Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
Vom Netzwerk:
protestieren. Martina hält Julia mit der einen Hand den Mund zu, legt den Zeigefinder der anderen an ihre Lippen und sieht ihren Sohn eindringlich an. Daniel brummt ärgerliche U-Laute. Sie flüstert: „Der Papa ist gerade gekommen. Dem geht es nicht so gut. Ihr dürft morgen länger fernsehen, wenn ihr jetzt ganz schnell in eure Betten verschwindet.“
    Sven will verhandeln. „Aber dann eine ganze Stunde morgen!“ Martina willigt sofort ein und schiebt die beiden ins Kinderzimmer. „Ihr müsst euch nur ausziehen und ins Bett gehen. Zähneputzen lassen wir ausfallen. Aber schnell, ganz schnell!“ Eilig schließt sie die Tür.
    Sie ist mit Daniel auf dem Arm im Flur, will ihn in sein Zimmer bringen, als sie den Schlüssel im Schloss hört und die Tür auffliegt.
    Er bleibt stehen und taxiert sie. Sie versucht zu lächeln. Er geht an ihr vorbei ins Wohnzimmer. „Komm her und bring den Idioten mit.“
    Martina hört die Türklinke des Kinderzimmers.
    Bitte, lieber Gott, lass die Kinder in ihrem Zimmer bleiben.
    Er sitzt auf dem Sofa.
    „Lass den Idioten runter und hol mir Bier! Wir haben was zu klären!“
    Sie stellt Daniel auf die Füße, und der läuft, freudige O-Töne ausstoßend, auf ihn zu.
    Sie geht in die Küche, holt ein Bier aus dem Kühlschrank.
    Das letzte. Wie dumm sie ist! Warum hat sie nicht daran gedacht, Bier zu besorgen. Was, wenn er ein zweites will?
    Sie versucht die Flasche zu öffnen. Ihren zitternden Händen gelingt es nicht auf Anhieb und als der Kronkorken sich löst, schäumt es über, läuft über die Arbeitsplatte.
    Daniel sitzt schaukelnd auf dem Fußboden, als sie ihm das Bier auf den Couchtisch stellt.
    „Setz dich!“
    Sie nimmt den Sessel neben Daniel.
    Er greift nach der Bierflasche, trinkt in langen, tiefen Zügen.
    Sie kann das Zittern ihrer Hände nicht verbergen. Das Bier wird nicht reichen. Gleich wird er ein neues verlangen. Vielleicht kann sie Sven schicken. Vielleicht kann Sven …
    Er beugt sich vor.
    „Wieso zitterst du denn?“
    „Mir ist kalt“, versucht sie eine Erklärung.
    „Kalt ist dir? Ah, ja! Dir wird gleich noch viel kälter, das verspreche ich dir!“
    Er greift nach Daniels Arm, reißt ihn hoch auf das Sofa. Daniel wimmert auf.
    „Ich will wissen, wer dir diesen Idioten angedreht hat!“ Er schubst das Kind grob in die Sofaecke.
    „Wie meinst du das?“ Sie zittert jetzt am ganzen Körper, kann ihre Stimme kaum kontrollieren.
    „Wie ich das meine? Das ist nicht mein Sohn, und das weißt du genau, du Hure!“
    Daniel windet sich von dem Sofa, stößt gegen den Tisch und das Bier fällt um.
    Was dann passiert, erinnert sie nur in losen Bildern, deren Abfolge sie nie wieder chronologisch ordnen kann.
    Er schnappt sich Daniel und stößt ihn mit Macht gegen den Wohnzimmerschrank. Sie springt auf, hebt das wimmernde Kind hoch, will ihn in sein Zimmer bringen.
    Er hält sie fest, schreit: „Glaubst du, ich weiß nicht, dass der Balg von diesem Martin ist?“
    Sie starrt ihn an, das weiß sie noch. Sie starrt ihn an und kann nicht glauben, was sie hört.
    Dann ist Sven da. Für einen Augenblick ist Andreas irritiert. Sie stellt Daniel auf den Boden, Sven greift die Hand seines Bruders und zieht ihn mit sich ins Kinderzimmer.
    Die ersten Schläge treffen sie im Gesicht und im Magen.
    Julia und Sven in der Tür.
    An den Haaren zerrt er sie zu Boden.
    Die Bilder zu groß für Kinderaugen.
    Am Boden liegend reißt er ihr Kleid und Schlüpfer runter.
    Die Schreie zu groß für einen Kindermund!
    Mit einem Ruck dreht er sie auf den Bauch, schreit sie an: „Ich werde dir zeigen, wie ich dich ab jetzt ficke. Du drehst mir nie wieder einen Balg an.“ Er spuckt sich in die Hand.
    Sie hört ein Knacken, spürt wie eine Rippe bricht.
    Ihr Kopf liegt seitlich. Sie sieht Sven und Julia in der Tür stehen. Wie Blinde starren sie mit übergroßen Pupillen.
    In ihrer Erinnerung hört sie sich „Geht weg!“ rufen. Wie ein fernes Echo jagt der Satz durch ihren Kopf, findet nicht den Weg zu ihren Lippen.
    Ein kurzes Rucken im Kopf, fein wie ein Faden, der reißt, bringt Kinderglaube zurück. Sie schließt die Augen. Versteckt sich. Wenn sie Sven und Julia nicht sieht, können die sie auch nicht sehen.
    Er ist dabei seine Hose zu schließen, als es läutet. Erst jetzt entdeckt er Sven und Julia, fährt sie an, sie sollen sofort in ihr Zimmer verschwinden.
    Es läutet zum zweiten Mal. Er tritt ihr gegen die Beine. „Du bist selber schuld. Steh verdammt noch mal auf und

Weitere Kostenlose Bücher