Mitternacht
des Hauses, die näher an der Geräuschquelle waren, zitterten heftig, als sähen sie eine geduckte und grinsende Katze vor sich.
Die Fledermäuse flogen kreischend durch ein Loch im Speicherboden und ins Zimmer darunter, wo sie unablässig flatterten und kreisten.
Zwei Mäuse im Erdgeschoß schlichen in Richtung Küche, wo die Kellertür offenstand. Aber beide hielten verwirrt und ängstlich auf der Stufe dieses Zimmers inne.
Unten verdreifachte das formlose Geschöpf seinen Ruf.
Plötzlich blutete eine der Mäuse in der Küche aus den Oh ren und fiel tot um.
Im Zimmer oben prallten die Fledermäuse gegen die Wände, da ihr Radar beschädigt war.
Das Kellergeschöpf reduzierte die Lautstärke seines Rufs ein wenig.
Sofort schwebten die Fledermäuse aus dem oberen Zimmer in die Diele, die Treppe herunter und durch den Erdgeschoßflur. Sie flogen über eine wirre Anzahl eilender Mäuse hinweg.
Die vielen Münder des Geschöpfs unten hatten sich vereint und eine einzige große Öffnung in der Mitte der pulsie renden Masse gebildet.
Die Fledermäuse flogen in rascher Folge direkt in das klaffende Maul, gleich schwarzen Spielkarten, die eine nach der anderen in eine Mülltonne geworden wurden. Sie stürzten sich in das viskose Protoplasma und wurden rasch von starken Verdauungssäuren aufgelöst.
Eine Armee von Mäusen und vier Ratten - sogar zwei Erdhörnchen, die ihr Nest in der Eßzimmerwand geflissentlich verlassen hatten - hüpften die steile Kellertreppe hinunter, stürzten übereinander und quietschten aufgeregt. Sie warfen sich in das wartende Wesen.
Nach diesem Strom von Bewegung wurde es still im Haus.
Das Geschöpf stellte seinen Sirenengesang ein. Vorläufig.
32
Officer Neu Penniworth hatte den Auftrag, im nordwestlichen Quadranten von Moonlight Cove zu patrouillieren. Er war allein im Auto, denn sie waren trotz der hundert Leute von New Wave, die die Nacht über der Polizei von Moonlight Cove zugeteilt waren, zu wenig Personal.
Augenblicklich zog er es ohnehin vor, ohne Partner zu arbeiten. Seit dem Zwischenfall in Peysers Haus, als der Ge ruch von Blut und der Anblick von Peysers veränderter Ge stalt Penniworth zur Regression getrieben hatte, fürchtete er sich davor, in Gesellschaft anderer Menschen zu sein. Ge stern nacht hatte er die totale Degeneration vermeiden können... aber nur um eine Winzigkeit. Wenn er jemand anderen während der Regression sah, könnte sich der Drang auch in ihm regen, und er war nicht sicher, ob er der dunklen Verlockung noch einmal widerstehen könnte.
Er hatte ebenso Angst vor dem Alleinsein. Das Bemühen, sich an seine letzten Reste des Menschlichen zu klammern, dem Chaos Widerstand zu leisten, Verantwortung zu zeigen, wurde immer schwächer, und er sehnte sich danach, diesem neuen, harten Leben zu entkommen. Allein, ohne einen Zeugen, wenn er anfing, seine Gestalt und Substanz aufzugeben, ohne jemand, der es ihm ausredete oder gegen seinen Niedergang protestierte, wäre er verloren.
Das Gesicht dieser Angst war so echt wie eine Eisenplatte, die das Leben aus ihm herauspreßte. Manchmal fiel es ihm schwer zu atmen, als hätte er ein Stahlband um die Lungen, so daß diese sich nicht voll ausdehnen konnten.
Die Abmessungen des Streifenwagens schienen zu schrumpfen, bis er sich fast so eingeengt wie in einer Zwangsjacke fühlte. Das metronomhafte Pumpen der Scheibenwischer wurde lauter, jedenfalls kam es ihm so vor, bis es das Ausmaß von Kanonensalven angenommen hatte. Im Verlauf des Vormittags fuhr er wiederholt an den Straßenrand, riß die Tür auf, sprang in den Regen hinaus und atme te die kühle Luft in tiefen Zügen ein.
Doch im Laufe des Tages sah allmählich sogar die Welt außerhalb des Autos kleiner als früher aus. Er parkte in der Holliwell Road, eine halbe Meile westlich vom Hauptsitz von New Wave, und stieg aus dem Streifenwagen aus, aber es wurde nicht besser. Er konnte den grenzenlosen Himmel nicht hinter der tiefhängenden Wolkendecke erkennen. Re gen und Nebel hingen gleich halbdurchlässigen Vorhängen aus Flitter oder dünnster Seide zwischen ihm und dem Rest der Welt. Die Feuchtigkeit war zäh und hinderlich. Regen überflutete die Rinnsteine, wirbelte als schlammige Strömungen durch Straßengräben, tropfte von jedem Zweig und jedem Blatt sämtlicher Bäume, prasselte auf den Asphalt, pochte hohl auf den Streifenwagen, zischte, gurgelte, kicherte, wehte ihm ins Gesicht und schlug mit solcher Wucht auf ihn ein, daß es schien, als
Weitere Kostenlose Bücher