahrhunderts kommt das Grauen vor der Macht des Schwarzen Todes auf unbeholfene Weise, aber umso drastischer zum Ausdruck
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Taktik siegt über ritterlichen Kampfesmut
Die Schlacht von Crécy (1346)
    Im Juli 1346 landet der englische König Eduard III. bei Cherbourg. Er zieht durch die Normandie nach Norden, um sich mit seinen flämischen Verbündeten zu vereinen. Am 24. August überquert das englische Heer die Somme, auf seinen Fersen das französische Aufgebot unter König Philipp VI. Obwohl Eduard nur über ca. 8000 Mann verfügt, gegenüber den 20 000, die hinter ihm her sind, beschließt er, sich dem Gegner zu stellen. Bei der Ortschaft Crécy-en-Ponthieu besetzt er eine strategisch günstige Anhöhe. Philipps Truppen erreichen die englische Stellung am Nachmittag des 26. August. Sie greifen sofort an. Zwar ist es noch taghell, doch müssen die Franzosen gegen die untergehende Sonne kämpfen. Außerdem hat es zuvor stundenlang geregnet. Der Boden ist aufgeweicht, für einen Reiterangriff denkbar ungeeignet. Im Regen haben auch die Waffen der französischen Armbrustschützen gelitten. Die britischen Bogner sind besser dran, sie haben die Sehnen ihrer Waffen trocken gehalten. Ein Langbogen hat fast Mannshöhe, seine Geschosse können den Stahl einer Ritterrüstung durchschlagen. Und der Bogen erlaubt raschen Salventakt. In der Zeit, die man fürs Laden und Spannen der Armbrust braucht, hat ein gutgedrillter Bogenschütze schon mehrmals durchgezogen.
    Der Hundertjährige Krieg
    Zwischen 1339 und 1453 herrschte (mit einigen Unterbrechungen) Krieg zwischen England und Frankreich. Englands König Eduard III. erhob Anspruch auf die französische Krone. Seine Mutter gehörte zur französischen Königsfamilie, die 1328 im Mannesstamm erloschen war. Nach englischem Recht konnten in solchem Fall auch Frauen (und dann deren Söhne!) das Erbe antreten, nach französischem nicht. Daher war die Krone an Philipp VI. aus dem Hause Valois gekommen, dem sie Eduard streitig machte. Daneben ging es um die Absatzmärkte für englische Wolle in Flandern. Nach dem Ableben der Protagonisten fanden sich stets neue, die den Krieg fortsetzten. Auch wenn die Kampfhandlungen 1453 mit dem Rückzug der Engländer aus Frankreich endeten, konnte ein Friede erst 1475 geschlossen werden
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    Kaltblütig warten die „archers“ ab, bis ihre Gegner die ersten kümmerlichen Schüsse getan haben. Dann treten sie in Aktion. Unter ihrem Pfeilhagel weichen die französischen Schützen zurück. Den Reitern, die nun ihre Attacken beginnen, ergeht es nicht besser. Welle auf Welle brandet gegen die Anhöhe, doch was den Pfeilschauern entgangen ist, rennt sich an den Lanzen der abgesessenen englischen Ritter fest. König Eduards Männer weichen nicht von der Stelle, und die Franzosen tun ihnen den Gefallen, immer nur frontal anzugreifen. Das ist Rittermanier, der Ritter kennt nur eine Angriffstaktik: gerade drauflos. Auf dem Höhepunkt der Schlacht erhält König Eduard die Meldung, auf dem Posten, wo sein 16jähriger Sohn Eduard kämpfe, stünde es schlecht; dringend sei Verstärkung nötig. Ob sein Sohn selbst um Hilfe rufe, will der König wissen. Das wird verneint. Dann sei die Lage auch nicht kritisch, befindet der König und schickt die Boten ohne die erbetene Verstärkung fort.
Ritterdämmerung
    Spät am Abend geben die Franzosen auf. Zu Tausenden liegen ihre Leichen auf dem Feld. Das englische Heer hat dagegen nur geringe Verluste. Crécy war eine der Schlachten, wie sie im 14. Jahrhundert häufiger geschlagen wurden. Ein Ritterheer traf auf eine mit Fernwaffen ausgerüstete, klug geführte Infanterie und ging trotz unbestreitbarer persönlicher Tapferkeit des einzelnen Reiters unter. Die Dämmerung des abendländischen Rittertums hatte begonnen.

Die Schlacht von Crécy in einer französischen Buchmalerei des 14. Jahrhunderts. Anders als vom Künstler dargestellt, kam es nicht zum Kampf Reiter gegen Reiter; nur die Franzosen setzten Kavallerie ein
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    (c) dpa/Picture Alliance, Frankfurt am Main

Leben am Rande des Existenzminimums
Die Unterschichten
    In den Städten des Spätmittelalters lebten viele Menschen nahe dem Existenzminimum und manche auch darunter. Man schätzt, dass die unteren Schichten der Gesellschaft bis zu 60 Prozent der Stadtbevölkerung ausmachten. Die Städte zogen ja alle an, die aus unerfreulichen Verhältnissen weg wollten, aber nicht

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