Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
diesen Worten drehte der Mann sich um und verließ Jack und Mallory, während er noch ein paar unverständliche Worte vor sich hin murmelte.
„Mist“, stöhnte Jack und fuhr sich mit den Fingern über den Kopf. „Ist der aber jähzornig. Ich will auf keinen Fall, dass wir hier abreisen müssen, ohne den Auftrag in der Tasche zu haben.“
Mallory nickte. „Selbst wenn wir den Fall kriegen – bei seinem Charakter werden wir es schwer haben, ihn zu überlegtem Handeln zu bringen. Am Ende steht dann sie als die Bedauernswerte da.“
Was sie ohne Zweifel auch tatsächlich ist, dachte Mallory. Aber sie hatte jahrelange Übung darin, ihre Gefühle hinter einer unbewegten Maske zu verbergen. Jack durfte nicht merken, welch einAufruhr in ihr herrschte. Er war Teilhaber. Seine Stimme würde zählen, wenn es darum ging, ob sie es ebenfalls werden sollte. Da durfte sie sich jetzt keine Schwäche leisten. Schon gar keine, die man ihr als feministische Tendenz auslegen konnte.
Sie ließ das Ende ihres Stifts gegen den Schreibblock trommeln. „Eine bedauernswerte Fassade versteckt immer interessante Details. Vielleicht hat Mrs. Leatherman ja einen Geliebten.“
Jack hob erstaunt eine Augenbraue. Obwohl Mallory gerade wegen ihres Geschlechts für diesen Fall mit herangezogen worden war, hatte er vorausgesetzt, dass er während der Zusammenarbeit mit ihr immer gegen ein gewisses Maß an weiblicher Solidarität würde kämpfen müssen. Stattdessen schien sie aber tatsächlich nur darüber nachzudenken, was für den Mandanten von Vorteil sein würde. Eigentlich hätte er jetzt beeindruckt sein sollen. Aber ihre Coolness bekümmerte ihn eher. Dabei hatte er doch gewusst, wie ehrgeizig sie war.
„Und was wäre, wenn es Mr. Leatherman wäre, der untreu ist?“ testete er sie. Mal sehen, wie sie auf dieses theoretische Dilemma reagieren würde.
Mallory zuckte mit den Schultern. „Letzten Endes ist es doch alles nur eine Frage der Macht. Wer die meiste Macht hat, also in diesem Fall Geld und Willensstärke, der gewinnt. Und es sieht mir nicht danach aus, als wenn Mrs. Leatherman besonders viel Widerstand leisten wird.“
Sie hielt einen Moment inne, um nachzudenken. Selbst durch die dicken Brillengläser hindurch konnte Jack erkennen, dass Mallory für einen Moment bedrückt war, und er fasste wieder Hoffnung. Hoffnung, sie würde endlich ein bisschen weibliche Emotionalität erkennen lassen.
Doch der Gesichtsausdruck verschwand genauso schnell, wieer gekommen war. Mallory blickte Jack direkt in die Augen, und er sah darin nichts mehr außer kühler Entschlossenheit.
„Wir müssen ausnutzen, dass sie die Scheidung offenbar noch gar nicht will“, sagte sie. „Dann können wir Leatherman vielleicht überzeugen, dass wir die beste Strategie haben.“
„ Bis jetzt will sie keine Scheidung. Wenn wir sie aber zu hart anfassen, sucht sie sich vielleicht einen Anwalt, der umso mehr auftrumpft.“
„Eben!“ Mallorys Stimme klang geradezu begeistert.
Jack verstand jetzt, warum sie so gut war als Anwältin. Sie kam gern zur Sache, liebte es, für ihre Mandanten die günstigsten Lösungen auszuklügeln. Das verstand er gut, denn er selbst empfand jedes Mal ähnlich, wenn er einen Fall bestmöglich zu Ende brachte oder plötzlich eine Idee hatte, wie er das erreichen konnte.
„Was schlagen Sie also vor?“ fragte er.
„Wir müssen immer einen Schritt voraus sein. Und das geht nur, wenn wir alles unter Kontrolle haben. Ich werde Rogers anrufen und ihn bitten, mal ein bisschen in Mrs. Leathermans Vergangenheit zu wühlen, ob sich da was Brauchbares gegen sie finden lässt. In der Zwischenzeit können Sie sich ja schon mit Mr. Leatherman, ich meine, mit Paul unterhalten. Ihnen gegenüber wird er viel offener sein, als wenn ich dabei bin. Männer unter sich und so, Sie wissen schon.“
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen. Er konnte es nicht verhindern. Sie gab gern Anweisungen, wie es schien, und diese Neigung, die Führung zu übernehmen, gefiel ihm durchaus an ihr. „Und was ordnen Sie sonst noch an?“
Sie wurde plötzlich rot. Von Lilienweiß zu Rosenrot in kaum mehr als drei Sekunden. Das bedeutete, sie war tatsächlich aus Fleisch und Blut wie jeder andere Mensch auch. Für einen kurzenMoment überlegte Jack, wie er dieses Blut wohl weiter zum Pulsieren bringen konnte. Er konzentrierte sich jedoch sofort wieder und erinnerte sich daran, dass hier Mallory vor ihm saß, seine bierernste und wahrscheinlich
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