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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Mensch war. Noch vor ein paar Monaten hätte ihn eine solche Mißachtung des Gesetzes abgestoßen, aber inzwischen rührten ihn seine Arroganz und die Verachtung für die Gesellschaft der Alten Menschen überhaupt nicht mehr.
    Meistens rührte ihn überhaupt nichts mehr. Tag für Tag, Stunde für Stunde wurde er weniger emotional.
    Abgesehen von der Angst, die sein neues angehobenes Be wußtseinsstadium immer noch zuließ: Angst, weil sie ein Überlebensmechanismus und damit auf eine Weise nützlich war, wie es Liebe und Freude und Hoffnung und Hingabe nicht waren. Er hatte Angst davor, das Projekt Moonhawk könnte irgendwie der Öffentlichkeit enthüllt und zunichte gemacht werden - und er mit ihm. Er hatte Angst vor Shaddack, seinem neuen Herrn und Meister. Manchmal, in flüchtigen, düsteren Augenblicken, hatte er sogar Angst vor sich selbst und vor der bevorstehenden neuen Welt.

24
    Moose döste in einer Ecke des dunklen Schlafzimmers. Er schnaufte im Schlaf, weil er möglicherweise in einen Traum Kaninchen mit buschigen Schwänzen jagte - obwohl er als guter Behindertenhund wahrscheinlich sogar in seinen Träumen Botengänge für seinen Herrn erledigte. Harry, der am Fenster in seinem Stuhl festgeschnallt war, beugte sich über das Teleskop und studierte den Hinterhof von Callans Bestattungsinstitut an der Juniper Lane, wo der Leichenwagen gerade vorgefahren war. Er beobachtete Victor Callan und Ned Ryedock, den Assistenten des Unternehmers, wie sie mit der Rollbahre einen Leichnam aus dem schwarzen Cadillac in den Einbalsamierungs- und Krematoriumsflügel beförderten. Die Leiche, die sich in einem nur halb geschlossenen schwarzen Plastiksack befand, war so klein, daß es sich um ein Kind handeln mußte. Sie machten die Tür hinter sich zu, und Harry konnte nichts mehr sehen.
    Manchmal ließen sie die Rolläden an den beiden hohen, schmalen Fenstern oben, dann konnte Harry aus seiner hohen Position in das Zimmer sehen, bis zu dem geneigten und mit Abflußrinnen versehenen Tisch, auf dem die Toten einbalsamiert und für die Aufbahrung vorbereitet wurden. Dann konnte er viel mehr sehen als er sehen wollte. Aber heute waren die Rolläden bis zu den Fenstersimsen heruntergelassen.
    Er verlagerte seinen Sehbereich ganz langsam südwärts den schmalen nebelverhangenen Zufahrtsweg zum Institut entlang, der zwischen Conquistador und Jumper verlief. Er suchte nicht nach etwas Bestimmten, sondern sondierte nur langsam, als er ein paar grokeske Gestalten sah. Sie waren schnell und dunkel und liefen den Weg entlang zu dem unbebauten Grundstück neben dem Bestattungsinstitut; sie rannten weder auf allen vieren noch aufrecht, obwohl doch mehr ersteres als letzteres.
    Schreckgespenster. Harry s Herz schlug schneller.
    Er hatte ihresgleichen in den vergangenen vier Wochen dreimal gesehen, aber beim ersten Mal hatte er nicht geglaubt, was er gesehen hatte. Sie waren so schattenhaft und seltsam gewesen, und er hatte sie nur so kurz gesehen, daß sie wie Phantome der Einbildung wirkten; daher nannte er sie Schreckgespenster.
    Sie waren schneller als Katzen. Sie hasteten durch seinen Sehbereich und verschwanden im dunklen, freien Platz, bevor er seine Überraschung überwinden und ihnen folgen konnte.
    Danach suchte er das Grundstück von einem Ende zum anderen und von vorne nach hinten ab, um sie in dem fast einen Meter hohen Gras zu entdecken. Auch Büsche boten ihnen Verstecke. Wilder Holunder und ein paar vereinzelte Chaparralbüsche ragten auf und hielten den Nebel fest, als wäre er Baumwolle.
    Aber er fand sie. Zwei gebückte Gestalten. Mannsgroß. Nur etwas weniger schwarz als die Nacht. Konturlos. Sie kauerten im trockenen Gras in der Mitte des Grundstücks, nördlich einer gewaltigen Fichte, die ihre Zweige (allesamt hoch oben) wie einen Baldachin über das halbe Gelände breitete.
    Harry stellte die Vergrößerung zitternd auf diesen speziellen Ausschnitt und justierte den Brennpunkt. Die Umrisse der Schreckgespenster wurden scharf. Ihre Körper wurden blasser im Kontrast zur Nacht um sie herum. Aber wegen der Dunkelheit und dem Nebel konnte er immer noch keine Einzelheiten erkennen.
    Es war ziemlich teuer und schwer zu bekommen, trotzdem wünschte er sich jetzt, er hätte durch seine Beziehungen zum Militär ein Tele-Tron erstanden, eine neue Version des Star-Tron-Nachtsichtgeräts, das jahrelang von den meisten Streitkräften benutzt worden war. Ein Star-Tron nahm vorhandenes Licht - Mondlicht, Sternenlicht,

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