Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
wie eine Weihnachtsgans. Ich habe mein Leben lang hart gearbeitet für alles, was ich jetzt besitze.“
„Arbeitet Ihre Frau ebenfalls?“ fragte Mallory.
„Ach wo! Es sei denn, Sie nennen es Arbeit, dass sie mein Geld ausgibt.“
„Und was ist mit den Kindern, die ich für dich großgezogenhabe, Paul? Seit wann zählt so etwas nicht mehr?“ Eine fremde Frauenstimme stellte diese Frage.
Mallory sah auf.
Eine Dame mit braunen Augen, nicht mehr jung, aber noch immer schön, stand direkt hinter Paul Leatherman. „Und die Partys, die ich immer für dich vorbereitet habe, damit du repräsentieren konntest? Und deine wichtigen Gäste, um die ich mich für dich gekümmert habe? Und um deine diversen Wehwehchen? Überhaupt um dein Wohlergehen? Um deine Gesundheit?“ Die Frau richtete ihren Blick auf Mallory, ganz offensichtlich in Hoffnung auf weiblichen Beistand.
Mallory entdeckte so großen Kummer und solche Traurigkeit in den tiefgründigen braunen Augen, dass sich ihr das Herz zusammenkrampfte. Zwar kannte sie nicht den gesamten Hintergrund, aber sie erkannte in Mrs. Leatherman ihre Mutter wieder. Auch die hatte nämlich ihr Leben voll und ganz ihrem Ehemann geopfert. Hätte sie auch nur einen Moment lang mal an etwas anderes gedacht als daran, wie sie es ihrem Mann recht machen konnte, dann hätte Mallorys Mutter vielleicht sogar ihre Tochter bemerkt, die sie zwar zur Welt gebracht, um die sie sich ansonsten aber nicht weiter gekümmert hatte. Denn ihr Mann hatte beschlossen, dass dieses Kind nichts taugte.
Mit einem Seufzer schüttelte Mallory ihre persönlichen Erinnerungen ab. Das Mitgefühl für Mrs. Leatherman wurde sie damit aber nicht los. Dabei konnte sie es sich absolut nicht leisten, die Frau ihres Mandanten zu bemitleiden. Nicht, wenn sie den Eindruck machen wollte, dass sie hundertprozentig die Interessen eben jenes Mandanten vertrat. Sie musste jetzt vollkommen professionell agieren.
Mit Mühe wandte Mallory den Blick ab von der Frau mit demflehenden Gesichtsausdruck und betrachtete stattdessen ihren Mandanten.
Es war ihm nicht anzusehen, was er für seine Ex in spe empfand. Aber Mallory wusste, was sie sah: Einen alternden Mann mit deutlichem Bauchansatz und schütterem Haar, der mit einer eleganten, attraktiven Dame verheiratet war, die gern seine Frau bleiben wollte.
„Ich schlage vor, Sie beide kommunizieren ab sofort nur noch über Ihre jeweiligen Anwälte miteinander“, sagte Jack in freundlichem, aber bestimmtem Ton.
Mallory sah unauffällig wieder zu Mrs. Leatherman. Deren Gesicht war bei diesen Worten noch trauriger geworden.
„Ich wusste gar nicht, dass du dir schon einen gesucht hast“, sagte die ältere Frau leise.
Paul Leatherman hüstelte kurz. „Noch habe ich mich für keinen entschieden.“
„Sie sollten aber nicht länger warten, sich selbst rechtlichen Beistand zu suchen“, sagte Mallory.
Paul nickte. „Die junge Dame hat Recht, denn ich werde mir selbstverständlich die besten Anwälte nehmen, die ich finden kann.“
Mallory verstand, was er damit andeuten wollte. Noch war er sich nicht sicher, ob die Kanzlei Waldorf, Haynes, Greene, Meyers & Latham die richtige für seine Zwecke war. Dennoch dachte sie im Moment hauptsächlich an Mrs. Leatherman und deren Schmerz.
„Glaub nicht, dass du mir damit Angst machen kannst, Paul“, entgegnete seine Frau. „Du bist doch der Letzte, der zu schätzen weiß, was er hat.“
Es war nicht schwer zu erraten, wie sehr sie darum kämpfenmusste, ihren Emotionen nicht freien Lauf zu lassen, aber es gelang ihr. Mit hoch erhobenem Kopf ging Mrs. Leatherman ins Haus zu rück.
„Ich war nicht darüber informiert, dass Sie noch miteinander leben“, bemerkte Jack und brach damit das lähmende Schweigen, das über der sonnenüberfluteten Terrasse lag, nachdem Mrs. Leatherman gegangen war.
Leatherman stieß verächtlich Luft durch die Nase. „Nicht miteinander. So weit auseinander, wie es nur geht auf dem Grundstück. Sie will nicht gehen. Behauptet, sie liebt mich. Aber in Wirklichkeit will sie nur nicht, dass ich als verlassener Ehemann vor Gericht gehen kann. Aus ihrer Sicht der Dinge gehört ihr ebenso gut, was mir gehört. Schätze, es wird auf die Neuinszenierung des Rosenkriegs hinauslaufen.“ Er stand abrupt auf und stieß den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, rabiat beiseite. „Und ich will, verdammt noch mal, Anwälte, die mich da rauskriegen, ohne dass ich hinterher ein Loch in der Brieftasche habe!“
Mit
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