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Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt

Titel: Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Palme brachte.
    Was glaubten die eigentlich. Dass sie das zu ihrem Vergnügen machte?
    „Ich komme wieder“, sagte sie im Gehen. Als sie die Tür erreichte, spürte sie die zornigen Blicke der Verwandten auf ihrem Rücken.
    Auf dem Flur kam ihr eine der Frauen hinterher. Sie war zornesrot und schimpfte auf Italienisch. Jetzt war Linda ganz zufrieden, dass sie es nicht verstand. Bestimmt erfüllte die Dame gerade den Tatbestand von Beamtenbeleidigung. Dann hielt die Italienerin abrupt inne und sagte in bestem Deutsch: „Lassen Sie meinen Neffen zufrieden. Sie haben nicht das Recht, ihn zu behandeln, als sei er ein Verbrecher. Er war doch nur dort, weil er helfen wollte.“
    Linda blieb stehen und drehte sich der Frau zu. „Das weiß ich Frau …“
    „Venturi! Roberta Venturi“, sagte sie herausfordernd. Linda wartete einen Augenblick darauf, dass die Frau einen Fehdehandschuh aus der Tasche zog und ihn ihr vor die Füße warf.
    „Hören Sie, Frau Venturi, mir macht das auch keinen Spaß, aber wir ermitteln hier nicht mehr nur in einem Raubüberfall, sondern jetzt kommt Mord dazu.“ Wieder bluffte sie. „Der Fahrer des Wagens wurde gestern getötet.“
    Die korpulente, kleine Frau starrte sie schweigend an.
    Dann fing sie sich wieder, machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück ins Krankenzimmer.

26
    Joop hatte bis zum Mittag nur rudimentäre Informationen über Berger zusammengetragen. Bankauskünfte würde er erst am Montag bekommen, auch im Finanzamt war Wochenende. Er verschob seine Notizen in den Ordner mit dem entsprechenden Aktenzeichen, als Grube an die offene Tür klopfte und eintrat.
    „Lembach hat sich gemeldet. Einige der Fingerabdrücke können einem Markus Lenker zugeordnet werden. Neunzehn Jahre alt. Zwei Jugendstrafen wegen Einbruch.“ Joop hörte den Unbill in Grubes Stimme.
    „Das klingt doch ganz passend. Gibt es eine Adresse?“
    „Gemeldet ist er bei seinen Eltern in Qualburg.“
    Joop griff seine Jacke.
    „Ich komm mit.“
    Schweigend gingen sie über den Parkplatz auf Grubes Mazda zu. Joop nahm wahr, dass der Mann, der ihn um fast einen ganzen Kopf überragte, ziemlich schlechte Laune hatte.
    „Was ist denn bloß? Es geht doch gut voran, oder?“
    Grube startete den Wagen und lenkte ihn aus der Parklücke.
    „Ja, das schon, aber je mehr Fakten sich ergeben, desto stümperhafter wirkt die Sache. Das stinkt doch zum Himmel. Das sind doch kleine Lichter. Das haben die doch nie im Leben alleine durchgezogen!“ Joop sah zum Seitenfenster hinaus.
    „Das sehe ich auch so. Vielleicht ergibt sich ja jetzt was Interessantes.“
    Sie bogen von der B57 in die Kirchstraße ab.
    Auf dem Martinusweg hielten sie vor einem Einfamilienhaus mit gepflegtem Vorgarten. Als sie ausstiegen, krabbelte die Sonne hinter einer der letzten Wolken hervor. Neben dem Plattenweg, der zum Haus führte, blühten Narzissen und Tulpen. Joop lächelte. Hier also hatte sich der Frühling versteckt.
    Auf ihr Läuten öffnete ein Mann um die fünfzig die Tür. Als Grube und van Oss sich auswiesen, blickte er zu den Nachbargärten und bat sie eilig herein.
    Er führte sie in ein Wohnzimmer mit Panoramablick auf einen perfekt angelegten Garten.
    Joop stellte sich an die breiten, verglasten Schiebetüren und sah ins Grüne hinaus. Am Ende des Grundstückes schnitt eine Frau mit einer Gartenschere Zweige aus einem knospenden Kirschbaum. Ihre Strickjacke lag auf einer weißen Gartenbank. Die Sonne hatte trotz der letzten grauen Tage schon Macht. Grube ergriff das Wort.
    „Herr Lenker, wir würden gerne mit Ihrem Sohn sprechen.“
    Lenker verschränkte die Arme vor der Brust. „Markus ist nicht da. Er wohnt schon seit einem Jahr nicht mehr hier. Ich weiß nicht, wo Sie ihn finden können.“
    Joop hörte heraus, dass der Mann mit seinem Sohn abgeschlossen hatte. Er schob die Terrassentür auf und wandte sich Lenker zu.
    „Darf ich mal? Sie haben einen so schönen Garten.“
    Lenker machte eine einladende Handbewegung. „Bitte!“
    Van Oss ging auf den Kirschbaum zu, streckte die Hand aus und stellte sich der Frau vor.
    „Sagen Sie“, kam er gleich zur Sache, „darf ich wohl einen haben?“ Er zeigte auf die Kirschblütenzweige. „Ich finde sie so schön.“
    Frau Lenker sortierte lächelnd drei der geschnittenen Zweige aus und gab sie ihm. Dann verschwand die freundliche Lebendigkeit aus ihrem Gesicht.
    „Aber darum sind Sie nicht hier, nicht wahr?“
    Joop fuhr sanft über eine der offnen Kirschblüten. „Ja,

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