Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
erklärte ihm Lena. »Die bösen Geister werden durch das klirrende Geräusch, das von ihnen ausgeht, abgeschreckt.«
    Um es auszuprobieren, ließ er zwei aneinander klingen. Ein schöner Ton, fand er, und gar nicht besonders unheimlich. »Du glaubst an Voodoo?«
    »Ich glaube an dieses Quäntchen Vorbeugung.« Schmal und kurvenreich spazierte sie los, um sich ihrer Großmutter anzuschließen.
    Ob nun Voodoo oder Glasflaschen, ihm gefiel der Anblick, als sie dort von den Bäumen hingen. Und als er erneut zwei gegeneinander klingen ließ, gefiel ihm auch dieser Ton.
    Fast eine Stunde lang dauerte es, bis sie ihren Rundgang ums Haus geschafft hatten, denn es wurde mit den Landschaftsgärtnern geplaudert, sich nach der Familie erkundigt, über das Wetter spekuliert, bis man dann am Rande auf den Garten zu sprechen kam.
    Als Declan sie endlich in der Küche hatte, stemmte Odette die Fäuste in die Hüften und nickte. »Das ist eine schöne Farbe, wie die Kruste eines ordentlich gebackenen Teigs. Die meisten Männer kennen nichts anderes als Weiß. Das hier betont den schönen Kiefernholzboden.«
    »Nächste Woche werde ich mit den Schränken fertig sein und sie anbringen können.« Er deutete auf das Esszimmer. »Ich habe mich auch hier für Kiefer entschieden. Mit Glasfronten.«
    Mit geschürzten Lippen trat Odette ein und strich mit der Hand über einen Schrank. »Schöne Arbeit, Declan. Sie haben Talent.«
    »Danke.«
    »Und es macht Sie glücklich.«
    »Das auf jeden Fall. Möchten Sie sich auch den Salon ansehen? Ich habe dort einen Tisch stehen. Wir könnten Tee trinken.« Er blickte zur Decke, als oben etwas Schweres zu Boden fiel. »Entschuldigen Sie den Lärm.«
    »Arbeit ist selten eine ruhige Angelegenheit. Lena und ich werden uns einfach umsehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Wir finden den Salon.«
    »Sie können ihn nicht verfehlen. Es ist der einzige Raum, in dem ein Tisch steht.«
    »Er ist ein sehr netter junger Mann«, bemerkte Odette, als sie und Lena das Esszimmer verließen.
    »Das ist er.«
    »Sieht auch gut aus.«
    »Sehr gut.«
    »Und er ist für dich entbrannt, chère.«
    Jetzt lachte Lena. »Das ist er.«
    »Und wie wirst du damit umgehen?«
    »Ich bin noch am Überlegen. Mein Gott, was für ein Prachtbau.« Lena strich mit ihrer Hand über eine Wand. »Türen so breit, dass man mit einem Auto durchfahren könnte. Man könnte heulen, wenn man sieht, wie alles vernachlässigt wurde.«
    »Vernachlässigt? Ich weiß nicht. Mir scheint, es hat einfach gewartet. Ist das nicht wieder typisch Mann«, meinte Miss Odette, als sie den Salon betraten. »Hat sich mit einem Tisch und zwei Stühlen eingerichtet. Doch ich möchte wetten, er hat sich, seit er hier ist, noch keine einzige Mahlzeit gekocht.«
    Lena schob eine Braue nach oben. »Du wirst doch jetzt in mir kein Mitleid für ihn erwecken wollen, Großmama, damit ich ihm was zu essen bereite.« Belustigt trat Lena ans Fenster. »Die Aussicht von hier ist wunderschön. Stell dir vor, wie das von hier aus zu den Glanzzeiten des Hauses ausgesehen haben mag. Pferde, die die Allee entlanggeritten kommen und jene lustigen alten Autos, die über die Einfahrt rumpeln.«
    »Es wird alles wieder schön werden. Aber es braucht eine Frau dazu – genau wie dieser Junge eine braucht.«
    Lena spielte mit dem kleinen Schlüssel, den sie als Anhänger um den Hals trug. »Ich sagte, ich überlege noch. Frostig ist es hier drin«, fügte sie hinzu. »Da müsste mal ein Feuer angezündet werden.«
    »Ich schichte eins auf«, bot Declan an, als er mit einem Krug Tee, der zu lange gezogen hatte, und Plastiktassen hereinkam.
     

6
    Es war eine schöne Stunde gewesen, fand Declan. Und, abgesehen von Remy und Effie, seine ersten Gäste.
    Er hatte sich über ihren Besuch gefreut, über die Anwesenheit von Frauen in seinem Salon mit dem munter prasselnden Feuer und der späten Nachmittagssonne, die sich durch den Staub auf den Fensterscheiben kämpfte.
    »Ich werde wiederkommen«, versprach Odette, »um mir Ihre Küche anzusehen, wenn sie fertig ist.«
    »Ich hoffe, dass Sie noch oft kommen. Es würde mich freuen, Ihnen auch den Rest des Hauses zu zeigen.«
    »Gehen Sie nur und zeigen Sie es Lena. Ich werde jetzt nach Hause laufen.«
    »Ich bring dich nach Hause, Großmama.«
    »Nein, du bleibst noch eine Weile hier.« Das sagte sie zwar beiläufig, aber doch mit einem verschlagenen Blick in ihren Augen. »Ich möchte meine Beine bewegen, dann wird es Zeit für meinen

Weitere Kostenlose Bücher