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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ich kann Ihnen Musik geben, wenn Sie Musik wollen.«
    Er rollte zu einem unter dem Tresen angebrachten Radio, das weder Tessa noch Sam bemerkt hatten, schaltete es ein und drehte den Sendersuchlauf bis er einen gefunden hatte, der »I Heard It Through the Grapevine« von Gladys Knight und den Pips spielte.
    »Hervorragend«, sagte Tessa und hüpfte, wiegte und wippte so enthusiastisch, daß sich Sam nicht erklären konnte, wie sie den Pfannkuchenteig so ordentlich in die Pfanne kippen konnte.
    Harry lachte und drehte den motorisierten Rollstuhl im Kreis, als würde er mit ihr tanzen.
    Sam sagte: »Ist Ihnen denn nicht klar, daß die Welt um uns herum zusammenbricht?«
    Sie achteten gar nicht auf ihn, und er vermutete, daß er es nicht anders verdiente.

13
    Chrissie erreichte auf Umwegen, indem sie sich in Regen und Nebel und allen Schatten hielt, die sie finden konnte, den Weg östlich der Conquistador. Sie betrat den Garten von Talbots Haus durch eine Tür im Rotholzzaun und sprang von einem Busch zum nächsten, wobei sie zweimal beinahe in Hundehäufchen trat - Moose war ein erstaunlicher Hund, aber nicht ohne Fehler -, bis sie die Stufen der Veranda erreicht hatte.
    Sie hörte drinnen Musik spielen. Es war ein Oldie aus der Zeit, als ihre Eltern Teenager gewesen waren. Es war sogar eines ihrer Lieblingsstücke gewesen. Chrissie konnte sich zwar nicht mehr an den Titel erinnern, aber den Namen der Gruppe kannte sie noch - Junior Walker and the All-Stars.
    Sie dachte sich, daß die Musik und der Regen ihre Annaherung übertönen würden, und schlich die Stufen zur Rotholzveranda hinauf und gebückt bis zum nächsten Fenster. Sie kauerte eine Weile unter dem Sims und belauschte die drinnen. Sie unterhielten sich, lachten oft und sangen manchmal die Songs im Radio mit.
    Sie hörten sich nicht wie Außerirdische an. Sie hörten sich ganz wie normale Menschen an.
    Würde Außerirdischen die Musik von Stevie Wonder und den Four Tops und den Pointer Sisters gefallen? Kaum. Für menschliche Ohren hörte sich außerirdische Musik wahrscheinlich an, als würden Ritter in Rüstungen Dudelsack spielen, während sie gleichzeitig inmitten einer Meute kläffender Hunde eine Steintreppe hinunterfielen. Mehr wie Twisted Sisters als die Pointer Sisters.
    Schließlich erhob sie sich so weit, daß sie über den Sims und durch einen Spalt im Vorhang sehen konnte. Sie sah Mr. Talbot in seinem Rollstuhl, Moose und einen fremden Mann und eine Frau. Mr. Talbot klopfte mit der guten Hand den Takt auf der Armlehne des Rollstuhls, und Moose we delte heftig und unrhythmisch mit dem Schwanz dazu. Der andere Mann schaufelte mit einem Heber Eier aus Bratpfannen auf Teller, wobei er die Frau ab und zu böse ansah, weil ihm vielleicht die Art mißfiel, wie sie mit der Musik mitging, obwohl er selbst mit dem rechten Fuß den Rhythmus tappste. Die Frau machte Pfannkuchen und stapelte sie auf einen Teller im Ofen, sie hüpfte und wippte und tanzte beim Arbeiten; sie bewegte sich anmutig.
    Chrissie kauerte sich wieder hinunter und dachte darüber nach, was sie gesehen hatte. Wenn sie Menschen waren, war an ihrem Verhalten nichts Außergewöhnliches, aber wenn sie Außerirdische waren, würden sie sicher nicht zu Radio musik hüpfen, während sie das Frühstück machten. Chrissie konnte sich kaum vorstellen, daß Außerirdische - wie das Ding, das sich als Pater Castelli verkleidet hatte - einen Sinn für Humor oder ein Gespür für Rhythmus haben würden. Außerirdische kümmerten sich sicherlich nur darum, wie sie neue Wirtskörper übernehmen und neue Rezepte finden könnten, wie man zarte Kinder kochte.
    Dennoch beschloß sie zu warten, bis sie die Möglichkeit haben würde, ihnen beim Essen zuzusehen. Na ch allem, was Tucker und ihre Mutter gestern nacht auf der Wiese gesagt hatten und was sie beim Frühstück mit Pater Castelli gesehen hatte, war sie der Überzeugung, daß Außerirdische heißhungrig waren und jeder den Appetit von einem halben Dutzend Menschen hatte. Wenn sich Harry Talbot und seine Freunde beim Essen nicht als völlige Schweine entpuppten, könnte sie ihnen wahrscheinlich vertrauen.

14
    Loman war in Peysers Haus geblieben und hatte das Aufräumen und den Abtransport der Leichen der Regressiven mit Callans Leichenwagen überwacht. Er hatte Angst, es seine Leute alleine machen zu lassen, weil er fürchtete, der Anblick der mutierten Leichen oder der Geruch des Blutes würde sie anregen, selbst andere Daseinsformen anzunehmen. Er

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