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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das gesamte Telefonnetz der Stadt lahmgelegt worden war, setzten sich Sam und Tessa gemäß Harrys Wunsch an einen runden Tisch in der Ecke, während Harry mit einer Mr.-Coffee-Maschine einen guten kolumbianischen Kaffee machte. »Sie sehen aus, als würden Sie frieren«, sagte er. »Das wird Ihnen gut tun.«
    Tessa, die fror und müde war und das Koffein brauchte, lehnte das Angebot nicht ab. Tatsächlich faszinierte es sie, wir Harry sich trotz seiner schweren Behinderung so gut zu helfen wußte, daß er für unerwartete Besucher den großzügigen Gastgeber spielen konnte.
    Er holte mit seiner gesunden Hand und ein paar raffinierten Bewegungen eine Packung Apfel-Zimt -Brötchen aus dem Brotkasten, einen halben Schokoladenkuchen aus dem Kühlschrank, Teller und Gabeln und Papierservietten. Als Sam und Tessa ihre Hilfe anboten, lehnte er das Angebot mit einem Lächeln ab.
    Sie spürte, daß er nicht versuchte, ihnen oder sich selbst etwas zu beweisen. Es machte ihm einfach Spaß, Gesellschaft zu haben, selbst zu dieser Stunde und unter diesen bizarren Umständen. Vielleicht war es ein seltenes Ereignis.
    »Keine Sahne«, sagte er. »Nur Beutelmilch.«
     
    »Das reicht«, sagte Sam.
    »Und ich fürchte, auch kein elegantes Milchkännchen aus Porzellan«, sagte Harry und stellte den Milchbeutel auf den Tisch.
    Tessa fing an zu überlegen, ob sie einen Dokumentarfilm über Harry drehen sollte, über den Mut, den es erforderte, unter diesen Umständen unabhängig zu bleiben: Sie wurde trotz der Geschehnisse der vergangenen Stunden vom Sire nengesang ihres Berufes angezogen. Aber sie hatte schon vor langer Zeit herausgefunden, daß man die Kreativität eines Künstlers nicht abschalten konnte; das Auge einer Filmemacherin konnte man nicht so leicht abdecken wie die Linse einer Kamera. Sogar während sie über den Tod ihrer Schwester trauerte, waren ihr Hinfalle für Projekte gekommen, erzählerische Konzepte, interessante Einstellungen und Winkel. Sogar im Schrecken des Krieges, als sie mit afghanischen Rebellen geflohen war, während sowjetische Flugzeuge den Boden hinter ihnen bombardierten, freute sie sich darüber, was sie auf Film bekam und was sie zu Hause im Schneidraum damit machen könnte - und ihr dreiköpfiges Team hatte genauso reagiert. Daher fühlte sie sich nicht mehr verlegen oder schuldig, weil sie rund um die Uhr Künstlerin war, selbst in tragischen Zeiten; für sie war das natürlich und Teil davon, kreativ und am Leben zu sein.
    Der Harrys Bedürfnissen angepaßte Rollstuhl verfügte über eine Hydraulik, mit der man den Sitz ein paar Zentimeter heben konnte. Er setzte sich neben Tessa und gegenüber von Sam hin.
    Moose lag in der Ecke, sah zu und hob ab und zu den Kopf, als würde er sich für ihre Unterhaltung interessieren obwohl ihn wahrscheinlich eher der Geruch des Schokola denkuchens anregte. Aber der Labrador kam nicht herüber und schnupperte herum und winselte nach Leckerbissen, und Tessa war von seiner Disziplin beeindruckt.
    Während sie die Kaffeekanne herumreichten und Kuchen und Brötchen aßen, sagte Harry: »Sie haben mir gesagt, was Sie hierher geführt hat, Sam - nicht nur mein Brief, sondern auch diese sogenannten Unfälle.« Er sah Tessa an; und weil sie an seiner rechten Seite saß, erweckte sein ständig geneig ter Kopf den Eindruck, als würde er sich von ihr weglehnen und sie voll Argwohn oder zumindest Skepsis ansehen, obwohl sein herzliches Lächeln dieses Verhalten Lügen strafte. »Und was ist mit Ihnen, Miß Lockland?«
    »Bitte nennen Sie mich Tessa. Nun... meine Schwester war Janice Capshaw...«
    »Richard Capshaws Frau, die Frau des lutheranischen Priesters?« sagte er überrascht.
    »Ganz recht.«
    »Die kamen mich häufig besuchen. Ich war kein Mitglied ihrer Gemeinde, aber so waren sie eben. Wir wurden Freunde. Sie kam auch nach seinem Tod noch ab und zu vorbei.
    Ihre Schwester war eine gütige und wunderbare Frau, Tessa.« Er stellte die Tasse weg und streckte ihr seine gute Hand entgegen. »Sie war mein Freund.«
    Tessa nahm die Hand. Sie war ledrig und schwielig von der Arbeit und sehr kräftig, als würde sich die ganze Kraft seines gelähmten Körpers durch dieses gesunde Glied ausdrücken. »Ich habe zugesehen, wie sie sie in Callans Bestattungsinstitut ins Krematorium gebracht haben«, sagte Harry.
    »Durch mein Teleskop. Ich beobachte. Das ist die hauptsächliche Beschäftigung in meinem Leben. Beobachten.« Er errötete leicht. Er hielt Tessas Hand

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