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Mittelstadtrauschen: Roman (German Edition)

Mittelstadtrauschen: Roman (German Edition)

Titel: Mittelstadtrauschen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarita Kinstner
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Unterschrift, das ist alles. Und dem Herrn Calafati sind Sie bitte auch ein wenig behilflich, wenn Sie so lieb sind.
    – Calafati? So einen Trottel kenn ich nicht!
    – Na, da wird der Calafati aber froh sein, dass so einer wie Sie ihn nicht kennt!
    Auf seiner Bank verschluckt sich Palicini fast an der Mandel, bekommt schon wieder einen Hustenkrampf. Na, Gott sei Dank hab ich den Blasbichler nie kennenlernen müssen, denkt er. Auf seine E-Mails hat Joes Onkel immer prompt reagiert und brav das notwendige Geld überwiesen. Und die Schenkungsurkunde für Joes Wohnung hat er ihm sogar schon nach einer Woche unterschrieben retourniert, per eingeschriebenem Brief.
    – Und was, wenn ich

s nicht tu?
Der Jäger liest.
So ein Schwachsinn, nie und nimmer!
    – Nun, das sieht das Gespenst bei mir oben im Kasperlhimmel ein bisserl aaanders
, sagt der Kasperl und schwingt seine Mütze.
Der hat dem Calafati nämlich ein handgeschriebenes Dokument überlassen, das der sofort öffnen soll, wenn Sie nicht ganz genau tun, was man von Ihnen verlangt.
    »Was soll das?«, fragt Marie. »Was für ein Dokument?«
    »Ich weiß nicht«, sagt Gery. »Ist ja nur ein Kasperlstück.«
    Eilig legt der Jäger das Gewehr aus der Hand und nimmt dem Kasperl die Füllfeder aus der Hand.
    –
CALAFATI
. Nicht vergessen
, sagt der Kasperl und eilt davon. Der Jäger bleibt verdattert zurück. Im Hintergrund hört man noch immer das Schluchzen der Hexe Tussifussi.
Mein Kind, mein armes Kind!
    Heute am Abend werde ich den Brief endgültig zerreißen, denkt Palicini. Irgendein Geheimnis hat der Professor. Werden wohl geklaute Forschungsergebnisse sein. Und Joe ist ihm dahintergekommen. Vielleicht sitzt da jetzt irgendwo ein Quantenphysikgenie, der wegen dem Blasbichler jahrelange Forschungsarbeit umsonst geleistet hat. Bestimmt sogar, so schnell, wie der Blasbichler mir das nötige Geld und die Schenkungsurkunde überwiesen hat. Und wenn ich davon wüsste, würde ich mich am Ende gar noch schuldig machen. Nein, ich werd den Brief zerreißen, das geht mich nichts an. Der Blasbichler hat seinen Teil erfüllt, und wenn Joe will, dass ich es dabei belasse, dann soll es so sein.
    Und wieder fällt der Vorhang und öffnet sich.
    – Ein Foto hier, ein Foto da. Eine Fotocollage. Nein, ein Film wird es, ein Film, was sonst?
    »Das bist du!«, ruft Marie.
    Die Handpuppe auf der Bühne hat einen Kinnbart aufgemalt, um ihren Hals baumelt eine kleine Kamera.
    – Der Film muss nur noch geschnitten werden. Aber darf ich das jetzt überhaupt noch?
    – Jetzt erst recht!
Der Kasperl kommt von der Seite, schwingt eine Mütze.
Ein Kasperltheater muss es werden!
    – Wie bitte?
    – Ein Kasperltheater, wie das Leben! Vorhang auf und Vorhang zu.
    – Was meinst du? Ich kann doch nicht …
    – Und ob! Zeig der Welt, wer er war! Nur du kannst das, du warst doch sein bester Freund. Setz ihm ein Denkmal! Ein Kasperldenkmal!
    – Weißt du, wo er jetzt ist?
    – Na, bei mir, oben im Kasperlhimmel. Aber jetzt muss ich weiter, den Calafati treffen
, ruft der Kasperl, schwingt seine Mütze und lässt die Puppe mit der Kamera um den Hals ratlos zurück.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragt Marie.
    »Das Ende meines Filmes«, sagt Gery.
    »Welcher Film denn?«, fragt Marie, die Gerys zittrige Stimme nicht bemerkt.
    »Ich hab einen Film über Joe gedreht.«
    Aber da sieht Marie schon wieder auf die Bühne. »Schau mal, der Calafati! Der ist aber schön.«
    Würdig verbeugt sich der Große Chineser. In seinen Händen hält er ein paar Bögen gefaltetes Briefpapier und eine kleine Pfanne.
    – Grüß Gott, Calafati mein Name. Das Schicksal liegt in meinen Händen.
    »Mein Gott«, murmelt Palicini in der hinteren Bankreihe.
    – Muss ich denn wohl die Fortuna auf meine Seite holen. Damit auch alles gelingt, brauch ich ihren Glücksnebel!
    Durch den Saal flirren auf einmal bunte Lichter. Im Hintergrund hört man laute Musik und das Quietschen von Eisenbahnbremsen. Marie dreht sich um. Ihr erster Gedanke war, dass man die Tür aufgemacht hat, aber der Praterlärm ist draußen, auch wenn das, was sie hier drinnen hören, ganz gleich klingt. Marie hört Kinderlachen und das Geschrei eines Ringelspielbesitzers:
Drei Fahrten zum Preis von zwei!
Dahinter Abbas
The Winner Takes It All
und das Gedüdel eines Geldautomaten. Auf der Bühne wirft Calafati hektisch ein Blatt nach dem anderen auf die Bühne:
    – Hochschaubahn! Spiegelkabinett! Grottenbahn! Geisterschloss!
    – Wui, da hast ja

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