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Mitternachtsflut

Mitternachtsflut

Titel: Mitternachtsflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Ketterl
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unangefochtene Star war.
    Eigentlich hätte es Marie egal sein müssen, doch das war es nicht. Sie sah die vielen glücklichen Paare um sich herum, sah, dass alle sich königlich amüsierten, es lag nahezu knisternde Spannung in der Luft, nur sie sehnte sich nach etwas das sie nicht mehr genau zu benennen vermochte. Nur am Rande bekam sie die glücklichen Erzählungen von Roberta mit, die ihr mit wachsender Begeisterung ihre erste Zeit mit Craigh schilderte, was nicht unbedingt dazu führte, dass ihre eigene Stimmung sich gehoben hätte. Ihr Blick war wie hypnotisiert auf Vicente gerichtet. Angelique fuhr offenbar alles was sie an Verführungs- und Flirtkünsten zu bieten hatte auf. Trotz des Lautstärkepegels drang ihre gurrende Stimme bis hier herüber. Es wäre ja wohl ein Wunder gewesen, wenn Vicente darauf nicht reagiert hätte. Dass man, wenn man mit jemandem sprach, ihm die Hand auf die Brust legen musste, war Marie bis heute nicht klar gewesen. Himmel nochmal! Das geht dich nichts mehr an! Sie versuchte sich selbst in die Schranken zu weisen.
    „Ja, und daher kann ich es jetzt kaum erwarten, dass er kommt. Mein erstes Lagofest mit einem Mann den ich wirklich liebe, verstehst du das?“ Roberta seufzte. „Und wie ich das verstehe!“ Gerne hätte sie der Freundin erklärt, wie gut sie das jetzt gerade verstand, doch das ging leider nicht.
    Als ihr Blick unwillkürlich wieder zu Vicente und der Französin hinüberglitt, waren die beiden verschwunden. Na prima, auch das noch.
    „Komm Roberta, eine Lumumba geht noch, oder?“ „Aber immer doch!“ Humberto mixte ihnen mit versonnenem Lächeln ihre beiden Cocktails. Weiß der Himmel woran er dabei dachte, aber sicher nicht an die Mengenangaben für eine normale Lumumba. Das bemerkte Marie gleich beim ersten Schluck. Sie organisierte sich eine Flasche Kakao und „verdünnte“ nach Leibeskräften, dennoch spürte sie innerhalb kürzester Zeit, dass der Freund es schon arg gut gemeint hatte. „Ach, seit Neuestem trinken wir Schokolade? Wie war das mit dem auf die Figur achten und so?“ Marie erkannte die lächelnde Stimme sofort und drehte sich mehr als überrascht um.
    „Guten Abend mi flor. Geht es dir gut? Du siehst etwas verwirrt aus.“ Vicente schob ihr zärtlich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht und strahlte sie an.
    „Äh, hallo. Was machst du hier?“ Vicente sah sie überrascht an. „Ich bin immer auf diesem Fest, so wie alle, dich eingeschlossen??“ Marie schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Warum bist du hier? Du warst doch gerade noch da drüben mit „Miss Unwiderstehlich“ die sich regelrecht um dich herumgewunden hat. Ich dachte ihr habt jetzt andere Pläne?“ Vicente sah sie eine Weile verblüfft an, dann lachte er schallend. „Dios mio, Blondie? Nichts gegen Blondinen, gar nichts, im Gegenteil, aber Angelique ist ja nun so gar nicht mein Fall.“ Jetzt war es für Marie soweit etwas perplex zu sein. „Nicht? Ich dachte ihr fahrt alle auf sie ab?“ „Da hast du falsch gedacht. Angelique ist etwas zum Ansehen, sie ist durchaus eine Schönheit, aber nichts zum Anfassen, nichts das man lieb haben könnte. Da kannst du auch alle anderen fragen. Warum glaubst du, dass sie immer mit dem schwulen Marc herumhängt?“ „Oh!“ Mehr brachte Marie gerade nicht heraus. „Ja, absolut „oh“ und jetzt komm mal mit.“ Vicente legte den Arm um sie und führte sie zu „ihrer“ kleinen Steinformation. Dort hatten sie im letzten Jahr auch gesessen und hinaus aufs Meer geblickt, während im Hintergrund die Party ablief.
    Komisch, dieses Jahr schwankten die Steine etwas. Aber Vicente hatte sie fest im Arm und so lag sie kurze Zeit später, fest an ihn gekuschelt, auf den Steinen und ließ ihren Blick über das Meer gleiten. Ja, das fühlte sich besser an. Viel besser! So von Vicente gehalten zu werden, seine beruhigende Stimme zu hören und seine warmen Arme um ihren Oberkörper zu fühlen – so gewann das Fest doch wieder enorm. Das schlechte Gewissen, das sich ganz leise meldete, versank in einer Mischung aus Musik, Meeresrauschen, dem Geruch von Vicentes herbem Rasierwasser und dem leicht wahrnehmbaren Geruch der Coronas, die er nur rauchte, wenn er alleine war. Von dem nicht ganz so leichten Nebel, in den der Rum in den diversen Lumumbas sie getaucht hatte, ganz zu schweigen. Aus den Augenwinkeln entdeckte sie die milde lächelnde Roberta, die kurz darauf, auf Nimmerwiedersehen für diese Nacht, in Craighs Armen

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