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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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das stimmt.“ Er räusperte sich. „Es geht um Markus. Ihr Mann sagte, er wohnt nicht mehr hier. Wissen Sie vielleicht, wo wir ihn finden können.“
    Sie blickte ihn direkt an. „Hat er wieder was angestellt?“
    Joop hielt ihrem Blick stand, hörte die Sorge in der Stimme.
    „Oh, das wissen wir noch nicht. Erstmal haben wir nur ein paar Fragen, bei denen er uns vielleicht weiterhelfen kann.“
    Frau Lenker ging um den Stamm der Kirsche herum, zog einen weiteren Zweig zu sich und schnitt ihn ab.
    „Markus hat in den letzten Monaten bei einem Freund in Kellen gewohnt. Ich treffe mich manchmal mit ihm in der Stadt.“
    Sie schaute zum Fenster hinüber.
    „Hören Sie, mein Mann weiß nichts davon. Es wäre …“ Joop hob die Hände. „Oh, kein Problem. Wir reden ja nur über Kirschblüten, oder?“
    Sie lächelte dankbar.
    „Ich weiß die Adresse nicht. Sein Freund heißt Sebastian. Sebastian Heek.“
    Sie reichte ihm den vierten Zweig und blickte zum Wohnzimmerfenster. „Wissen Sie, Markus ist unser einziges Kind und mein Mann hat alles für ihn getan. Er ist so enttäuscht, verstehen Sie?“ Joop nickte und reichte ihr die Hand. „Ganz herzlichen Dank, Mevrouw Lenker. Für alles!“
    Im Auto legte er die Zweige vorsichtig auf den Rücksitz. Grube sah ihm misstrauisch zu und schüttelte den Kopf.
    „Fein! Dann war der Ausflug wenigstens nicht ganz umsonst.“
    Joop blickte zu ihm auf. „Ich gebe dir einen Zweig ab, okay?“ Grube konzentrierte sich auf die Straße und wusste für einen Augenblick nicht, ob der Holländer das jetzt ernst meinte.
    „Wir haben schöne Kirschblüten, und wir suchen nach Sebastian Heek aus Kellen. Bei dem wohnt Markus nämlich.“ Als Vincent Grube nicht reagierte, streckte Joop die Beine im Fußraum aus, legte sich entspannt in den Sitz zurück und klopfte sich auf die Schulter.
    „Das hast du gut gemacht, Joop. Du bist ein wirklich guter Polizist. Richtig zu gebrauchen bist du.“
    Grube lachte auf. „Okay! Kannst du vielleicht mal dein Handy benutzen und die Adresse rausfinden, dann kann ich mich aufs Fahren konzentrieren.“
    Joop telefonierte.
    „Sebastian Heek in Kellen, könnt ihr uns den mal raussuchen?“
    „Ja …“
    „Ja …“
    „Ach!“
    „Ja dann, danke!“
    Er legte auf. „Ferdinandstraße! Der hat auch schon bei uns arbeiten lassen!“
    Grube schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad und lachte auf. „Lass mich raten. Einbruch? Lass mich weiterraten. Zusammen mit Lenker?“
    Joop grinste.
    „Falsch! Hehlerei! Ohne Lenker!“

27
    Zwei Tage bleibt er weg. Sie hat darüber nachgedacht, das Schloss an der Wohnungstür auszutauschen, aber er hat sie nicht geschlagen, und sie möchte, dass er wiederkommt. Was soll er dann denken? Dann hat sie ihm Unrecht getan, und wenn er dann böse wird, dann hat er ja auch allen Grund. Dann hat sie mit ihrem Misstrauen alles kaputtgemacht. Die Kinder fragen: „Warum kommt Papa denn nicht?“ Zuerst hat sie keine rechte Antwort darauf, dann erklärt sie: „Papa musste für ein paar Tage in eine andere Stadt. Er verkauft da Autos.“
    Es ist Dienstagabend. Sie sind mit dem Abendbrot fertig, und sie hat den Kindern vor dem Zubettgehen ein halbe Stunde Fernsehen erlaubt. Draußen ist es noch hell, ein lauer Abend. Unten im Hof haben Nachbarn den Tisch und die Stühle in Beschlag genommen. Lautes Lachen und Prostrufe steigen herauf. Sie bügelt in der Küche Julias T-Shirt für den nächsten Tag, als Scheppern und das Bersten von Glas zu hören ist.
    Sie weiß es, bevor sie aus dem Fenster schauen kann.
    Er steht neben dem umgefallenen Tisch, in der Hand eine Flasche. Auf der geteerten Fläche liegen Scherben. Die Nachbarn sind aufgesprungen und zurückgewichen. Jetzt erst brüllt er los.
    „Glaubt ihr, ich habe das für euch aufgebaut? Kauft euch gefälligst selber Gartenmöbel, ihr Schmarotzer!“
    Weber von gegenüber, ein bulliger Mann Mitte dreißig, geht auf ihn zu.
    Martina hebt erschrocken die Hand vor den Mund. Andreas Koller holt aus und schlägt ihm die Flasche an den Kopf. Die anderen laufen, manche schimpfend, andere ängstlich schreiend, auf die Hauseingänge zu.
    Schnell tritt sie vom Fenster zurück, raus aus seinem Blickwinkel. Ihre Gedanken überschlagen sich, lähmen sie. Oh mein Gott, warum hat sie denn das Schloss nicht ausgetauscht, sie hat es doch geahnt, was hat sie denn nur geglaubt!
    Die Kinder! Sie läuft ins Wohnzimmer, schaltet den Fernseher ab. Sofort fangen Sven und Julia an zu

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