Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
zeitgenössischen Reformmönchtum feinsinnig registriert. So ließ Idung von Prüfening in seinem Dialogus duorum monachorum (Buch II, 41, S. 142) den Cluniazenser über die Prämonstratenser sagen: „Deshalb wollen sie möglicherweise nicht Norbertiner genannt werden, weil man sagt, dass ihr Gründer, Herr Norbert, abtrünnig geworden sei. Er wandelte sich vom barfüßigen Reiter eines Esels zum gut beschuhten und gut gekleideten Reiter eines aufgeputzten Pferdes, vom Einsiedler zum Höfling am Hofe Kaiser Lothars. Er wechselte von (Schwarz-)Brot und einfacher Kost zu königlichen und üppigen Speisen und mutierte vom großen Verachter der Welt zum großen Sachwalter weltlicher Angelegenheiten.“ Norbert starb 1134 und wurde nach einem Streit auf Geheiß von Kaiser Lothar II. (1133 – 1137) nicht in der Magdeburger Kathedrale, sondern im prämonstratensischen Liebfrauenkloster bestattet. Im Jahr 1627 überführte man seinen Leichnam ins Kloster Strahov (Prag).
5. Die Bettelorden des 13. Jahrhunderts
Z u Beginn des 13. Jahrhunderts kamen neue religiöse Bewegungen auf, die in unterschiedlicher Weise auf die sozialen und spirituellen Herausforderungen der Zeit reagierten. Die Städte wuchsen und mit ihnen auch die Bevölkerung. Die Intensivierung der Produktion und der Geldwirtschaft sowie die Ausweitung des Handels führten zwar zu steigendem Wohlstand in bestimmten sozialen Schichten, doch zugleich vergrößerte sich die Kluft zwischen Arm und Reich. Angesichts der zunehmenden sozialen Spannungen rief der vielerorts wohlhabende Lebensstil von Klerikern Unmut in breiten Kreisen der Bevölkerung hervor. Vor allem in Südfrankreich begannen sich mit den Katharern ketzerische Strömungen zu etablieren, die unter Berufung auf urchristliche Ideale in vielerlei Hinsicht die Amtskirche in Frage stellten. In dieser Zeit voller Spannungen entstanden die vier Bettelorden ( quatuor ordines mendicantes ), deren Name sich von lateinisch mendicantes für Bettler herleitet. Die Franziskaner ( Ordo Fratrum Minorum ) und die Dominikaner ( Ordo Fratrum Praedicatorum ) gingen aus der laikalen Armutsbewegung hervor. Ihre zentralen Anliegen, freilich in unterschiedlicher Gewichtung, bestanden in radikaler Armut, Wanderpredigt, Mission und Studium. Die kurz nach der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründeten Augustiner-Eremiten, |28| die sich vor allem der Seelsorge verschrieben, erwuchsen aus dem Zusammenschluss älterer Eremitengemeinschaften. Die Karmeliter schließlich, die sich ebenfalls auf die Seelsorge konzentrierten, haben ihren Ursprung in einer Eremitengemeinschaft, die im 12. Jahrhundert am Berg Karmel (Hl. Land) entstand.
Im Gegensatz zu den alten monastischen Orden kennen die Bettelorden weder eine Autonomie einzelner Klöster noch eine strikte Zentralgewalt oder die Bindung der Mönche an ein Kloster. Amtsträger wurden auf Zeit gewählt, hierarchische Strukturen soweit es ging gemieden. Die Konvente wurden in Provinzen räumlich organisiert, gewählte Provinzialpriore standen den Provinzkapiteln vor, welche wiederum dem vom Generalkapitel auf Zeit gewählten Generalminister unterstanden.
Die Bettelorden, die sich vor allen in Universitätsstädten niederließen, suchten nicht nur den Zugang zu Universitäten, sondern rekrutierten auch aus diesem Umfeld viele ihrer Mitglieder. Zur akademischen Ausbildung standen neben den Universitäten, die erst im Entstehen waren, auch ordenseigene Studienhäuser zur Verfügung. Im ausgehenden 13. Jahrhundert konnten sowohl die Franziskaner als auch die Dominikaner ein gut organisiertes Studiensystem und eine Reihe vorzüglicher Theologen vorweisen, wie Alexander von Hales († 1245), Bonaventura († 1274), Albertus Magnus († 1280) und dessen Schüler Thomas von Aquin († 1274).
Das Wirken der Bettelorden auf dem Gebiet der Seelsorge, der Mission und des Studiums brachte vor allem die Franziskaner und Dominikaner, auf die sich die folgenden Ausführungen beschränken, schnell in Konflikt mit dem Weltklerus, in dessen Domäne sie unwillkürlich eindrangen. Hinzu kam der für das traditionelle Mönchtum undenkbare Verzicht auf kollektives Eigentum sowie die bis dahin unübliche Form der Einkommenserzielung durch Bettel. Letzteres war den Kanonikern sogar untersagt und wurde von den Kartäusern in ihren Consuetudines (XIX,2 f.) als verabscheuenswert heftig kritisiert. Mit den Bettelorden ergab sich auch eine andere Struktur in Bezug auf die angegliederten, in strenger Klausur
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