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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wir doch im Lauf der Jahre etwas davon erfahren haben.« Remy schüttelte den Kopf. »Ich hab nie was gehört. Ich bring dich jetzt nach Hause, Liebes.«
    »Das darfst du.« Effie streckte ihre Hand aus und berührte Remys Arm. »Komm doch mit uns. Ich weiß nicht recht, ob du hier bleiben solltest.«
    »Ich bleibe hier. Ich möchte hier bleiben.«
    Ich muss hier bleiben, überlegte er, als er allein war und das Wummern seiner Nagelpistole durch das Esszimmer hallte. Er restaurierte das Haus nicht nur, sondern eignete es sich auf diese Weise auch an. Und sollte ein ermordetes Mädchen dazugehören, dann gehörte ihm dieses ebenfalls.
    Er wollte seinen Namen wissen, seine Geschichte erfahren. Woher war es gekommen? Wie war es gestorben? Vielleicht war er sogar auserkoren, um das herauszufinden.
    Sollten diese Bilder, diese Gefühle die anderen in die Flucht geschlagen haben, ihn banden sie nur umso fester ans Haus.
    Er konnte mit Geistern leben, befand Declan, als er mit der Hand über seinen ersten fertigen Schrank strich. Doch er würde keine Ruhe geben, bis er sie kannte.
    Aber als er dann endlich Feierabend machte und zu Bett ging, ließ er die Lichter an.
    Die nächsten paar Tage war er zu beschäftigt, um an Geister oder Schlafwandeln zu denken oder auch nur an freie Abende in der Stadt, wie er sie sich vorgenommen hatte. Der von ihm beauftragte Elektriker und der Installateur legten sich mit ihren Leuten tüchtig ins Zeug. Für Geister war das Haus zu laut und von zu vielen Menschen bevölkert.
    Frank und Frankie, offene Leute mit fleischigen Schultern und schmutzfarbenem Haar, stapften durch den Garten und gaben dabei Geräusche von sich, die sich sowohl als Zustimmung oder Abscheu auslegen ließen. Little Frankie schien der Kopf des Unternehmens zu sein und machte Declan nach einstündiger Begutachtung ein Angebot für das Auslichten von Unterholz und die Beseitigung von Unkraut. Obwohl er sich fragte, ob sie etwa vorhatten, mit dem Profit dieses Auftrags ihren Ruhestand zu finanzieren, hatte er doch genügend Vertrauen in Remy und gab ihnen den Job.
    Sie kamen mit Schaufeln, Spitzhacken und kilometerlangen Heckenscheren an. Vom Esszimmer aus, in dem Declan arbeitete, konnte er den trägen Singsang ihrer Stimmen und gelegentlich einen dumpfen Aufprall hören, wenn etwas umkippte.
    Ein Blick nach draußen zeigte ihm, dass sich das Gewirr lichtete.
    Der Stuckateur, den Miss Odette ihm geschickt hatte, war ein zaundürrer Schwarzer namens Tibald, dessen Urgroßpapa, wie Declan erfuhr, einst Landarbeiter bei den Manets gewesen war.
    Bei ihrer Runde durchs Haus kritzelte Tibald alles auf einen winzigen Notizblock mit Eselsohren. Als sie den Ballsaal erreichten, richtete Tibald traumverloren seinen Blick zur Decke.
    »Ich denke immer, ich habe ein Bild von etwas im Kopf, das es gar nicht gibt«, staunte er. »Und ich glaube nicht, dass ich mich jemals an den Anblick solcher Arbeit gewöhne.«
    »Dann sind Sie schon einmal hier gewesen.«
    »Ja. Die Rudickers haben mich ein Angebot für Stuckarbeit machen lassen. Das waren die Leute, von denen Sie Manet Hall gekauft haben. Die Rudickers hatten großartige, gute Ideen. Aber sie machten nicht viel daraus. Egal, sie nahmen jemanden aus Savannah. Habe ich mir sagen lassen.«
    »Warum?«
    Tibald lächelte unverwandt zur Decke hoch. »Sie hatten diese großartigen, schönen Vorstellungen, glaubten aber nicht, dass Einheimische ihnen zum Leben verhelfen konnten. Bildeten sich wohl ein, der Glanz würde umso strahlender, je mehr Geld sie ausgäben. Falls Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja. Ich sehe das anders, wenn man Einheimische anheuert, bekommt man sehr wahrscheinlich eher Leute, die sich für die Sache einsetzen. Können Sie diese Art von Arbeit reparieren und kopieren?«
    »Ich habe im Harvest House unten an der River Road Stuckarbeiten gemacht. Draußen in meinem Transporter habe ich Bilder davon, als eine Art Referenz. Vielleicht möchten Sie ja einen Blick darauf werfen oder sich das Harvest House ansehen, damit Sie einen Eindruck gewinnen. Man macht dort Führungen und hält Kulturveranstaltungen ab. Außerdem habe ich noch in New Orleans, in Baton Rouge und Metairie gearbeitet. Ich kann Ihnen die Namen geben.«
    »Lassen Sie uns die Bilder anschauen.«
    Ein Blick auf die Vorher-Nachher-Fotos von den verschiedensten Simsen, Wänden, Medaillons bewiesen Declan, dass dieser Mann ein Künstler war. Der Form halber erbat er sich ein Angebot. Tibald versprach, eins

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