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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kleine Polizeitruppe im ländlichen Kalifornien mit diesen vielen Informationsquellen anfangen?
    Und es waren noch mehr: Daten, zu denen nicht einmal voll computerisierte Polizeireviere in Städten wie Los Angeles leicht Zugang hatten. Manches war Material, zu dem die Polizei von Gesetzes wegen nur mit richterlicher Anordnung Zugang hatte, etwa die Datenspeicher von TRW, der Kreditüberwachungsagentur des Landes. Daß die Polizei von Moonlight Cove Zugang zur Datenbank von TRW hatte, mußte selbst vor TRW geheimgehalten worden sein, denn die Agentur hätte einem Zugriff in ihre Dateien ohne gerichtliche Verfügung niemals zugestimmt. Das System bot auch Zugang zu den Datenbänken des CIA in Virginia, die angeblich vor jedem Computerzugriff geschützt waren - abgesehen von den internen Computern - und zu bestimmten FBI-Dateien, die man ebenfalls für unzugänglich hielt.
    Sam zog sich erschüttert aus dem AUSSENSYSTEM - MODEM ins Hauptmenü zurück.
    Er sah über den Parkplatz und dachte nach.
    Als Morris Stein ihn vor ein paar Tagen unterwiesen hatte, hatte er angedeutet, die Polizei von Moonlight Cove könnte in Drogenschiebereien verwickelt sein, und daß die Großzü gigkeit von New Wave, was Computersysteme anbelangte, auf eine Mitwisserschaft bestimmter Angestellter der Firma hinzudeuten schien. Aber das Bureau interessierte sich auch für die Möglichkeit, daß New Wave illegal High-Tech-Systeme an die Sowjets verkaufte und die Polizei von Moonlight Cove gekauft hatte, weil die Firma durch diese Kontakte zur Polizei zum frühestmöglichen Zeitpunkt von möglichen bevorstehenden Untersuchungen des FBI erfahren könnte. Das erklärte natürlich nicht die jüngsten Todesfälle, aber mit irgendeiner Theorie mußten sie ja anfangen.
    Jetzt war Sam bereit, beide Vorstellungen, daß New Wave Geschäfte mit den Sowjets machte und daß einige Angestellte im Drogenhandel tätig waren, über Bord zu werfen. Das umfangreiche Netz von Datenbänken, das sich die Polizei durch das Modem zugänglich gemacht hatte - einhundert undzwölf standen auf der Liste! - überstieg alles, was sie entweder für Drogenschmuggel oder das Aufspüren möglicher FBI-Ermittlungen wegen Kontakten zu den Sowjets bei New Wave gebrauchen könnten.
    Sie hatten sich ein Informationsnetz aufgebaut, das den Erfordernissen einer ganzen Staatsregierung genügt hätte noch genauer, denen einer kleinen Nation. Einer kleinen, feindlichen Nation. Dieses Datennetz war dazu entworfen, seinen Besitzer mit großer Macht auszustatten. Es schien, als wäre diese malerische kleine Küstenstadt in den Händen eines größenwahnsinnigen Irren, dessen Wahn es war, sich ein kleines Königreich erschaffen zu können, von dem aus er dereinst weite Gebiete erobern würde.
    Heute Moonlight Cove, morgen die Welt.
    »Was, zumTeufel, treiben die hier?« überlegte Sam laut.

29
    Tessa hatte sich sicher in ihr Zimmer im Cove Lodge eingeschlossen - und trug fürs Bett ein hellgelbes Höschen und ein T-Shirt, auf dem das grinsende Gesicht von Kermit dem Frosch zu sehen war -, trank Diet Coke und versuchte, eine Wiederholung der Tonight-Show anzusehen, konnte sich aber nicht für die Gespräche erwärmen, die Johnny Carson mit einer geistlosen Schauspielerin, einem geistlosen Sänger einem geistlosen Komiker führte. Diätunterhaltungen zum Diät-Coke.
    Je mehr Zeit nach ihrem beunruhigenden Erlebnis in den Fluren und Treppenhäusern des Hotels verstrich, desto mehr fragte sie sich, ob sie sich tatsächlich nur eingebildet hatte, daß sie verfolgt worden sei. Immerhin wurde sie von Janices Tod abgelenkt, weil sie der Meinung war, es wäre Mord und nicht Selbstmord. Und sie hatte immer noch Magenbeschwerden von dem Chesseburger, den sie zum Abendessen gehabt hatte und der so fettig gewesen war, daß er, samt Brötchen und allem, in ranzigem Yakfett hätte gebraten worden sein können. Tessa sah die Phantome, die ihr Angst gemacht hatten, mittlerweile so, wie Scrooge Marleys Geist zuerst gesehen hatte: Vielleicht waren sie nichts anderes als ein unverdautes Stück Fleisch, ein Klecks Senf, ein Krümel Käse oder eine nicht richtig gar gekochte Kartoffel gewesen. Während Carsons derzeitiger Gast von einem Wochenende erzählte, das er anläßlich eines Kunstfestivals in Havanna mit Fidel Castro - »ein toller Bursche, ein komischer Bursche, ein leidenschaftlicher Bursche« - verbracht hatte, stand Tessa vom Bett auf und ging ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen und die Zähne zu

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