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Mitternachtsfantasie

Mitternachtsfantasie

Titel: Mitternachtsfantasie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Sala
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ging.
    Amelia starrte auf die Blumen, die auf dem Boden lagen. Dann drehte sie ihr Gesicht zur Wand und wäre vor Kummer am liebsten gestorben.
    Raelene steckte den Kopf um die Ecke und schnitt eine Grimasse. „Hey, geht es dir gut?“
    Amelia wischte sich die Tränen weg. Irgendwie musste sie den Abend überstehen. Sie konnte weinen, wenn sie in Tulip in ihrem Bett lag. Jetzt war nicht die richtige Zeit dafür.
    „Sicher.“ Sie hob entschlossen den Kopf und stieg über die Blumen.
    Amelia starrte ihr Spiegelbild an. Sie dachte darüber nach, ob sie ihr Haar offen tragen, sollte so, wie vor einigen Tagen. Ihren Augen war anzusehen, dass sie schlaflose Nächte hinter sich hatte.
    Sie griff sie nach ihrer Haarbürste und fing an, ihr Haar wie üblich aufzustecken. „Ich verstehe das nicht. Alles, was ich wollte, war ein Auto. Wie bin ich nur in diesen Schlamassel geraten?“
    Sie band einen Gürtel um und drehte sich dann vor dem Spiegel, um zu prüfen, ob ihr Unterrock auch nicht hervorschaute. Das tat er nicht. Da waren nur lange Beine unter einem langen beigefarbenen Rock, und Beige war absolut nicht ihre Farbe.
    „Amelia!“, rief Wilhemina von unten. „Bist du fertig? Du kommst noch zu spät.“
    Amelia rollte mit den Augen. Es war jeden Morgen das Gleiche. Tante Witty fühlte sich verpflichtet, sie zu drängen, obwohl Amelia noch nie zu spät zur Arbeit gekommen war.
    „Ich komme“, rief sie.
    „Hier ist dein Lunch. Vergiss nicht, die Tüte in den Kühlschrank zu legen, wenn du in die Bibliothek kommst. Es ist Thunfisch. Er würde sonst schlecht werden.“
    „Ja, Ma’am.“
    Amelia war schon halb draußen, drehte sich aber noch mal um. Es war entweder ihr schlechtes Gewissen oder das Bedürfnis, umarmt zu werden, das sie dazu trieb.
    Wilhemina musterte ihre Nichte. Sie sah damenhaft aus so, wie es sein sollte. „Hast du etwas vergessen?“
    „Ja.“ Amelia seufzte, umarmte ihre Tante und vergrub ihre Nase in dem nach Rosen duftenden Kragen.
    Wilhemina war schockiert. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ihre Nichte zuletzt so offen ihre Zuneigung gezeigt hatte. „Aber, Amelia.“ Sie tätschelte ihr unbeholfen den Rücken. „Jetzt geh, Mädchen.“
    Amelia seufzte noch mal und ging zur Tür hinaus.
    „Ich mache heute Abend Apfelknödel!“, rief Wilhemina ihr nach, obwohl sie das gar nicht vorgehabt hatte. Es war ihr ungefähr zur selben Zeit eingefallen, als Amelia sie umarmt hatte.
    Amelia blieb stehen und lächelte. „Gut. Ich freu mich schon darauf.“
    Rosemary kam aus dem Blumengarten auf die Veranda, gerade als Amelia wegfuhr. Sie ließ sich in einen Korbsessel fallen. „Ich habe dich gehört, Schwesterherz. Du macht nur zu besonderen Anlässen Apfelknödel.“
    Wilhemina wollte nicht zugeben, dass sie das aus Liebe gesagt hatte. „Und?“
    Rosemary legte ihren Hut weg und stellte den Korb ab, den sie bei sich hatte. „Habe ich den Geburtstag von jemandem vergessen?“ Ihre Augen leuchteten auf. „Heute ist nicht Unabhängigkeitstag, oder?“
    Beide vergaßen, wovon sie gerade gesprochen hatten, als eine Schildkröte aus Rosemarys Korb geklettert kam. „Rosemary! Da ist ja eine Schildkröte drin.“
    Rosemary rollte mit den Augen. „Das weiß ich. Ich habe sie ja selbst reingesetzt. Manchmal glaube ich, du traust mir gar nichts zu.“
    Wilhemina verzog ihr Gesicht. „Wieso setzt du eine Schildkröte in deinem Korb?“
    „Wo soll ich sie denn sonst hintun?“, fragte Rosemary erstaunt. „Meine Tasche ist zu klein.“
    „Natürlich“, murmelte Wilhemina. „Wieso ist mir das nicht selbst eingefallen?“
    Rosemary lächelte. Es war ein engelhaftes Lächeln, das ihr Gesicht aufleuchten und sie um Jahre jünger aussehen ließ. Sie tätschelte die runzlige Hand ihrer Schwester und lehnte sich zurück.
    „Das ist schon in Ordnung, Willy. Dafür hast du mich ja.“
    Tyler beobachtete mit zusammengekniffenen Augen, wie Amelia den Familien-Chrysler einparkte. Der Wind blies ihr den Rock gegen die langen, gut geformten Beine, als sie ausstieg. Tyler lächelte und war insgeheim dankbar dafür, dass er der einzige Mann in Tulip war, der wusste, welche Reize sich unter diesem farblosen Äußeren verbargen.
    Er hatte eine Dreiviertelstunde vor der Bibliothek warten müssen. Da er nie zuvor dort gewesen war, wusste er nicht über die Öffnungszeiten Bescheid, aber jetzt wollte er Miss Amelias Kenntnisse als Bibliothekarin nutzen. Er hatte die Absicht, ihr genauso gründlich den Kopf zu

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