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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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oder Riegel, mit dem er die Tür, durch die er hereingekommen war, versperren könnte. Er fand nichts.
    Er hörte die vier Halbstarken miteinander tuscheln, konnte aber nicht verstehen, was sie sagten. Ihre Stimmen hörten sich seltsam an; flüsternd und drängend.
    Sam blieb an der Nebentür stehen. Er umklammerte den Knauf mit beiden Händen, damit er sich nicht drehte, falls die Burschen um die Garage herumschlichen und es versuchen sollten.
    Sie verstummten.
    Er lauschte angestrengt. - Nichts.
    Die kalte Luft roch nach Öl und Staub. Er konnte nichts sehen, vermutete aber, daß ein oder zwei Autos hier standen. Er hatte zwar keine Angst, kam sich aber allmählich albern vor. Wie hatte er sich in diese Lage bringen können? Er war ein erwachsener Mann, ein in verschiedenen Techniken der Selbstverteidigung ausgebildeter FBI-Agent, der einen Revolver bei sich trug, mit dem er ausgezeichnet umgehen konnte, und dennoch versteckte er sich vor vier Bengeln in einer Garage. Er war hierher gekommen, weil er instinktiv gehandelt hatte, und normalerweise vertraute er seinen In stinkten blind, aber das war...
    Er hörte verstohlene Bewegungen an der Außenwand der Garage. Er erstarrte. Schlurfende Schritte näherten sich der Tür, hinter der er stand. Soweit Sam es abschätzen konnte, hörte er nur einen der vier.
    Sam hielt den Knauf mit beiden Händen umklammert, lehnte sich zurück und zog die Tür fest gegen den Rahmen. Die Schritte verstummten vor ihm.
    Er hielt den Atem an.
    Eine Sekunde tickte vorbei, zwei, drei.
    Versuch es mit dem verdammt en Knauf und geh weiter, dachte Sam gereizt.
    Er kam sich mit jeder Sekunde alberner vor und war kurz davor, den Burschen direkt anzusprechen. Er könnte wie ein Jack-in-the-Box aus der Tür herausschnellen und würde dem Balg wahrscheinlich einen verdammten Schrecken einjagen, so daß er schreiend davonlaufen würde.
    Dann hörte er eine Stimme auf der anderen Seite der Tür, Zentimeter von ihm entfernt, und er wußte zwar nicht, was in Gottes Namen er da hörte, doch wurde ihm klar, daß er gut daran getan hatte, seinen Instinkten zu vertrauen und sich zu verstecken. Die Stimme war dünn, krächzend und furchteinflößend, die drängende, abgehackte Sprechweise war die eines rasenden Psychopathen oder eines Junkie, des sen Schuß längst überfällig war:
    »Brennen, Verlangen, Verlangen...«
    Er schien mit sich selbst zu sprechen und bemerkte vielleicht nicht einmal, daß er sprach, wie ein fiebriger Mann im Delirium plappern mochte.
    Ein harter Gegenstand kratzte außen an der Holztür entlang. Sam versuchte sich vorzustellen, was das sein könnte. »Das Feuer löschen, Feuer, essen, essen«, sagte der Junge mit dünner, hektischer Stimme, die teils Flüstern und teils Winseln und teils ein leises, bedrohliches Knurren war. Sie hatte mit keiner Teenagerstimme Ähnlichkeit, die Sam je gehört hatte - auch nicht mit der eines Erwachsenen, was das anbelangte.
    Seine Stirn war trotz der Kälte mit Schweiß bedeckt. Der unbekannte Gegenstand kratzte wieder an der Tür. War der Junge bewaffnet? Wurde der Griff eines Revolv ers über das Holz gezogen? Eine Messerklinge? Nur ein Stock?
    »...brennt, brennt...«
    Eine Kralle?
    Das war eine verrückte Vorstellung. Trotzdem wurde er sie nicht los. Er sah vor dem geistigen Auge das deutliche Bild einer scharfen, hornähnlichen Kralle - eine Klaue -, die Splitter von der Tür ablöste, während sie Furchen ins Holz kratzte.
    Sam hielt den Knauf fest umklammert. Schweiß rann ihm an den Schläfen herunter.
    Schließlich versuchte der Junge, die Tür aufzumachen. Der Knauf drehte sich in Sams Hand, aber er hielt ihn zurück. »...o Gott, es brennt, tut weh, o Gott...«
    Allmählich bekam Sam es mit der Angst zu tun. Der Junge hörte sich so verdammt unheimlich an. Wie ein PCD-Junkie, der irgendwo außerhalb des Mars -Orbits schwebte, nur viel schlimmer, seltsamer und gefährlicher als jeder Angel-DustFreak. Sam bekam es mit der Angst, weil er verdammt noch mal nicht wußte, womit er es zu tun hatte.
    Der Junge versuchte, die Tür aufzuziehen.
    Sam zog sie fest an den Rahmen heran.
    Rasche, frenetische Worte: »...das Feuer löschen, das Feuer löschen...«
    Ich frage mich, ob er mich hier drinnen riechen kann, überlegte Sam, und diese bizarre Vorstellung schien unter den gegebenen Umständen nicht verrückter als das Bild der Jungen mit Krallen.
    Sams Herz hämmerte. Stechender Schweiß lief ihm in die Augenwinkel. Die Muskeln in Hals,

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