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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Liebenden, wollte man uns glauben machen.«
    »Auch eine schnelle Einäscherung«, bemerkte Harry. »Und drei Nächte später, am achtzehnten, wurden kurz nach eins, kurz bevor ich zu Bett gehen wollte, noch zwei Leichen zu Callan gebracht.«
    »Auch darüber existieren keine offiziellen Aufzeichnungen«, sagte Sam.
    »Noch zwei von außerhalb, die auf einen Besuch oder nur zum Essen von der Autobahn abfuhren?« fragte Tessa. »Oder vielleicht jemand aus einem anderen Teil des County, der auf der Landstraße an der Stadt vorbeifuhr?«
    »Könnten auch Leute von hier gewesen sein«, sagte Harry. »Ich meine, es gibt immer ein paar Leute, die nicht lange hier leben, Neuankömmlinge, die ihre Häuser mieten statt kaufen und keine nennenswerten Verbindungen zur Gemeinde haben. Wenn man die Morde an ihnen vertuschen wollte, könnte man sich immer eine akzeptable Geschichte ausdenken, daß sie wegen eines neuen Jobs weggezogen seien, oder so, und die Nachbarn würden es glauben.«
    Wenn die Nachbarn nicht schon >verwandelt< waren und sich an der Vertuschungsaktion beteiligten, dachte Sam.
    »Dann am dreiundzwanzigsten September«, sagte Harry, »das muß der Leichnam Ihrer Schwester gewesen sein, Tessa.«
    »Ja.«
    »Da wußte ich schon, daß ich jemandem sagen müßte, was ich gesehen hatte. Jemand mit Befugnis. Aber wem? Ich traute keinem Einheimischen, weil ich gesehen hatte, wie die Polizei ein paar Leichen gebracht hatte, die nie in offiziellen Berichten auftauchten. Den County-Sheriff? Der hätte eher Watkins als mir geglaubt, oder nicht? Verflucht, es denken sowieso alle, daß Krüppel ein wenig verschroben sind - ich meine, nicht richtig im Kopf -, sie setzen körperliche Behinderung wenigstens ein wenig mit geistiger Behinderung gleich, wenigstens unterbewußt. Daher nahm ich an, daß sie Vorurteile haben und mir nicht glauben würden, und es ist, zugegeben, ja auch eine wilde Geschichte, die Leichen, geheime Einäscherungen...« Er machte eine Pause. Sein Ge sicht wurde düster. »Die Tatsache, daß ich ein Kriegsveteran mit Auszeichnungen bin, hätte mich nicht glaubwürdiger gemacht. Das ist schon lange her, für manche Vorgeschichte. Tatsächlich... hätten sie mir den Krieg zweifellos ein wenig zum Vorwurf gemacht. Post-Vietnam-Stress-Syndrom, so nennt man das. Der arme Harry ist schließlich übergeschnappt - verstehen Sie denn nicht - wegen des Krieges.«
    Bisher hatte Harry nüchtern gesprochen, ohne Gefühlsre gung. Aber seine letzten Worte waren wie ein Stück Glas, das gegen die Oberfläche eines wogenden Sees gehalten wurde und Gefilde darunter sichtbar machte - in diesem Fall Gefilde von Leid, Einsamkeit und Entfremdung.
    Jetzt drangen nicht nur Gefühle in seine Stimme ein, sie brachten sie sogar ein paarmal dazu, überzuschlagen. »Und ich muß gestehen, ein Grund, warum ich nicht versucht habe, es jemandem zu sagen, war der, daß ich... Angst hatte. Ich hatte keine Ahnung, was los war. Ich konnte nicht wissen, wieviel auf dem Spiel stand. Ich wußte nicht, ob sie mich zum Schweigen bringen, mich eines nachts in den Ofen von Callans schieben würden. Man sollte meinen, daß ich tollkühn wäre, nachdem ich schon soviel verloren habe, und mir keine Gedanken mehr zu machen brauche, noch mehr zu verlieren, vielleicht zu sterben; aber so ist es nicht, ganz und gar nicht. Für mich ist das Leben wahrscheinlich kostbarer als für Menschen, die heil und gesund sind. Dieser behinderte Körper hat mich so sehr gebremst, daß ich die letzten zwanzig Jahre außerhalb des Wirbels von Aktivitäten verbracht habe, in dem die meisten von Ihnen existieren, und dadurch hatte ich Zeit, die Welt wirklich zu sehen, ihre Schönheit und Vielfalt. Letztendlich hat meine Behinderung mich dazu gebracht, das Leben noch mehr zu bewundern und zu lieben. Deshalb hatte ich Angst, sie könnten zu mir kommen und mich umbringen, und deshalb habe ich niemandem erzählt, was ich gesehen habe. Gott stehe mir bei, denn wenn ich früher ausgesagt hätte, wenn ich das FBI früher angerufen hätte, wären vielleicht ein paar Menschen gerettet worden. Vielleicht... wäre Ihre Schwester gerettet worden.«
    »Das sollten Sie nicht einmal denken«, sagte Tessa sofort. »Hätten Sie anders gehandelt, wären Sie jetzt zweifellos Asche, die man aus dem Ofen von Callan gekratzt und ins Meer geworfen hätte. Das Schicksal meiner Schwester war besiegelt. Und Sie hätten es nicht verhindern können.«
    Harry nickte, dann schaltete er die

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