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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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putzen. Als sie die Zahnpasta auf die Bürste drückte, hörte sie, wie jemand am Griff der Tür drehte.
    Das kleine Bad grenzte an das ebenso kleine Foyer an. Als sie zur Schwelle trat, war sie nur wenige Schritte von der Tür zum Flur entfernt, nahe genug, um zu sehen, wie der Knauf hin und her gedreht wurde. Jemand versuchte, das Schloß zu öffnen, und das nicht einmal besonders vorsichtig. Der Knauf klickte und rasselte, die Tür pochte gegen den Rahmen.
    Sie ließ die Zahnbürste fallen und lief zum Telefon auf dem Nachttisch.
    Kein Freizeichen.
    Sie drückte die Gabel nieder und dann den Knopf O für die Zentrale - Operator -, aber nichts geschah. Die Telefonzentrale des Motels war abgeschaltet. Die Leitung war tot.

30
    Chrissie mußte mehrmals von der Straße herunter und im Gebüsch am Straßenrand Schutz suchen, bis ein Auto oder Lastwagen vorbeigefahren war. Eines der Autos war ein Streifenwagen von Moonlight Cove, der in die Stadt fuhr, und sie war ziemlich sicher, daß das genau der war, der zum Haus gefahren war. Sie duckte sich ins hohe Gras und die Löwenzahnblumen, und dort blieb sie, bis die Heckscheinwerfer des schwarzweißen Autos zu winzigen roten Pünktchen geworden waren, die schließlich um eine Kurve herum verschwanden.
    Entlang der ersten eineinhalb Meilen dieser asphaltierten Straße standen nur wenige Häuser. Chrissie kannte ein paar Leute, die darin wohnten: die Thomases, die Stones, die Els wicks. Sie war versucht, zu einem dieser Häuser zu gehen, an die Tür zu klopfen und um Hilfe zu bitten. Aber sie konnte nicht sicher sein, ob die Bewohner noch die netten Leute waren, die sie einmal gewesen waren. Auch sie könnten sich verändert haben, so wie ihre Eltern. Entweder etwas Übernatürliches oder etwas aus dem Weltraum hatte sich der Menschen in und um Moonlight Cove bemächtigt, und sie hatte genügend unheimliche Filme gesehen und unheimliche Bücher gelesen, daß sie wußte, wenn solche Mächte am Werk waren, konnte man gar niemanden mehr trauen. Sie setzte fast alles auf Pater Castelli von Our Lady of Mercy, weil er ein heiliger Mann war und keine Dämonen aus der Hölle ihm etwas anhaben konnten. Falls es sich natürlich um Außerirdische aus einer anderen Welt handelte, würde Pater Castelli nicht dadurch geschützt sein, daß er ein Mann Gottes war.
    Wenn Chrissie herausfände, daß der Priester auch übernommen wäre, und es Chrissie gelänge, ihm zu entkommen, dann würde sie direkt zu ihrer Lehrerin, Mrs. Irene Tokawa gehen. Mrs. Tokawa war die klügste Person, die Chrissie kannte. Wenn Außerirdische Moonlight Cove übernommen hätten, dann würde Mrs. Tokawa gemerkt haben, daß etwas nicht stimmte, bevor es zu spät wäre. Sie würde Schritte unternommen haben, um sich selbst zu schützen, und sie würde eine der letzten sein, die die Ungeheuer in die Finger bekämen. Finger oder Tentakel oder Klauen oder Scheren, oder was auch immer.
    Daher versteckte sich Chrissie vor dem vorüberfahrenden Verkehr, schlich an den vereinzelten Häusern an der Landstraße vorbei und näherte sich so langsam aber beständig der Stadt. Der Mond mit den beiden Spitzen, der manchmal über dem Nebel zu sehen war, hatte den größten Teil seiner Reise über das Himmelszelt hinter sich gebracht; bald würde er untergehen. Eine steife Brise wehte von Westen herein, manchmal fegten Böen heran, die so stark waren, daß sie ihr blondes Haar hochwirbelten wie blonde Flammen, die von ihrem Kopf loderten. Die Temperatur war auf etwa zehn Grad gesunken, aber wenn der Wind zu heftigen Böen aufflackerte, schien die Nacht viel kälter zu sein. Das Gute war, je größer ihr Elend durch Wind und Kälte wurde, desto mehr vergaß sie ihr anderes Leid - den Hunger.
    » VERWAHRLOSTES KIND WANDERTE NACH BEGEGNUNG MIT AUSSERIRDISCHEN TAGELANG HUNGRIG UND BENOMMEN UMHER «, sagte sie, wobei sie eine Schlagzeile aus einer Ausgabe des National Enquirer las, die nur in ihrer Fantasie existierte.
    Sie kam zur Kreuzung der Landstraße mit der Holliwell Road, und freute sich, wie gut sie vorankam, als sie denen beinahe in die Arme lief, denen sie aus dem Weg gehen wollte.
    Östlich der Landstraße war die Holliwell nur ein festgetretener Feldweg, der in die Berge hinaufführte, unter der Autobahn hindurch bis direkt zur alten und verlassenen Ika rus-Kolonie - einem baufälligen Haus mit zwölf Zimmern, Scheune und verfallenen Ställen -, wo eine Gruppe Künstler in den fünfziger Jahren versucht hatte, eine ideale

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