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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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anderen Beamten, Jules Timmermann, den Boden zwischen dem Graben und dem nahe gelegenen Wald abzusuchen. Sie suchten nach Spuren, die der Killer hinterlassen haben konnte.
    Dabei spielten sie den Anwohnern der Gegend, die sich auf der anderen Straßenseite versammelt hatten, nur etwas vor. Selbst wenn Spuren gefunden würden, würde niemand für dieses Verbrechen verhaftet werden. Es würde nie zu einer Verhandlung kommen. Wenn sie Eddies Mörder fänden, würden sie ihn verstecken und sich auf ihre Weise um ihn kümmern, damit sie die Existenz der Neuen Menschen vor denen geheimhalten konnten, die die Verwandlung noch nicht hinter sich gebracht hatten. Denn der Killer war zweifellos einer von denen, die Thomas Shaddack >Regressive< nannte; einer der Neuen Menschen, die böse geworden wa ren. Sehr böse.
    Loman wandte sich von dem toten Jungen ab. Er schritt die Landstraße entlang zum Haus der Valdoskis, das sich ein paar hundert Meter nördlich befand und von Nebel verhüllt war.
    Er achtete nicht auf die Schaulustigen, obwohl ihm einer von ihnen zurief: »Chief? Was, zum Teufel, ist denn da los, Chief?«
    Dies war eine ländliche Gegend, die gerade noch zur Ge markung der Stadt gehörte. Die Häuser hier standen verein zelt, ihre verstreuten Lichter vermochten die Nacht nicht zu rückzudrängen. Er fühlte sich isoliert, bevor er den halben Weg zum Valdoski-Haus zurückgelegt hatte, obwohl er noch in Rufweite der Männer am Ort des Verbrechens war. Bäume, die von jahrhundertelangem Wind vom Meer in unruhigeren Nächten als dieser gepeinigt worden waren, beugten sich zur Straße, ihre verkrümmten Zweige hingen über den Schotterstreifen, auf dem er ging. Er bildete sich Bewegungen in den dunklen Ästen über ihm und in der Schwärze und dem Nebel zwischen den gekrümmten Baumstämmen ein.
    Er legte die Hand auf den Griff des Revolvers im Seitenhalfter.
    Loman Watkins war seit neun Jahren Polizeichef von Moonlight Cove, und in seinem Bezirk war im Verlauf des vergangenen Monats mehr Blut vergossen worden als in den vorhergehenden acht Jahren und elf Monaten. Er war davon überzeugt, daß es noch schlimmer kommen würde. Er hatte so eine Ahnung, als wären die Regressiven zahlreicher und ein größeres Problem als Shaddack klar war - oder er zugeben wollte.
    Er fürchtete die Regressiven fast ebensosehr, wie er seine eigene neue, kalte und teilnahmslose Denkweise fürchtete. Angst war, anders als Glück und Trauer und Freude und Kummer, ein Überlebensmechamsmus, daher würde er zu ihr möglicherweise nicht so sehr den Zugang verlieren als zu anderen Empfindungen. Dieser Gedanke machte ihn so unbehaglich wie die eingebildeten Bewegungen in den Bäumen. Ist die Angst, fragte er sich, die einzige Empfindung in dieser schönen neuen Welt, die wir erschaffen?

16
    Nach einem fettigen Cheeseburger, öligen Pommes frites und einer eiskalten Flasche Dos Equis in der verlassenen Ca feteria des Cove Lodge begab sich Tessa Lockland wieder in ihr Zimmer, setzte sich, von Kissen gestützt, aufs Bett und rief ihre Mutter in San Diego an. Marion nahm den Hörer nach dem ersten Läuten ab, und Tessa sagte: »Hi, Mom.« »Wo bist du, Teejay?« Als Kind hatte sich Tessa nie entscheiden können, ob sie mit ihrem ersten oder zweiten Vornamen gerufen werden wollte, nämlich Jane, daher hatte ihre Mutter sie stets mit den Initialen gerufen, als wären sie der Name selbst.
    »Cove Lodge«, sagte Tessa.
    »Hübsch?«
    »Das Beste, was ich finden konnte. Dies ist keine Stadt, die Wert auf erstklassige Touristeneinrichtungen legt. Wenn die wunderschöne Aussicht nicht wäre, würde das Cove Lodge zu den Hotels gehören, die nur überleben, weil sie im Fernsehen hausinterne Pornofilme zeigen und Zimmer stundenweise vermieten.«
    »Ist es sauber?«
    »Ausreichend.«
    »Wenn es nicht sauber wäre, würde ich darauf bestehen, daß du sofort anderswo hinzögest.«
    »Mom, du weißt doch, wenn ich unterwegs bin und einen Film drehe, bin ich auch nicht immer luxuriös untergebracht. Als ich den Dokumentarfilm über die Meskitoindianer in Mittelamerika gemacht habe, bin ich mit ihnen auf die Jagd gegangen und habe im Schlamm geschlafen.«
    »Teejay, Liebes, du darfst nie jemandem sagen, daß du im Schlamm geschlafen hast. Schweine schlafen im Schlamm. Du mußt sagen, daß du gezeltet oder gecampt hast, aber nie mals, daß du im Schlamm geschlafen hast. Auch unangenehme Erlebnisse können sich lohnen, wenn man seine Würde und seinen Stil dabei

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