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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Wildheit. Sie hielten sich - wie Moreaus Tiermenschen -, so gut es ging, an das Gesetz und wagten nicht, jedenfalls vorläufig noch nicht, ihren Herrn zu verraten. Sie würden Loman wahrscheinlich daran zu hindern versuchen, das Projekt Moonhawk zu sabotieren, und er würde vielleicht getötet oder, schlimmer, in eine Gefängniszelle gesteckt.
    Er durfte seine konterrevolutionären Absichten nicht preis geben, denn dann bekäme er vielleicht nie die Möglichkeit, mit Shaddack abzurechnen. Er sah sich im Geiste in einer Zelle im Gefängnis eingesperrt, wo Shaddack ihn durch die Gitterstäbe kalt anlächelte, während sie einen Computer herein rollten, mit dem sie ihn irgendwie verschmelzen wollten.
    Augen aus geschmolzenen Silber...
    Er blieb an diesem verregneten Tag in Bewegung und blinzelte durch die nasse Windschutzscheibe. Die Scheibenwischer summten unablässig, als würden sie die Zeit wegticken. Er was sich deutlich bewußt, daß Mitternacht unaufhaltsam näherrückte.
    Er war der Puma-Mann, der auf Streifzug war, und Moreau war irgendwo da draußen im Inseldschungel von Moonlight Cove.

31
    Anfangs war das gallertartige Geschöpf damit zufrieden, sich von den Lebewesen zu ernähren, die es fand, wenn es seine Fühler in den Abfluß im Kellerboden streckte, oder durch feine Risse in den Mauern ins umliegende feuchte Erdreich. Käfer. Maden. Würmer. Es kannte die Namen dieser Wesen nicht mehr, aber es verzehrte sie heißhungrig.
    Bald hatte es den Vorrat an Insekten und Würmern im Umkreis von zehn Metern um das Haus herum aufgegessen. Es brauchte substantiellere Mahlzeiten.
    Es wogte und schäumte und versuchte möglicherweise, seine amorphe Gestalt in eine Form zu bringen, in der es den Keller verlassen und auf Beutesuche gehen könnte. Aber es hatte keine Erinnerungen mehr an frühere Gestalten und auch keinerlei Verlangen, sich selbst eine strukturierte Ordnung aufzuerlegen.
    Das Bewußtsein, das die Ga llertmasse bewohnte, verfügte nur noch über vagestes Wissen um seiner selbst, aber es war noch in der Lage, sich in dem Ausmaß selbst zu formen, daß es seinen Bedürfnissen genügte. Plötzlich öffneten sich eine Anzahl lippenloser, zahnloser Mäuler in der flüssigen Form. Schallwellen, die für das menschliche Ohr größtenteils nicht zu hören waren, entwichen ihnen.
    In dem verfallenden Gebäude über dem formlosen Ge schöpf wuselten Dutzende von Mäusen, fraßen, bauten Ne ster und paarten sich miteinander. Als der Ruf aus dem Keller ertönte, blieben sie mit einem Schlag stehen.
    Das Geschöpf konnte sie in den verfallenen Wänden über sich spüren, aber es betrachtete sie nicht als Mäuse, sondern als kleine, warme Massen lebenden Fleisches. Nahrung. Treibstoff. Es wollte sie. Es brauchte sie.
    Es versuchte, diesem Verlangen durch einen wortlosen, aber anziehenden Lockruf Ausdruck zu verleihen.
    In allen Ecken des Hauses zuckten die Mäuse zusammen. Sie strichen mit den Vorderpfoten über ihre Gesichter, als wären sie durch Spinnweben gelaufen und versuchten, die klebrigen Fäden aus ihrem Pelz zu streichen.
    Auf dem Dachboden lebte eine kleine Kolonie von acht Fledermäusen, und auch sie reagierten auf den drängenden Lockruf. Sie ließen sich von den Balken herunterfallen, an denen sie hingen, und flogen in einem hektischen, ziellosen Muster durch den langen oberen Raum, wobei sie wiederholt bis auf Bruchstücke eines Zentimeters an die Wände oder gegeneinander flogen.
    Aber nichts kam zu dem Wesen im Keller. Der Ruf hatte die kleinen Tiere, für die er gedacht gewesen war, zwar erreicht, zeigte aber nicht die gewünschte Wirkung.
    Das formlose Ding verstummte.
    Die vielen Münder schlössen sich wieder.
    Die Fledermäuse kehrten eine nach der anderen zu ihren Dachbalken zurück.
    Die Mäuse saßen noch einen Augenblick wie unter Schock da, dann gingen sie ihren üblichen Aktivitäten nach.
    Ein paar Minuten später versuchte es das urzeitliche Ge schöpf noch einmal mit einem anderen Ruf, der immer noch außerhalb menschlicher Hörfähigkeit lag, aber noch verlokkender als vorher war.
    Die Fledermäuse fielen von den Balken und flatterten in einem solchen Wirrwarr durch den Dachboden, daß ein flüchtiger Beobachter den Eindruck hätte haben können, es handelte sich um Hunderte, nicht nur um acht. Ihre Flügelschläge waren lauter als das Regenprasseln auf dem Dach.
    Die Mäuse liefen überall auf den Hinterbeinen, hatten sich aufgerichtet und die Ohren gespitzt. Die im unteren Bereich

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