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Mitternachtskinder: Roman (German Edition)

Mitternachtskinder: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtskinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
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zu sprechen anfing.
    Wir hatten unsere Nummer neben seiner Nische aufgebaut; während Pictureji damit beschäftigt war, Flöten zu polieren und einen riesigen safrangelben Turban aufzusetzen, übernahm ich die Rolle des Marktschreiers. «Kommen Sie zuhauf, kommen Sie zuhauf – eine solche Gelegenheit bietet sich nur einmal im Leben – Damen und Herren, kommen und sehen Sie, kommen und sehen Sie! Wen haben wir hier vor uns? Keinen gewöhnlichen Bhangi, keinen auf dem Gehsteig schlafenden Schwindler; dies, Bürger, meine Damen
und Herren, ist der Bezauberndste Mann der Welt! Ja, kommt und seht, kommt und seht: Easthman-Kodak hat ihn fotografiert! Kommt näher und habt keine Angst – PICTURE SINGH ist hier!» ... Und ähnlichen Mist, aber dann sprach der Paanhändler:
    «Ich kenne eine bessere Nummer. Dieser Kerl ist nicht die Nummer eins. O nein, ganz gewiss nicht. In Bombay gibt es einen Besseren. »So erfuhr Picture Singh von der Existenz seines Rivalen, und deshalb ließ er die Vorstellung Vorstellung sein, ging zu dem verbindlich lächelnden Paanhändler hinüber, versuchte seinen alten Kommandoton wiederzufinden und sagte: «Sagen Sie mir die Wahrheit über diesen Betrüger, Hauptmann, sonst jag’ ich Ihnen die Zähne so weit die Gurgel runter, dass sie Ihren Magen fressen.» Und der Paanhändler, der sich nicht im Geringsten fürchtete, weil er wusste, dass die drei umherschleichenden Polizisten schnell einschreiten würden, um nötigenfalls ihre Gehälter zu sichern, flüsterte uns die Geheimnisse seiner Allwissenheit zu, erzählte uns, wer wann wo, bis Picture Singh mit einer Stimme, deren Entschlossenheit seine Angst überdeckte, sagte: «Diesem Kerl in Bombay werde ich zeigen, wer der Beste ist. Für zwei Bezauberndste Männer, Hauptleute, ist auf dieser einen Welt kein Platz.»
    Der Verkäufer von Betelnussköstlichkeiten zuckte leicht mit den Achseln und spuckte vor unseren Füßen aus.
     
    Wie durch ein Zauberwort öffneten die Sticheleien eines Paanhändlers die Tür, durch die Saleem in die Stadt seiner Geburt, an den Ort seiner tiefsten Sehnsucht, zurückkehrte. Ja, es war ein Sesam-öffne-dich, und als wir zu den zerlumpten Zelten unter der Eisenbahnunterführung zurückkamen, scharrte Picture Singh in der Erde und grub das verknotete Taschentuch mit seinen Rücklagen aus, das vom Dreck verfärbte Tuch, in dem er seine Altersgroschen gehortet hatte. Und als Durga die Wäscherin es ablehnte, ihn zu begleiten, mit den Worten: «Wo denkst du hin, Pictureji, bin ich denn eine Millionärin, dass ich mir Ferien und was weiß ich leisten kann?»,
da wandte er sich mit fast flehendem Blick an mich und bat mich, ihn zu begleiten, damit er nicht ohne Freund in seine schlimmste Schlacht, die Prüfung seines Alters, gehen müsse ... und Aadam hörte es auch, mit flatternden Ohren hörte er den Rhythmus des Zaubers, ich sah seine Augen aufleuchten, als ich ja sagte, und dann waren wir in einem Eisenbahnabteil dritter Klasse unterwegs nach Süden Süden Süden, und in der fünfsilbigen Monotonie der Räder hörte ich das Geheimwort: Abrakadabra Abrakadabra Abrakadabra sangen die Räder, als sie uns zurück nach Bombay trugen.
    Ja, ich hatte die Kolonie der Magier für immer hinter mir gelassen; ich war Abrakadabra Abrakadabra unterwegs ins Herz einer Sehnsucht, die mich lange genug am Leben halten sollte, dass ich diese Seiten schreiben (und entsprechend viel Pickles herstellen) konnte. Aadam und Saleem und Picture Singh quetschten sich mit einer Reihe von Körben, die fest mit Schnüren zugebunden waren, in ein Dritter-Klasse-Abteil. Die Körbe erschreckten die wie Ölsardinen in das Abteil gepackte Menschheit durch ihr anhaltendes Zischen, sodass die Menge sich weg weg weg von den bedrohlichen Schlangen drängte und uns ein gewisses Maß an Bequemlichkeit und Platz gewährt wurde, während die Räder ihre Abrakadabras in Aadams Segelohren sangen.
    Auf der Fahrt nach Bombay breitete Picture Singhs Pessimismus sich aus, bis er, wie es schien, zu einem eigenständigen physischen Gebilde wurde, das dem alten Schlangenbeschwörer nur noch äußerlich ähnelte. In Mathura stieg inmitten der Kakophonie der fliegenden Händler, die Tiere aus Ton und Tassen voll Chalootee verkauften, ein junger Amerikaner mit pickligem Kinn und einem Kopf, kahl geschoren wie ein Ei, in unser Abteil; er fächelte sich mit einem Fächer aus Pfauenfedern, und das Unglück, das Pfauenfedern bringen, deprimierte Picture Singh über

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