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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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fester. »Nicht nur schnüffeln. Eigentlich überhaupt nicht schnüffeln. Ich... nehme Anteil. Oh, ich lese auch gerne, und ich habe eine Menge Bücher, und ich denke auch bestimmt jede Menge nach, aber in erster Linie bringt mich das Beobachten durch. Wir gehen später nach oben. Ich zeige Ihnen das Teleskop, die ganze Anlage. Ich denke, Sie werden verstehen. Ich hoffe es jedenfalls. Wie dem auch sei, ich habe gesehen, wie sie Janice in jener Nacht zu Callan gebracht haben... aber ich erfuhr erst zwei Tage später, wer es gewesen war, als die Geschichte ihres Todes in der Lokalzeitung stand. Ich konnte nicht glauben, daß sie so gestorben ist, wie es dort stand. Ich glaube es immer noch nicht.«
    »Ich auch nicht«, sagte Tessa. »Darum bin ich hier...« Harry ließ Tessas Hand mit einem letzten Drücken widerwillig los. »In letzter Zeit sieht man viele Leichen, die meisten werden bei Nacht zu Callan geschafft, und die Polizei ist auch häufig dabei und überwacht alles - verdammt seltsam für eine kleine Stadt wie diese.«
    Sam sagte von der anderen Seite des Tisches: »Zwölf Unfälle oder Selbstmorde in weniger als zwei Monaten.« »Zwölf?« sagte Harry.
    »Wußten Sie nicht, daß es so viele sind?«
    »Oh, es sind wesentlich mehr.«
    Sam blinzelte.
    Harry sagte: »Ich habe zwanzig gezählt.«

50
    Nachdem Watkins gegangen war, begab sich Shaddack wie der zum Computerterminal in seinem Arbeitszimmer, stellte die Verbindung zu Sonne her, dem Supercomputer von New Wave, und machte sich wieder an die Arbeit an einem problematischen Aspekt des derzeitigen Projekts. Es war zwar halb drei Uhr morgens, aber er würde noch ein paar Stunden tätig sein, denn er ging immer frühestens bei Dämmerung ins Bett.
    Er war erst ein paar Minuten am Terminal, als sein Privattelefon läutete.
    Bis Booker gefaßt war, ließ der Computer der Telefongesellschaft ausschließlich Gespräche zwischen Verwandelten zu, von einem Ve rwandelten zu einem Verwandelten. Andere Leitungen waren unterbrochen, Telefonate zur Außenwelt wurden unterbrochen, bevor sie überhaupt zustande kommen konnten. Telefonanrufe nach Moonlight Cove wurden von einem Tonband beantwortet, das einen Fehler im Netz vorschützte, binnen vierundzwanzig Stunden wieder volle Einsatzbereitschaft versprach und Bedauern über die Unannehmlichkeit ausdrückte.
    Daher wußte Shaddack, der Anrufer mußte einer der Verwandelten sein, und auch einer seiner engsten Mitarbeiter bei New Wave, da der Anruf über seine Privatleitung kam. Eine Digitalanzeige unter dem Telefon zeigte die Nummer, von der der Anruf getätigt wurde, und er erkannte sie als Nummer von Mike Peyser. Er nahm den Hörer ab und sagte: »Shaddack.«
    Der Anrufer atmete abgehackt und keuchend ins Telefon, sagte aber nichts.
    Shaddack sagte stirnrunzelnd: »Hallo?«
    Nur Atmen.
    Shaddack sagte: »Mike, sind Sie das?«
    Die Stimme, die ihm schließlich antwortete, war kehlig und heiser, aber mit einem schrillen Unterton, flüsternd und dennoch laut, Peysers Stimme und doch auch wieder nicht, seltsam:»... etwas stimmt nicht, etwas stimmt nicht, kann mich nicht verändern, kann nicht... stimmt nicht... stimmt nicht...«
    Shaddack wollte nur widerstrebend eingestehen, daß er Mike Peysers Stimme in diesen seltsamen Betonungen und unheimlichen Kadenzen erkannte. Er sagte: »Wer ist da?«
    »...brauche, brauche... brauche, will, ich brauche...«
    »Wer ist da?« verlangte Shaddack wütend zu wissen, aber in Gedanken stellte er eine andere Frage: Was ist da?
    Der Anrufer gab einen Laut von sich, der ein Stöhnen des Schmerzes, ein Wimmern heftigsten Zorns, ein dünner Schrei der Frustration und ein Fauchen war, das alles zu einem einzigen Plärren verschmolz. Der Hörer fiel ihm mit einem heftigen Poltern aus der Hand.
    Shaddack legte seinen eigenen Hörer weg, wandte sich wieder seinen VDT zu, schaltete sich ins Datennetz der Polizei ein und gab eine dringende Nachricht an Loman Watkins durch.

51
    Sam Booker saß im Schlafzimmer im dritten Stock auf dem Stuhl, bückte sich über das Okular und beobachtete den Hin terhof von Callans Bestattungsinstitut. Der Wind, der immer noch gegen die Fenster stürmte und die Bäume auf der Hü gelflanke schüttelte, auf der fast ganz Moonlight Cove erbaut war, hatte den Nebel bis auf wenige Schwaden verweht. Die Lichter des Zufahrtsweges waren gelöscht worden, die Rückseite von Callans Institut lag in Dunkelheit, abgesehen vom schwachen Licht, das von den zugezogenen

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