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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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wollte Sam ihn unauffällig besuchen.
    Momentan dachte er noch darüber nach, was er heute nacht noch alles zu tun hätte, und fragte sich, ob er es riskieren könnte, zu dem, was er im Restaurant getrunken hatte, noch eine Flasche Guinness zu trinken. Der Sechserpack stand vor ihm auf dem Tisch. Er sah ihn lange an. Guinness, gutes mexi kanis ches Essen, Goldie Hawn und Angst vor dem Sterben. Das mexikanische Essen hatte er im Bauch, aber der Ge schmack war vergessen. Goldie Hawn wohnte irgendwo mit Kurt Russell, den sie als Zeichen schlechten Geschmacks einem durchschnittlich aussehenden, vernarbten, von jeglicher Hoffnung verlassenen FBI-Agenten vorgezogen hatte, auf einer Ranch. Er dachte an die zwölf toten Männer und Frauen, an Leichen, die in einem Krematorium brannten, bis sie zu Knochensplittern und Asche geworden waren, und er dachte an Mord und Selbstmord mit einer Schrotflinte, an von Fischen angenagte Leichen und an eine bös zerfleischte Frau, und diese Gedanken führten ihn allesamt zu einem morbiden Philosophieren über den Weg allen Fleisches. Er dachte an seine Frau, die an Krebs gestorben war, und er dachte an Scott und an seine Unterhaltung mit ihm per Ferngespräch, und da machte er schließlich die zweite Flasche Bier auf.

22
    Verfolgt von imaginären Spinnen, Schlangen, Käfern, Ratten, Fledermäusen und dem möglicherweise imaginären wiederbelebten Leichnam eines toten Kindes, sowie vom echten, aber drachenähnlichen Brüllen ferner Trucks, kroch Chrissie aus dem Nebenrohr, in dem sie Zuflucht gesucht hatte, ging trollgleich das Hauptrohr entlang, trat wieder in die glitschigen Überreste des toten Waschbären und sprang schließlich in den Abflußkanal mit seinen schrägen Betonwänden hinaus. Die Luft war rein und angenehm. Chrissies Klaustrophobie ließ trotz der zweieinhalb Meter hohen Mauern des Grabens, des vom Nebel gefilterten Mondlichts und der verborgenen Sterne nach. Sie sog die kalte, feuchte Luft tief ein, versuchte aber, so leise wie möglich zu atmen. Sie lauschte in die Nacht und wurde nicht lange danach mit diesen seltsamen Rufen belohnt, die von Süden leise aus dem Wald über die Wiese hallten. Sie war, wie schon zuvor, sicher, daß sie drei veschiedene Stimmen unterscheiden konnte. Wenn ihr Vater, ihre Mutter und Tucker im Süden waren und in dem Wald, der bis zum Rand des Geländes von New Wave Mikrotechnologie verlief, nach ihr suchten, konnte sie vielleicht in die Richtung zurückkehren, aus der sie gekommen war, durch den nördlichen Wald zu der Wie se, wo Godiva sie abgeworfen hatte, dann nach Osten zur Country Road und von da nach Moonlight Cove hinein; die anderen würden vergeblich am falschen Ort suchen. Sie konnte ganz sicher nicht dort bleiben, wo sie war. Und sie konnte nicht nach Süden laufen, ihnen direkt in die Arme treiben.
    Sie kletterte aus dem Graben und lief nach Norden über die Wiese, wobei sie den gleichen Weg wie vorhin ein schlug, und während sie lief, summierte sie ihr Elend. Sie hatte Hunger, nichts zu essen und war müde. Die Muskeln in ihren Schultern und dem Rücken waren verkrampft, weil sie so lange in dem engen, kalten Nebenrohr gelegen hatte. Ihre Beine schmerzten.
    Und wo liegt das Problem? fragte sie sich, als sie die Baume am Rand der Wiese erreichte. Wärst du lieber von Tukker erwischt und in einen von ihnen >verwandelt< worden?

23
    Loman Watkins verließ das Haus der Valdoskis, wo Dr. Worthy sich um die Verwandlung von Nella und George kümmerte. Weiter unten an der Straße luden seine Leute und der Gerichtsmediziner den toten Jungen auf den Leichenwagen. Die Menge der Schaulustigen verfolgte die Sze ne gebannt.
    Loman stieg in den Streifenwagen ein und ließ den Motor an. Der kompakte Monitor leuchtete auf der Stelle sanft grün auf. Die Computerverbindung war an der Konsole zwischen den Vordersitzen montiert. Sie fing an zu blinken, was bedeutete, daß das HQ eine Nachricht für ihn hatte die sie nicht über den Polizeifunk durchgeben wollten, den jeder leicht abhören konnte.
    Obwohl er schon seit ein paar Jahren mit durch Mikrowellen verbundenen mobilen Computern arbeitete, war er manchmal immer noch überrascht, wenn er in den Streifenwagen einstieg und das VDT aufleuchten sah. In Großstädten wie Los Angeles waren die meisten Streifenwagen schon seit fast einem Jahrzehnt mit Computerverbindungen zur zentralen Polizeidatenbank ausgerüstet, aber in kleineren Städten waren diese elektronischen Wunder noch selten, und in

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