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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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davon geträumt.«
    »Ich auch.« Tränen brannten ihm in den Augen und ließen das Licht verschwimmen. »Auch ich habe Träume.«
    »Sie müssen mir zuhören, Lucian. Ich war in jener Nacht da. Sie kam in das Kinderzimmer, um das Baby zu stillen. Ich kenne Abigail, seit wir selbst noch Babys waren. Sie hat nur Liebe für Sie und Marie Rose empfunden. Nie hätte ich in jener Nacht das Herrenhaus verlassen dürfen.« Claudine verschränkte die Hände über ihrer Brust, als versuchte sie die zwei Hälften eines gebrochenen Herzens zusammenzuhalten. »Ich werde den Rest meines Lebens um Vergebung bitten, dass ich nicht da gewesen bin.«
    »Sie hat Kleider mitgenommen, Schmuck. Meine Mutter hat Recht.« Er presste seine Lippen aufeinander, weil er seine Äußerung als einen Akt der Stärke begriff, wohingegen sie nur seinen schwach gewordenen Glauben verriet. »Ich muss das akzeptieren.«
    »Ihre Mama hasste Abby. Sie hat mich am nächsten Tag hinausgeworfen. Sie hat Angst, mich im Haus zu behalten, Angst, ich könnte herausfinden –«
    Mit wutverzerrtem Gesicht wirbelte er herum und Claudine trat zur Seite. »Du möchtest mich glauben machen, meine Mutter habe auf irgendeine Weise meine Frau umgebracht und dann das Verbrechen, die Sünde, das Entsetzen vertuscht, indem sie den Eindruck erweckte, Abby sei davongelaufen?«
    »Ich weiß nicht, was passiert ist. Aber ich weiß, dass Abby nicht davongelaufen ist. Mama Rouse ist zu Evangeline gegangen.«
    Lucian winkte ab und wandte sich wieder ab. »Voodoo-Unsinn.«
    »Evangeline verfügt über die entsprechenden Kräfte. Sie sagte, sie sehe Blut, Schmerz und Angst. Und eine dunkle, dunkle Sünde. Tod, sagte sie, und ein Grab im Wasser. Sie meinte auch, Sie bestünden aus zwei Hälften und eine davon sei so schwarz wie eine Höllenkammer.«
    »Dann hätte ich sie also umgebracht? Kam nachts nach Hause und tötete meine Frau?«
    »Zwei Hälften, Lucian, die einen Schoß teilten. Sehen Sie sich Ihren Bruder an.«
    Die Kälte schnitt wie ein Messer in ihn, wühlte seine Eingeweide auf und ließ seinen Kopf dröhnen. »Ich will nichts mehr davon hören. Geh nach Hause, Claudine. Bleib dem Herrenhaus fern.«
    Er kramte in seiner Tasche und holte die Anstecknadel mit der Uhr heraus. Er drückte sie Claudine in die Hand. »Nimm das, heb sie für das Kind auf.« Er konnte es nicht mehr bei seinem Namen nennen. »Sie sollte etwas haben, was ihrer Mutter gehört hat.«
    Voller Trauer starrte er auf das Symbol in ihrer Hand. Für Abigail gab es keine Zeit mehr. »Sie töten Sie noch einmal, indem Sie nicht an sie glauben.«
    »Bleib mir fern.« Er taumelte davon, auf Manet Hall zu, seine selbst gewählte Hölle. »Bleib mir fern.«
    »Sie wissen es!«, schrie Claudine ihm hinterher. »Sie wissen, dass sie wahrhaftig war.«
    Die Uhr an ihre Brust gedrückt, gelobte Claudine, diese und die Wahrheit an Abigails Tochter weiterzugeben.
     

Manet Hall
Februar 2002
    Von seiner Galerie aus verfolgte Declan, wie der Tag erwachte. Noch war die Dämmerung ein rosiger Schimmer am östlichen Himmel, unter dem sich bereits malvenfarbene Streifen wie müde Blutergüsse abzeichneten. Die Luft erwärmte sich bereits. Fast jeden Tag konnte er spüren, wie die Temperatur stieg. Noch war es nicht März, aber der Winter nahm seinen Abschied.
    Im Garten, der noch vor einem Monat eine jämmerliche Wildnis gewesen war, zeigten sich Spuren seiner einstigen Schönheit. Man hatte erdrückende Ranken, ausuferndes Unkraut, trockenes Unterholz und zerbrochene Ziegel weggeschafft und Stück für Stück die Gartenpfade, die Büsche, selbst die Zwiebelgewächse und Stauden freigelegt, die hartnäckig dem Absterben widerstanden hatten.
    Um eine alte Eisenlaube rankte sich üppiger Blauregen, wie ihn die Franks aufgeklärt hatten, und eine Azaleeninsel zeigte die hoffnungsvollen Ansätze von Knospen.
    Er hatte Magnolie, Myrte, Kamelie und Jasmin im Garten. Alles, was er von den im trägen Singsang heruntergeleierten Informationen der Franks behalten konnte, schrieb er sich auf. Als er ihnen das Rankgewächs beschrieben hatte, das er sich für eine der Ecksäulen vorstellte, hatten sie ihm erklärt, dass er eine Prachtwinde haben wolle.
    Sein Körper schien sich offenbar an die fünf bis sechs Stunden gestörten Schlafs zu gewöhnen, die ihm vergönnt waren. Vielleicht aber war sein Antriebsmotor auch nur Nervosität.
    Irgendetwas trieb ihn an, drängte ihn Schritt für Schritt, die Umwandlung des Hauses zu

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