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Mittelstadtrauschen: Roman (German Edition)

Mittelstadtrauschen: Roman (German Edition)

Titel: Mittelstadtrauschen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margarita Kinstner
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nächste Attraktion ansteuert. Wenn er nur nicht verlangt, dass ich mich in eines dieser Geräte setze, denkt Marie, als sie am Boomerang und am Space Shot vorbeikommen, sie hat sich da nie hineingetraut, in diese Geräte, die einen mit einer Geschwindigkeit in den Himmel und wieder zur Erde katapultieren, dass einem das Herz stehen bleibt.
    Als Palicini vor der Grottenbahn stehen bleibt, beruhigt sich ihr Herzschlag wieder. Wenn es stimmt, dass Joe diesen Tag geplant hat, dann muss sie keine Angst haben.
    Ihr fällt auf, dass alle anderen Waggons leer sind, obwohl sich zwei Mütter mit Kindern anstellen. Als sie in einen der kleinen Waggons klettern, sieht Marie, wie eine der Mütter empört den Kopf schüttelt, als würde sie sagen: »Aber was soll denn das, da ist doch genug Platz.«
    »Glaubst du, dieser Palicini hat die ganze Bahn gebucht?«, fragt sie Gery.
    »Vielleicht.«
    Die Bahn setzt sich mit einem Ruck in Bewegung. Marie muss an die Grottenbahn in Graz denken, und wie kalt es darin immer war. Hier ist es angenehm kühl, eine kleine Pause von der Julihitze. Sie fahren an Gulliver, Rübezahl und den Sieben Zwergen vorüber.
    »Ich war nur einmal mit Joe im Prater«, sagt Marie. »Damals haben wir auch so angefangen. Zwergerlbahn, Spiegelkabinett und Grottenbahn. Lass mich raten. Als Nächstes wäre das Geisterschloss dran. Das ist irgendwie gruselig.«
    »Findest du? Ich fand die alte Geisterbahn nie gruselig.«
    »Ich meine nicht die Geisterbahn«, sagt Marie. »Ich rede von der Reihenfolge. Es ist alles genau so wie damals, als ich mit Joe hier war.«
    Als sie ein zweites Mal durch die Grotte fahren, legt sich Marie die karierte Decke um die Schultern. Schneeweißchen und Rosenrot.
    »Weißt du, dass ich dieses Märchen noch immer nicht kenne?«, sagt sie.
    »Das ist das mit dem Bären.«
    »Logisch, wenn hier einer steht.«
    Draußen steht nicht der Bär, sondern Palicini, und der schaut auf die Uhr. Bis zuletzt hat er sich nicht vorstellen können, wie alles funktionieren soll. Er hat überall fünfzehn Minuten reserviert. Für die Frau und das Kind im Spiegelkabinett hat sich der Betreiber entschuldigt. »Sieh dir das arme Kind an, das hat schon längst keinen Bock mehr«, hat er zu Palicini gesagt, »aber sie geht seit einer Dreiviertelstunde da drinnen herum. Hat wahrscheinlich nicht viel Geld, also bleibt sie extra lang.«
    »Schon in Ordnung«, hat Palicini geantwortet.
    Jetzt fragt er sich, wie er auf die Idee gekommen ist, die beiden müssten allein sein. In Joes Anweisungen stand nichts davon. Ihm ist nur wichtig gewesen, dass die Reihenfolge eingehalten wird.
    Er sieht auf die Uhr.
    Andererseits, denkt er, wenn Joe erfolgreich sein will, dann muss es einfach so sein. Obwohl Palicini ja bezweifelt, dass Joes Plan aufgehen wird. In nur einem Nachmittag …
    Er hört das Ruckeln der Bahn. Dann sieht er auch schon den Waggon und die Köpfe der beiden. Sieht Gery lachen und Maries rote Wangen. Vielleicht, denkt er, ist Joe aber auch gar nicht so dumm gewesen.
    »Schau mal! Der Calafati und die Fortuna!« Gery geht um die zwei Riesen herum. »Hast du gewusst, dass es den Calafati wirklich gegeben hat? Dabei war er gar kein Chinese, sondern ein Salamiverkäufer aus Triest.«
    »Klar weiß ich das. Der große Salamucci. Du vergisst, dass ich mit Joe zusammen war. Schade, dass sie den echten Chineser vom Calafati-Ringelspiel zerstört haben. Ich hätte gern gewusst, wie er ausgesehen hat.«
    »Palicini wartet«, flüstert Gery Marie ins Ohr.
    »Er schaut schon wieder auf die Uhr.« Sie kichert und läuft dann neben Gery her.
    »Du hast recht gehabt«, sagt Gery, als sie vor dem Geisterschloss mit seinem sprechenden Gorilla ankommen.
    »Das habe ich geliebt als Kind.«
    »Hast du dich gefürchtet?«
    »Klar!« Sie grinst.
    »Einsteigen bitte«, sagt Gery und lässt ihr den Vortritt. Dann setzt er sich neben sie und hängt die Kette ein. »Wenn du dich fürchtest, kannst du bei mir einschauen.«
    Und schon setzt sich die Bahn mit einem Ruck in Bewegung. Biegt bei der Spinne scharf ums Eck und klettert dann hinauf. Sie fahren durch einen blauen Tunnel. »O mein Gott, ich fühl mich wieder wie mit acht, als ich mit meinem Vater hier war«, lacht sie, als der grüne Totenschädel die Augen blinken lässt. Dann geht es bergab. Maire entfährt ein kurzer Schreckenslaut, als vor ihnen ein blaues Spinnennetz aufzuckt und die Bahn die Tür durchstößt.
    »Was kommt als Nächstes?«, fragt Gery.
    Marie

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