Mitten in der Stadt - Borrmann, M: Mitten in der Stadt
ihm.
Über Handy forderten sie eine Streife und die Spurensicherung an. Markus Lenker und Sebastian Heek saßen am Küchentisch, den Blick trotzig zum Fenster hinaus.
Als die Kollegen erschienen und sie abführten, verlangten sie maulend nach einem Anwalt.
Joop und Grube sahen sich in der Wohnung um. Lembach würde das später genauer tun. Im Schlafzimmer fanden sie mehrere Tüten mit teurer Markenbekleidung. Joop leerte die Tüten auf dem Bett aus und fand Kassenzettel.
Er reichte sie Grube. „Das sieht nicht so gut aus.“ Die Zettel stammten von verschiedenen Boutiquen aus Nimwegen. Sie waren alle vom Tag vorher und auf zwei der Belege war die Uhrzeit angegeben. 16.43 Uhr und 18.22 Uhr.
Grube zuckte mit den Schultern. „Einer fährt fürs Alibi einkaufen, der andere fährt zu Koller!“
Auf der Garderobe im Flur lag ein Portmonee. Heeks Führerschein und Ausweis, Krankenkassenkarte, der Mitgliedsausweis eines Fitnessstudios und eintausendvierhundert Euro in bar.
Lembach stand plötzlich mit zwei seiner Mitarbeiter in der Tür.
„Müsst ihr hier schon rumwühlen?“ Er stampfte an Grube vorbei.
Joop hatte im Wohnzimmer den PC hochgefahren. Er grinste Lembach entgegen. „Komm mal her und sieh dir das an.“
Heek hatte den Verlauf seiner Seitensuche bei Google nicht gelöscht.
Lembach stellte sich neben ihn und nickte zufrieden.
„Ja, weiß ich schon. Können wir am Wagen auch nachweisen.“ Er verschränkte die Arme über seinem ausladenden Bauch. „Wir nehmen den Rechner mit. Wenn die das Zeug übers Internet gekauft haben, kriegen wir das raus.“
Joop stand auf. „Gut. Dann fahren wir ins Präsidium und kümmern uns mal um die Jungs!“
Im Auto überlegten sie, wen der beiden sie zuerst vernehmen sollten. Markus Lenker, da waren sie sich einig, machte den unsichereren Eindruck. Mit ihm würden sie anfangen. Bevor sie sich auf den Weg nach Kalkar ins Präsidium machten, fuhr Grube auf die Vanden-Bergh-Straße zu McDonalds. Joop protestierte. „Meine Kirschblütenzweige gehen elendig ein, wenn sie nicht bald Wasser bekommen!“
Grube traute seinen Ohren nicht.
„Hör zu, ich werde unausstehlich, wenn ich Hunger habe.“
Joop verschränkte die Arme vor der Brust.
„Dann hast du wohl immer Hunger!“
29
Sie waren spät dran. Vittore winkte Despina und Luigi ein letztes Mal zu, während sie ihr Handgepäck auf das Band legten und eilig die Kontrolle vor der Abflughalle passierten. Luigi hob die Arme, während ein Beamter mit einem Metalldetektor an seinem Körper entlangfuhr. Vittore schaute auf die verbundene Hand seines Schwagers und war froh, dass er bald weit weg und in Sicherheit sein würde. Der Flug wurde ein letztes Mal aufgerufen.
Der Tote war tatsächlich Koller. Die Polizistin hatte es zu Luca und Roberta gesagt.
Er war mit Luigi in die Cafeteria gegangen. Minutenlang hatten sie sich schweigend gegenübergesessen. Luigi hatte im Kaffee gerührt und ihn nicht angesehen. Dann hatte er entschlossen den Kopf gehoben. Sie waren noch einmal den Mittag durchgegangen, so wie Vittore es in der Nacht zuvor immer und immer wieder getan hatte. Auch Luigi war sich sicher: Es hat uns niemand gesehen!
„Er hat gelebt, als wir gingen. Wir wollten ihn nicht töten, Vittore. Außerdem war er ein Verbrecher, einer der versucht hat, Luca zu töten. Dafür sollen wir jetzt ins Gefängnis gehen?“
Er hatte vehement den Kopf geschüttelt.
„Wenn wir dichthalten, können die uns nichts. Wir müssen nur zusammenhalten.“
Luigis Entschiedenheit machte Vittore Mut. Es stimmte doch! Koller hatte schließlich zuerst versucht, Luca zu töten. Und sie hatten ihn nicht umbringen wollen. Es war ein Unfall gewesen.
Vittore waren vor Erleichterung Tränen in die Augen gestiegen. Die Dinge würden sich finden. Luca würde nichts sagen und Luigi wäre in ein paar Stunden in Neapel. Weit weg!
Sein Schwager hatte doch Recht. Sie mussten nur zusammenhalten, dann konnte ihnen niemand was nachweisen.
Auf dem Weg zum Flughafen planten sie gemeinsam mit Despina einen Besuch in Neapel. Nicht erst nächsten Sommer. Schon bald.
„Wenn es Luca besser geht, machen wir vierzehn Tage zu und kommen runter.“ Vittore hörte den Überschwang in seiner Stimme. Wie ein Ausweg kam ihm dieser Urlaub vor. Fort von diesen letzten Tagen. Zurückkehren zu dem Leben davor.
Auf der Rückfahrt nach Kleve passierte er die Emmericher Brücke. Die Sonne schwebte rund und gelb über den Rheinwiesen. Zwischen dem hohen Blau des
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