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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Rüffer
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lebenden Frauenkonvente, die als zweiter Orden bezeichnet werden. Hinzu kamen schließlich Laien, die in Familie oder in Bruderschaften lebten und sich gemäß den Ordensidealen zu einer strengeren Lebensweise verpflichteten. Sie bildeten die jeweiligen dritten Orden (Tertiare).
    Franziskaner
    Franz von Assisi, der aus einer begüterten Tuchhändlerfamilie stammte, wurde um 1181 / 82 in Assisi geboren. Er erhielt eine Ausbildung in Rechnen, Latein und Französisch (Provenzalisch), was für einen zukünftigen Fernhandelskaufmann durchaus üblich war, und genoss sein Leben. Nach einer schweren Erkrankung und einer langen Genesungsphase setzte die Konversion ein. Franziskus begann sich um verfallene Kirchen zu kümmern und gab dafür Teile des Familienvermögens aus. Dies brachte ihn in Konflikt mit seinem Vater, der ihn vor dem Bischof verklagte, worauf Franziskus auf alles Eigentum, alle Erbansprüche, sogar auf seine Kleidung verzichtete. So begann er ein Leben als Eremit in und nahe Assisi zu führen. Er nahm die Worte aus dem Matthäusevangelium wörtlich: „Ihr sollt weder Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben, auch keine Reisetasche, auch nicht zwei Hemden, keine Schuhe, auch keinen Stecken“ (Mt 10,9 – 10). Sein gelebtes Beispiel der Nachfolge Jesu, durch Buße, Wanderpredigt und radikale Armut, zog erste Jünger an. Im Frühjahr 1209 pilgerte Franziskus mit seinen Gefährten nach Rom und erreichte bei Innozenz III. (1198 – 1216) durch Fürsprache des Bischofs von Assisi eine mündliche Annerkennung seiner Lebensform. Diese Bestätigung war wichtig, um sich nicht dem Verdacht der Häresie auszusetzen. Franziskus selbst bezeichnete seine Gemeinschaft, die an der Kirche von Portiunkula unter Aufsicht eines vom Papst bestellten Protektors lebte, immer als Bruderschaft ( fraternitas ), nie als Orden ( ordo ).
    Der Papst erkannte die charismatischen Qualitäten von Franziskus, doch konnte die Gemeinschaft für die Kirche nur dann fruchtbar sein, wenn sie sich in die Amtskirche vollständig eingliedern ließe. Dies geschah schließlich durch eine für alle verbindliche und vom Papst bestätigte Satzung. Die erste, die Regula non bullata , wurde nicht approbiert, die zweite, die Regula bullata , wurde 1123 offiziell anerkannt. Die Ordensverfassung orientierte sich an denen der Zisterzienser und der Dominikaner. Ordensgelübde, Probejahr und die Verpflichtung zur stabilitas im Orden, nicht jedoch die Bindung an einen Ort, galt es zu befolgen. Kennzeichnend wurde ein langes, ursprünglich aus grauer Wolle bestehendes Ordensgewand mit Kapuze, deshalb auch die englische Bezeichnung Grey Friars. Der deutsche Name Barfüßer geht auf das Verbot zurück, Schuhe zu tragen, und die französische Benennung cordeliers auf den Brauch, das Gewand mit einem weißen Strick zu gürten. Darüber hinaus bedurfte es einer regionalen Verwaltungsstruktur, in Form der Aufteilung in Provinzen und eines verfassungsrechtlichen Gremiums, dem Provinzial- bzw. Generalkapitel, in dem die gemeinschaftlichen Interessen durch auf Zeit bestimmte Vertreter reguliert und durchgesetzt werden konnten.
    Die Expansion und Ordensbildung lag nicht im vordergründigen Interesse des Gründers. Franziskus |29| zog sich relativ rasch aus der Leitung zurück und übergab sie Petrus Cantanii († 1221), dem Elias von Cortona († 1253) folgte. Nach anfänglich gescheiterten Missionen nördlich der Alpen und in Übersee (Ägypten) nahmen die asketisch-kontemplativen Züge seiner Frömmigkeit zu. Im Spätsommer 1224 erhielt er die Stigmata. Der Poverello verstarb nach langer zehrender Krankheit am 3. Oktober 1226 in einer Steinhütte bei Portiunkula. Seine schnelle Heiligsprechung durch Gregor IX., am 16. April 1228, führte zum Neubau einer großartigen, mit Fresken und Glasmalerei ausgestatteten Kirche, die sich über dem Grab des Heiligen noch heute erhebt.
    Die Institutionalisierung eines derartig radikalen Lebensentwurfes in Form der imitatio vitae pauperis Jesu musste früher oder später zu Konflikten innerhalb des Ordens führen, da nicht alle bereit waren, bis zur letzten Konsequenz diesem Ideal zu folgen. Sowohl die Verpflichtung zur kollektiven Armut, das ursprünglich übliche Laienmönchtum als auch die von Franziskus eher gering geschätzte intellektuelle Ausbildung führten in der Folgezeit zu heftigen Auseinandersetzungen. Unter den Generalministern Albert von Pisa (1239 – 1240) und Haymo von Faversham (1240 – 1244) setzte

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