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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kansas emporgewirbelt und aus der grauen Zeit der Depression in eine ungleich faszinierendere Welt getragen worden war. Wenn nur ein elektronischer Tornado vom Bildschirm losbre chen und ihn in eine bessere Welt transportieren könnte...
    Seine Finger drangen in den Bildschirm ein.
    Er zog verblüfft die Hand zurück.
    Das Glas hatte keinen Sprung. Worte und Zahlen glommen auf der Röhre wie vorher.
    Zuerst versuchte er sich einzureden, daß er eine Halluzination gehabt hatte. Aber das glaubte er nicht.
    Er spannte die Finger. Die schienen unverletzt zu sein.
    Er sah hinaus in den sturmgepeitschten Tag. Die Scheibenwischer waren nicht eingeschaltet. Regen strömte an der Scheibe herunter und verzerrte die Welt dahinter; alles da draußen sah verdreht, mutiert, seltsam aus. In so einer Welt konnte es niemals Ordnung, Vernunft und Frieden geben.
    Er berührte den Computerbildschirm zögernd noch einmal. Er fühlte sich fest an.
    Er dachte wieder daran, wie wünschenswert die saubere, vorhersehbare Welt des Computers sein würde - und wieder glitt seine Hand durch das Glas, diesesmal bis zum Ge lenk. Der Bildschirm hatte sich um ihn geöffnet und fest geschlossen, als wäre er eine organische Membran. Die Daten leuchteten weiter auf, die Worte und Zahlen bildeten Linien um seine eingedrungene Hand herum.
    Sein Herz schlug schnell. Er hatte Angst und war gleichzeitig aufgeregt.
    Er versuchte, die Finger in dieser geheimnisvollen inneren Wärme zu bewegen. Er konnte sie nicht spüren. Er dachte schon, sie hätten sich aufgelöst oder wären abgeschnitten worden, und wenn er die Hand aus der Maschine zöge, würde Blut aus dem Stumpf am Handgelenk spritzen.
    Er zog sie trotzdem heraus.
    Die Hand war unversehrt.
    Aber es war keine Hand mehr. Die Haut der Oberseite schien von den Fingerspitzen bis zum Gelenk von Kupfer und Glasfasern durchzogen zu sein. In den Glasfasern pulsierte ein konstantes Leuchten.
    Er drehte die Hand herum. Die Unterseiten der Finger und der Handfläche glichen der Oberfläche einer Kathodenröhre. Daten leuchteten darauf, grüne Buchstaben auf einem dunklen, glasartigen Hintergrund. Als er die Worte und Zahlen auf seiner Hand mit denen auf dem VDT des Autos verglich, sah er, daß sie identisch waren. Die Informationen auf dem VDT wechselten, gleichzeitig mit denen auf der Hand.
    Plötzlich wurde ihm klar, daß Regression zur Bestie nicht sein einziger Ausweg war und er in die Welt elektronischer Gedanken und magnetischer Erinnerungen eindringen konnte, in eine Welt des Wissens ohne fleischliche Begierden, des Denkens, ohne zu fühlen. Dies war keine Einsicht rein - oder nur vordringlich - intellektueller Natur. Es war auch kein rein instinktives Verhalten. Er wußte auf einer profunderen Ebene als Intellekt oder Instinkt, daß er sich selbst auf eine Weise neu erschaffen konnte, die noch grundlegender war als das, was Shaddack mit ihm gemacht hatte.
    Er senkte die Hand vom geneigten Bildschirm zur Datenverarbeitungseinheit in der Konsole zwischen den Sitzen. Er ließ seine Hand so mühelos wie durch das Glas durch die Deckplatte und Tastatur ins Innere der Maschine eindringen.
    Er war ektoplasmatisch und konnte wie ein Geist durch Wände gehen.
    Kälte schlich seinen Arm entlang.
    Die Daten auf dem Bildschirm wurden von einem rästelhaften Lichtmuster abgelöst.
    Er lehnte sich im Sitz zurück.
    Die Kälte hatte seine Schulter erreicht. Sie strömte in seinen Hals.
    Er seufzte.
    Er spürte, wie etwas mit seinen Augen geschah. Er war nicht sicher, was es war. Er hätte in den Rückspiegel sehen können. Aber so wichtig war es ihm nicht. Er beschloß, die Augen zuzumachen und sie zu dem werden zu lassen, was als Teil seiner zweiten und vollständigeren Verwandlung nötig war.
    Jetzt war die Kälte in seinem Gesicht. Sein Mund war taub.
    Noch etwas ging in seinem Kopf vor sich. Er wurde sich der inneren Geographie seiner Gehirnwindungen und Synapsen bewußt, so wie der Außenwelt.
    Sein Körper war nicht mehr so sehr Teil von ihm wie früher; er spürte weniger mit ihm, als wären seine Nerven weitgehend durchgetrennt worden; er konnte nicht einmal sagen, ob es warm oder kalt in dem Auto war, wenn er sich nicht darauf konzentrierte, die Daten anzuhäufen. Schließlich war sein Körper nur ein Maschinengehäuse und ein Platz für Sensoren, ausschließlich dazu entworfen, seinem inneren Selbst zu dienen und es zu schützen, seinem rechnenden Verstand.
    Die Kälte war in seinem Kopf.
    Ihm war, als würden

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