Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
mächtig verklemmte Kollegin.
Er musste unbedingt wieder was mit einer Frau anfangen, und zwar möglichst bald. Das waren sexuelle Entzugserscheinungen. Eine andere Erklärung gab es nicht für die seltsame Art, wie er auf diese staubtrockene Kollegin reagierte.
Sie schüttelte den Kopf. „Entschuldigen Sie. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.“
„Nun, ich würde sagen, Sie waren ganz bei der Sache und dachten klar und logisch. Wir werden genau machen, was Sie vorgeschlagen haben. Rufen Sie den Privatdetektiv an. Wenn Leatherman merkt, dass wir Zeit und Geld investieren, ohne den Auftrag schon sicher zu haben, wird ihn das bestimmt beeindrucken. Und ich bin sicher, ich kriege ihn in den Griff, bis wir hier wieder abreisen.“
„Wirklich? Ich meine, das ist toll. Ich kümmere mich sofort darum.“
Die Überraschung war ihr deutlich anzumerken. Kein Wunder, wenn man bedachte, welche Erfahrungen sie vermutlich mit den anderen Teilhabern der Kanzlei gemacht hatte. Aber er war nicht der Typ, der eine gute Idee vom Tisch wischte, nur weil er sie nicht selbst gehabt hatte. Ihre Ideen waren gut durchdacht, und ihre Gedankengänge entsprachen seinen eigenen. Sie beide würden ein gutes Team bilden.
Ein gutes Arbeits team, korrigierte er sich im Stillen. Laut sagte er nur: „Tun Sie das.“
Ihre Blicke trafen sich, und Mallory nickte. Der Blickkontakt dauerte ein paar Sekunden zu lange, ohne dass Jack den Willenfand, dem ein Ende zu setzen. Mallory war es, die schließlich wegsah. Aber sie hatte ja auch Übung darin. Den ganzen Morgen schon hatte sie ihn auf diese intensive Art angesehen, um dann sofort den Blick abzuwenden, wenn Jack zu ihr hinschaute. Fast ein wenig schuldbewusst, wie ein Kind, das man dabei erwischt hatte, wie es etwas Verbotenes tat.
Eine Frau voller Widersprüche. Jack bezweifelte, ob er sie jemals würde verstehen können. Es war vielleicht auch besser so. Sie lenkte ihn viel zu sehr ab. Ihretwegen ertappte er sich immer wieder dabei, wie er sich und seine Gefühle in Frage stellte. Wieso interessierte es ihn, was Mallory dachte, solange sie ihren Job ordentlich machte? Warum hatte er das unwiderstehliche Bedürfnis, eine feminine Seite an ihr zu entdecken? Warum wollte er wissen, ob sie auch Gefühle hatte und Mitleid mit einer Frau empfand, die von Jack in einem Scheidungsprozess gnadenlos durch den Wolf gedreht werden würde?
Die Gefühle, die er im Zusammenhang mit Mallory Sinclair hatte, ergaben schlicht und einfach keinen Sinn. Jack bezweifelte zwar, dass Leatherman keine Schuld am Scheitern der Ehe hatte, aber Mallory hatte wirklich Recht. Wenn man nur fleißig genug Nachforschungen anstellte, fand man bestimmt die eine oder andere „Leiche“ in Mrs. Leathermans Keller, und dann waren ihr die Hände gebunden. Und das wiederum würde Leatherman überzeugen, dass er es hier mit tüchtigen Anwälten zu tun hatte.
Aber Mallorys Unbarmherzigkeit angesichts der Notlage, in der sich Mrs. Leatherman befand, ging ihm nicht aus dem Kopf. Und Jack wusste auch genau, warum. Die entschlossene Zielstrebigkeit, mit der Mallory nach Erfolg um jeden Preis strebte, erinnerte ihn an die Hartnäckigkeit seiner Mutter, mit der diese sich ohne Rücksicht auf die Gefühle seines Vaters einfach nahm, wassie außerhalb ihrer Ehe haben wollte. Eine merkwürdige Übereinstimmung, wie Jack fand. Doch womöglich war Mallory gar nicht wirklich so wie seine Mutter. Um das herauszufinden, würde er testen, wie weit Mallorys Kaltschnäuzigkeit tatsächlich ging.
Er lehnte sich ein wenig vor. „Mallory?“
Sie war dabei, ihre Sachen zusammenzuräumen und blickte zu ihm auf. „Ja?“
„Wenn sie zufällig Mrs. Leatherman über den Weg laufen sollten und die Gelegenheit günstig ist …“
Sie erhob sich. „Keine Sorge, Jack. Ich weiß, wie ich sie zu nehmen habe.“ Und nach einem tiefen Seufzer fuhr sie fort: „Eine zögernde, verletzliche Frau, die sich einer anderen Frau gewiss gern anvertrauen wird. Sie wissen schon.“
Jack schloss die Augen. Klar wusste er. Genau deswegen war sie ja für diesen Job ausgesucht worden. Aber die eiskalte Art, mit der sie das sagte, so als habe sie wirklich nicht das leiseste Mitgefühl mit dieser anderen Frau, vermittelte ihm ein Bild von Mallory, das er einfach nicht glauben wollte. In beruflicher Hinsicht war er schwer beeindruckt, aber persönlich wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sie sich doch noch als normaler Mensch erwies. Dass sie, wenn
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