Mitternachtspicknick
»Tom, du begleitest Steffi zum Strand und sorgst dafür, dass alle ihre Geburtstagsgäste wohlbehalten zurückkehren. Tina, Moni, ihr verschwindet auf der Stelle im Bett. Von euch will ich heute Nacht keinen Mucks mehr hören. Verstanden?«
Tina und Moni machten auf dem Absatz kehrt.
»Steffi, wenn du wieder da bist, fegst du die Scherben und die Brösel zusammen«, fuhr Frau Andresen fort, »und, Tom, ich möchte noch wissen, ob wirklich alle vom Strand zurück sind!«
Tom nickte. Steffi kämpfte mit den Tränen. Was für ein trauriges Ende ihres schönen Festes! Kein Kuchen mehr - und dafür eine gesalzene Strafpredigt von Frau Andresen! Das war wirklich zu ärgerlich.
Betroffen kehrten die Geburtstagsgäste in die Eulenburg zurück. Tom hatte ihnen unterwegs kurz berichtet, was geschehen war. »Meine Mutter ist ziemlich verärgert«, sagte er. »Aber macht euch nicht zu viel draus. Sie ist nicht sehr nachtragend.« Leise fügte er zu Angie und Diane gewandt noch hinzu: »Euch muss ich noch etwas erzählen. Etwas sehr Merkwürdiges.«
Er berichtete von Tinas und Monis Streich und was sich dabei herausgestellt hatte: Dass Frau Jung auf geheimnisvolle Weise verschwunden war!
Angie riss die Augen auf. »Das ist fantastisch! Wer weiß, wie oft sie nachts hier in der Gegend herumschleicht. Wir sollten versuchen, sie zu finden.«
»Heute Nacht nicht«, wehrte Tom entschieden ab. »Meine Mutter hat sich schon genug aufgeregt. Wenn wir jetzt auch noch auf Verbrecherjagd gehen, verliert sie endgültig die Nerven. Wir müssen bis morgen warten.«
Angie zuckte es zwar in den Füßen, sofort die nächste Spur zu verfolgen, aber Diane sagte nur: »Tom hat recht. Die arme Frau Andresen! Es wäre nicht richtig, sie noch mehr zu ängstigen!«
Zu Hause begaben sich alle schnell in ihre Zimmer. Natürlich bemerkten die jeweiligen Zimmergenossinnen, dass Kathrin und Pat fehlten. Die Ereignisse der Nacht waren den meisten allerdings so unklar, dass sie diese neuerliche Absonderlichkeit nicht ernst nahmen. Die Mädchen, die mit Pat das Zimmer teilten, nahmen an, Pat sei in diesen völlig albernen Streich verwickelt, den Tina und Moni Frau Jung hatten spielen wollen, und glaubten, die Freundin sei noch mit den beiden Komplizinnen zusammen. Angie und Diane wunderten sich zwar, dass Kathrins Bett leer war, machten sich aber keine allzu große Sorgen. Zumal die Kleider, die Kathrin am Abend zuvor getragen hatte, noch säuberlich auf einem Stuhl lagen.
»Sie hat sich nicht einmal angezogen«, sagte Angie. »Also kann sie nicht weit sein. Wahrscheinlich ist sie von all dem Lärm aufgewacht und nun geistert sie herum, um herauszufinden, was geschehen ist. Komm, lass uns schlafen gehen. Wir müssen morgen fit sein!«
Gleich darauf lagen die Mädchen in ihren Betten und atmeten friedlich. Angie dachte noch kurz über Frau Jung nach. Gleich morgen musste sie es Pat erzählen. Was die Freundin wohl dazu sagen würde? Die Augen fielen ihr zu.
Pat stand zunächst wie gelähmt, nachdem sie beobachtet hatte, wie Kathrin von dem fremden Mann überwältigt und ins Haus geschleppt worden war. Viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf: Was tat Kathrin hier? Was wusste sie? Sie war über den Hof geschlichen, als verfolge sie eine höchst geheimnisvolle Absicht. Natürlich, Tom hatte sie in manches einweihen müssen. Aber dass sie nun gerade in dieser Nacht ...
Pat war ein tapferes und furchtloses Mädchen. Es kam ihr nicht in den Sinn davonzulaufen, um Hilfe zu holen. Erst wollte sie selber versuchen, der armen Kathrin zu helfen. Und dem Hund. Den durfte sie darüber nicht vergessen.
Sie näherte sich lautlos dem Haus. Hier, an dieser Stelle, war Kathrin von dem Mann überfallen worden. Was hatte sie gesucht? Pat blickte an der Hauswand hinauf. Wie sollte sie da hineinkommen?
Dann fiel ihr auf, dass inzwischen ein weiteres Fenster im ersten Stock beleuchtet war. Vorhin, das wusste sie ganz sicher, war es noch dunkel gewesen. Ob man Kathrin dorthin gebracht hatte?
Sie nahm ein paar Erdklumpen aus dem verwahrlosten Blumenbeet zu ihren Füßen und fing an, sie gegen die Scheibe zu werfen. Eine ganze Zeit lang rührte sich überhaupt nichts. Dann, als Pat schon aufgeben wollte, erschien ein Schatten hinter dem Glas. Das Fenster wurde geöffnet und Kathrin lehnte sich hinaus. »Hallo«, rief sie angstvoll. »Wer ist da?«
Pat trat einen Schritt zurück. »Ich bin es, Pat«, antwortete sie leise. »Was machst du denn bloß, Kathrin? Bist du
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