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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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warum sie sich umgezogen hätten.
    Vittore antwortete eilig für seinen Schwager. „Wir mussten erst noch nach Hause, weil ich meine Kundenkarte nicht dabei hatte. Und dann habe ich ihm versehentlich die schwere Fleischkiste auf die Hand gestellt.“ Dabei zeigte er auf Luigis Hand. „Mehrere Kisten sind umgefallen und wir waren beide eingesaut.“ Er sagte das ganz selbstverständlich.
    Sie standen um Lucas Bett, der immer noch blass war. Die Männer wollten schon wieder gehen, als er die Augen öffnete.
    Vittore beugte sich zu ihm hinunter, wollte die letzte Gewissheit.
    „Koller, nicht wahr?“, flüsterte er Luca ins Ohr. Der nickte vorsichtig, bevor er sich wieder dem Medikamentenschlaf überließ.
    Roberta bestellte Carmen für den Abend. Als sie aufgelegt hatte, zeigte Vittore die Tageszeitung mit der Überschrift „Bundesweit agierende Bande überfällt Klever Juwelier!“.
    Im Text widmeten sie Luca zwei Sätze, die ihn zum Helden machten. „Als die Täter fliehen wollten, stellte sich der zwanzigjährige Luca P. ihnen in den Weg. Dabei wurde er schwer verletzt.“ Vittore lächelte und nahm die Zeitung an sich. Für Luca, wenn er wieder auf dem Damm war.
    Am Abend war das Restaurant gut besucht. Alle erkundigten sich nach Lucas Befinden, alle wollten wissen, was sich am Donnerstagabend zugetragen hatte, und zwar aus erster Hand. Bis nach Mitternacht hatten sie alle Hände voll zu tun, und als die letzten Gäste gingen, setzten sie sich zusammen. Vittore öffnete eine der Weinflaschen, die er nur für besondere Anlässe und Gäste im Angebot hatte. Despina und Luigi hatten die Tickets für den Rückflug am Sonntagnachmittag schon in der Tasche. Die letzte Auskunft der Ärzte sagte, dass Luca über den Berg sei. Er würde keine Schäden zurückbehalten.
    Despina und Roberta planten einen Besuch in Neapel. Roberta legte ihre Hand auf Vittores Arm. „Im Sommer, Vittore. Nur drei Tage. Du immer mit deiner Sorge, dass die Gäste nicht wiederkommen, wenn wir mal geschlossen haben. Jetzt hast du es doch gesehen.“ Vittore nickte. Vielleicht hatte sie ja Recht. Seit Jahren waren sie nicht mehr fort gewesen. Vielleicht sollten sie es einfach ausprobieren. Im Hintergrund lief Antenne Niederrhein. Die Ein-Uhr-Nachrichten wurden angekündigt.
    Luigi stand auf. „Ich muss ins Bett.“
    „… wurde ein Mann tot auf dem ehemaligen Hendricksgelände aufgefunden. Zu den genauen Umständen liegen uns noch keine …“
    Luigi und Despina gingen auf den Flur, der das Lokal mit dem Wohntrakt verband. Luigi hatte es nicht verstanden. Roberta stellte die Gläser auf die Theke. „Was ist, Vittore? Kommst du?“ Aber Vittore blieb sitzen. Er räusperte sich. „Gleich, Roberta, gleich. Geh schon vor.“
    Aus dem Radio plärrte jetzt Musik. Er starrte zum Fenster hinaus. Aber sie hatten ihn doch nicht totgeschlagen. Der Tote konnte nicht Koller sein! Koller hatte gelebt, als sie gingen. Ganz sicher. Aber vielleicht hatte er Verletzungen gehabt … Wie bei Luca. Da hatten sie zuerst auch nichts bemerkt.
    Er musste jetzt genau überlegen, was zu tun war. Er musste die Nerven behalten, das war jetzt das Wichtigste.
    Der bepflanzte Wagen stand wieder zu weit in der Fußgängerzone. Mühsam erhob er sich, ging hinaus und manövrierte ihn dichter an das Fenster.
    Luigi würde morgen abreisen. Er hatte die Nachricht nicht verstanden. Gut! Niemand wusste, dass sie dort gewesen waren. Niemand!

20
    Grube stand in der Halle, als van Oss vom K11 eintraf. Er stöhnte leise auf. Ausgerechnet der bunte Holländer musste es sein. Dieser gelockte Legolas für Arme.
    Bongartz war im eleganten Anzug erschienen und schon wieder weg. „Genickbruch. Diverse Schlagverletzungen. Seit drei bis vier Stunden tot“, hatte er genuschelt. „Bringt ihn mir auf den Tisch.“
    Lembach von der Spurensicherung war oben und hatte seinen ersten cholerischen Anfall schon hinter sich. Sie hatten das große Tor geöffnet und einer von den Frischlingen aus der Polizeischule war mit seinem PKW in die Halle gefahren. Für einen Augenblick hatte Grube gedacht, Lembach würde den Jungen schlagen. Dann brüllte er los: „Bist du noch bei Sinnen. Das hier ist ein Tatort. Haben die dir auf der Polizeischule beigebracht, dass man auf einem Tatort parkt?“
    Van Oss kam auf Grube zu und gab ihm die Hand. Linda stand einige Meter entfernt und telefonierte. Der Einkauf für ihren Besuch lag immer noch im Kofferraum des Dienstwagens. Jetzt versuchte sie ihre Gäste zu

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