Mitten im Gefühl: Roman (German Edition)
dass du mit dem zusammen warst?«
Tara sagte »Ts-ts-ts« und schüttelte mitleidsvoll den Kopf. »Ehrlich, manchmal mache ich mir Sorgen um dich. Das habe ich dir doch erst heute Morgen erzählt.«
»Hast du das? Tja, egal. Wenn es für dich unangenehm ist, dann teilen wir dich einfach für eine andere Schicht ein. Du musst ihm nicht über den Weg laufen.« Während sie redete, beobachtete Daisy, wie Mel Stevens Grab verließ und langsam durch den von Bäumen umsäumten Friedhof schritt.
»Sei nicht albern.« Tara war empört. »Das ist ein Klacks. Über Dominic bin ich weg.«
»Dann wirst du also nichts Peinliches tun, beispielsweise mitten in der Hochzeitszeremonie aufspringen und brüllen: ›Hier, ich – ich kenne einen Grund, warum er nicht heiraten sollte!‹ Denn wenn du das tust, dann muss ich dich leider feuern, dich anschließend in kleine Stücke hacken und dich an Bert Connellys Köter verfüttern.« Daisy schüttelte bedauernd den Kopf.
Bert Connelly, der als Faktotum für das Hotel arbeitete, hielt sich ein kleines Rudel zähnefletschender, raubgieriger Pitbulls.
»Ich werde nichts dergleichen tun«, protestierte Tara. »Ich sage nur Hallo, das ist alles. Mann! Ich habe seit Monaten nicht an Dominic gedacht. So wichtig war er nicht. Das Leben geht weiter. Wenn er heiraten will, dann freut mich das für ihn. Und ich verspreche, von Peinlichkeiten Abstand zu nehmen.«
Daisy nickte erleichtert.
»Sie kommen übrigens heute Nachmittag vorbei. Vielleicht kannst du etwas länger bleiben und ihn begrüßen, dann ist das noch vor der Hochzeit erledigt.«
»Ich würde wirklich gern«, sagte Tara aufrichtig, »aber ich habe um vier einen Termin beim Friseur und es ist meine letzte Chance, bevor Zoe in Mutterschaftsurlaub geht.«
»Keine Panik. Ich dachte nur, es wäre vielleicht leichter, ihn heute Nachmittag zu sehen. Ich will nicht, dass du dich am Tag der Hochzeit aufregst.«
»Ehrlich, du übertreibst maßlos«, beschwerte sich Tara. »Ich hege auch nicht die leisesten Restgefühle für Dominic Cross-Calvert. Er bedeutet mir absolut nichts mehr.«
»Ist ja gut.« Daisy winkte kapitulierend. »Hauptsache, du bist dir da ganz sicher.«
Am Morgen der Hochzeit regnete es. Kein normaler Regen. Es goss wie aus Kübeln.
Als die Braut in Begleitung von Mutter und Schwester um 10 Uhr 30 eintraf, begrüßte Daisy sie an der Rezeption und führte sie in ihre Suite.
»Ich weiß, wir sind früh dran«, sprudelte es aus der drallen, blonden, porzellanpuppenhübschen Annabel heraus, »aber ich wollte reichlich Zeit haben, um herzufahren, und ich bin sowieso schon um fünf Uhr aus dem Bett gefallen, völlig durch den Wind. Dominic hält mich für verrückt, aber wie könnte ich nicht aufgeregt sein?« Sie schnaufte, während sie Daisy die Treppe hinauf folgte, und erklärte voller Stolz: »Es ist mein Hochzeitsmorgen, der wichtigste Tag in meinem Leben!«
Der Salon der Suite war mit Blumen und eisgekühltem Champagner speziell vorbereitet worden. Im Kamin knisterte ein Feuer.
»Natürlich ist es ein wichtiger Tag für Sie«, versicherte Daisy. »Und ich wette jede Summe, dass er ebenso aufgeregt ist. Männer streiten das nur gern ab; das ist so eine Macho-Sache. Wann erwarten Sie ihn denn?«
Die Hochzeitszeremonie selbst fand um 15 Uhr statt. Annabel hatte jede Menge Zeit, um sich herauszuputzen.
»Gegen zwei. Sein Trauzeuge fährt ihn her. Aber Dominic darf mich nicht sehen, vergessen Sie das ja nicht – es bringt Pech, wenn der Bräutigam die Braut vor der Hochzeit sieht! Ich denke, er wird unten in der Bar warten. Noch so eine gute, alte Macho-Tradition.« Annabel rollte in gutmütiger Resignation mit den Augen, dann musste sie breit grinsen. »Ich kann nicht glauben, dass mir das wirklich passiert. Wahrscheinlich bin ich die glücklichste Frau auf Erden. Wie steht es mit Ihnen? Sind Sie verheiratet?«
»Ich? Äh … nein.« Daisy schüttelte lebhaft den Kopf. Das war eine dieser Fragen, vor denen sie sich vorzugsweise drückte.
»Wie bitte? Wie können Sie nicht verheiratet sein?« Annabel wirkte schockiert. »Sie sind so hübsch, Sie könnten jeden Mann haben, den Sie wollen.«
Grundgütiger, nichts war schlimmer, als die Illusionen einer jungen Frau wenige Stunden vor ihrer Hochzeit zu zerstören. Keine errötende Braut wollte daran erinnert werden, dass manche Männer einen zu dem Glauben verleiten, sie wären die Antwort auf die Gebete jeder Singlefrau, wo sie doch tief im Innern nichts
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