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Mitten in der Nacht

Mitten in der Nacht

Titel: Mitten in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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überhaupt kannte. Deshalb hat es auch nie eine andere gegeben, die mir wirklich etwas bedeutet hat. Nicht so jedenfalls. Weil es sie gab, ich sie aber noch nicht gefunden hatte.«
    »Vielleicht brauche ich was Stärkeres.«
    »Der Bourbon steht in der Küche. Eis ist im Sektkühler. Mein neuer Kühlschrank soll morgen geliefert werden.«
    »Ich mache uns beiden einen Drink zurecht.«
    »Meinen bitte kurz und schwach«, erwiderte Declan abwesend. »Ich habe heute noch zu tun.«
    Remy brachte zwei Gläser mit und nahm einen großen Schluck, während er Declan prüfend musterte. »Ich liebe dich wie einen Bruder, Declan.«
    »Das weiß ich.«
    »Also werde ich jetzt auch mit dir sprechen wie mit einem Bruder – falls ich einen hätte, anstatt mit Schwestern gestraft zu sein.«
    »Du bist der Ansicht, ich hätte meinen Verstand verloren.«
    »Nein. In einigen Situationen, ach zum Teufel, in den meisten Situationen, denkt ein Mann mit seinem Schwanz. Bis sich die Gedanken dann zu seinem Kopf hochgearbeitet haben, sieht er die Lage für gewöhnlich klarer.«
    »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mir das erklärst, Papa.«
    Remy schüttelte den Kopf und lief auf der Galerie auf und ab. »Lena ist eine sehr verführerische Frau.«
    »Kein Einspruch.«
    »In gewisser Weise verströmt sie jene Pheromone oder was zum Kuckuck da im Spiel ist, während sich andere Frauen mit Parfüm voll spritzen müssen, um einen Mann in Erregung zu versetzen. Sie braucht nur zu atmen und schon verfällst du ihr.«
    »Du willst mir also sagen, ich sei verknallt in sie oder dem ersten Sinnestaumel erlegen.«
    »Genau.« Zur Ermutigung legte Remy Declan die Hand auf die Schulter. »Kein halbwegs lebendiger Mann würde dir daraus einen Vorwurf machen. Dazu kommt noch, dass du in Beziehungsdingen gerade erst ein paar harte Monate durchgemacht hast. Da ich außerdem weiß, mit welcher Ernsthaftigkeit du deine Schuld vor dir herträgst, kann ich mir nicht vorstellen, dass du dich seit dem Bruch mit Jennifer um ein regelmäßiges Durchputzen deiner Rohrleitungen gekümmert hast.«
    »Jessica, du Arschloch.« Belustigt und gerührt lehnte Declan sich ans Geländer. »Ich bin aber nicht verknallt. Ich dachte es, gewürzt mit einer kräftigen Dosis Sinnesrausch. Aber das ist es nicht. Es ist keine Frage von verstopften Rohren, und ich denke auch nicht mit meinem Schwanz. Es ist mein Herz.«
    »Ach, Brüderchen.« Remy nahm einen Schluck Whiskey. »Du bist noch keinen Monat hier, Dec.«
    »So was sagen die Leute immer, als fiele Zeit dabei ins Gewicht.« Und weil der kritische Teil seines Gehirns dasselbe gesagt hatte, irritierte es ihn umso mehr, diese Ansicht von seinem engsten Freund zu hören. »Gibt es etwa irgendwo in den Staaten ein Gesetz, das festlegt, man dürfe sich erst dann verlieben, wenn eine vernünftige Zeitspanne ins Land gegangen sei, während derer beide Parteien sich treffen und kommunizieren und sogar, falls möglich, Geschlechtsverkehr haben dürfen, um festzustellen, ob sie zueinander passen? Wenn dem so wäre und es funktionierte, wie erklärst du mir dann bitte die Scheidungsrate?«
    »Da hier zwei Anwälte stehen, die dieses Thema debattieren, werden wir das noch bis zum nächsten Dienstag erörtern.«
    »Dann lass mich dir eins sagen. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares empfunden, noch nie in meinem Leben. Ich dachte, ich könnte das gar nicht. Ich bin davon ausgegangen, dass ich in dieser Hinsicht nicht so funktioniere, wie ich sollte.«
    »Um Himmels willen, Dec.«
    »Ich konnte Jessica nicht lieben.« Das Schuldgefühl schlich schon wieder in seine Stimme. »Ich konnte es einfach nicht, und ich habe es wirklich versucht. Fast hätte ich mich mit Zuneigung, Respekt und gemeinsamer Herkunft zufrieden gegeben, weil ich dachte, mehr nicht kriegen oder geben zu können. Aber das stimmt nicht. Ich habe noch nie so empfunden, Remy«, wiederholte er. »Und es gefällt mir.«
    »Wenn du Lena haben willst, dann wünsche ich sie mir für dich. Die Sache ist nur, egal, was du empfinden magst, Dec, es garantiert nicht, dass sie dasselbe empfindet.«
    »Mag sein, dass sie mir das Herz bricht, aber zu viel zu fühlen ist bei weitem besser, als nichts zu fühlen.« Das hatte er sich sehr oft gesagt, seit er sich in sie verliebt hatte. »Ob so oder so, ich muss es probieren.«
    Er kippte den Whiskey runter, den er noch im Glas hatte. »Sie weiß nicht, wie sie mich einordnen soll«, murmelte Declan. »Aber es wird sehr vergnüglich

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