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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Bluthunden war.

39
    Sam suchte vorübergehend Schutz auf dem unbeleuchteten Spielplatz der Thomas Jefferson Grundschule in der Palomine Street im südlichen Teil der Stadt. Er saß auf einer Schaukel, hielt sich mit beiden Händen an den Ketten fest und schaukelte sogar tatsächlich ein wenig, während er über seine Möglichkeiten nachdachte.
    Er konnte Moonlight Cove nicht mit dem Auto verlassen. Sein Mietwagen stand beim Motel, wo er festgenommen werden würde, wenn er sich zeigte. Er hätte ein Auto stehlen können, aber er erinnerte sich an die Unterhaltung per Computer, als Loman Watkins Danberry befohlen hatte, die Ocean Avenue zwischen der Stadt und dem Autobahnzu bringer abzusperren. Sie würden jede Fluchtmöglichkeit abgeriegelt haben.
    Er konnte über Nebenstraßen fahren, sich Schritt für Schritt zur Stadtgrenze und dann durch Wald und Feld zur Autobahn vorarbeiten. Aber Watkins hatte auch gesagt, daß er Wachen um die ganze Stadt herum aufgestellt hatte, um die >Tochter der Fosters< zu erwischen. Sam vertraute zwar auf seine Instinkte und die Fähigkeit zu überleben, aber er hatte seit dem Krieg vor zwanzig Jahren keinerlei Erfahrung mehr mit Fluchtmaßnahmen in offenem Gelände gehabt. Wenn Wachen um die Stadt herum standen, um das Mädchen abzufangen, würde Sam wahrscheinlich einer direkt in die Arme laufen.
    Er war zwar bereit, sich erwischen zu lassen, aber er durfte ihnen erst in die Hände fallen, wenn er einen Anruf zum Bureau durchbekommen hatte, um zu berichten und um Verstärkung zu bitten. Wenn er zu einer weiteren Zahl in der Statistik dieser Unfalltod-Hauptstadt der Welt würde, würde das FBI an seiner Stelle neue Männer schicken, und schlußendlich würde die Wahrheit ans Licht kommen, aber möglicherweise zu spät.
    Während er im rasch dünner werdenden Nebel und weit gehend vom Wind angestoßen sanft hin und her schwang, dachte er über diese Pläne nach, die er auf dem Bildschirm gesehen hatte. Innerhalb der nächsten dreiundzwanzig Stunden sollte jeder in der Stadt >verwandelt< werden. Ob wohl er keine Ahnung hatte, in was die Menschen verwandelt werden sollten, gefiel ihm das Wort nicht. Und er hatte das Gefühl, wenn die Pläne erfüllt wären und jeder in Moonlight Cove verwandelt worden wäre, würde es nicht leichter sein, das Rätsel zu lösen, als eine unendliche Zahl la serverschweißter, nach Art eines chinesischen Puzzles zu sammengesetzter Titankisten aufzubrechen.
    Okay, als erstes müßte er also ein Telefon finden und das FBI anrufen. Die Telefone in Moonlight Cove wurden überwacht, aber es war ihm einerlei, ob der Anruf bei der Computerroutineuntersuchung entdeckt oder sogar Wort für Wort aufgezeichnet werden würde. Er brauchte nur dreißig Sekunden oder eine Minute Zeit, um mit dem Bureau zu sprechen, dann würde zahlenmäßig starke Hilfe geschickt werden. Dann mußte er nur noch in Bewegung bleiben und die Polizei ein paar Stunden abhängen, bis die Agenten ein träfen.
    Er konnte nicht einfach zu einem Haus gehen und jemanden fragen, ob er einmal telefonieren könnte, weil er nicht wußte, wem er trauen könnte. Morris Stein hatte gesagt, wenn man einen oder zwei Tage in der Stadt wäre, bekäme man das paranoide Gefühl, daß einen überall Augen ansähen und der große Bruder nur eine Armeslänge entfernt wä re. Sam hatte dieses Stadium der Paranoia in nur wenigen Stunden erreicht und bewegte sich rasch darüber hinaus in einen Zustand ständiger nervlicher Anspannung und unablässigen Argwohns, wie er ihn seit den Tagen des Dschungelkriegs vor zwanzig Jahren nicht mehr erlebt hatte.
    Eine öffentliche Telefonzelle. Aber nicht die bei der ShellTankstelle, wo er schon einmal telefoniert hatte. Ein Mann, der gesucht wurde, wäre närrisch, noch einmal einen Ort aufzusuchen, an dem er bekanntermaßen schon einmal gewesen war.
    Er erinnerte sich nach seinem Rundgang durch die Stadt an eine oder zwei weitere Telefonzellen. Er stand von der Schaukel auf, steckte die Hände in die Jackentaschen, beugte die Schultern gegen den kalten Wind und ging über den Schulhof zur angrenzenden Straße.
    Er dachte an die Foster-Tochter, von der Shaddack und Watkins per Computer gesprochen hatten. Wer war sie? Was hatte sie gesehen? Er vermutete, daß sie ein Schlüssel war, diese Verschwörung zu verstehen. Was sie gesehen hatte, konnte möglicherweise erklären, was mit >verwandeln< gemeint war.

40
    Die Wände schienen zu bluten. Rote Flüssigkeit floß in zahlreichen

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