Mitternachtsspiele: Ein erotisches Rendezvous / 100 Wünsche hast du frei (German Edition)
Sinclair, Rechtsanwältin. Eine Figur, die sie eigens dafür erschaffen hatte, um ihr lang ersehntes Ziel endlich zu erreichen.
Aber es war ein Ziel, das zurückstehen musste, wenn es darum ging, Jack Latham zu zeigen, dass er richtig vermutet hatte. Er spürte offenbar, dass da noch mehr war als die Mallory, die man in der Kanzlei zu sehen bekam. Die er zu sehen bekam. Genau wie sie spürte, dass es nicht nur Jack Latham, den Terminator, gab.
Doch leider gab es auch die alte Gewohnheit, dass Mann und Frau mit zweierlei Maß gemessen wurden. Jack hatte sie imGrunde dafür kritisiert, dass sie ihren Job so machte, wie es für einen Mann ganz selbstverständlich gewesen wäre.
Zwar fand Mallory bestimmte Ansichten ihres Vaters nicht wirklich gut, dennoch hatten ihre Eltern ihr ein paar Werte vermittelt, die ihr wichtig waren. Dazu gehörten Loyalität, Achtung und Durchhaltevermögen im persönlichen wie im beruflichen Leben.
Und nun fand sie sich in einer Situation wieder, in der sie sich für einen Mann einsetzen sollte, der seiner Frau wehtat. Profis, die von Mr. Leatherman dafür bezahlt werden würden, ihn während des Scheidungsprozesses vor Gericht zu vertreten, durften sich aber nicht darum kümmern, wie er seine Frau behandelte. Und sie war ein Profi!
Das musste Jack doch eigentlich verstehen, denn er hatte ja dieselbe Einstellung zu seinem Beruf. Aber nur, weil sie eine Frau war, erwartete er, dass sie sich anders verhielt. Dass sie Gefühle zeigte. Dieses Messen mit zweierlei Maß tat umso mehr weh, als es von Jack kam. Gerade von ihm hätte sie mehr Verständnis erwartet. War er denn nicht der Terminator? Der ständig Ehemänner gegen ihre Ehefrauen vertrat, ohne Rücksicht auf Fairness oder die tatsächlichen Umstände? Und daran gab es nichts auszusetzen, denn es gehörte zum Berufsethos eines jeden Anwalts.
Doch obwohl er der beste Scheidungsanwalt in ihrer Kanzlei war, ging Mallory davon aus, dass Jack Latham nicht ausschließlich der berühmt-berüchtigte Eheterminator war. Sie war zwar erst einen Tag lang mit ihm zusammen gewesen, aber schon war sie überzeugt, dass auch er weit empfindsamer war, als er erkennen ließ. Oh, wenn es darauf ankam, würde er natürlich behaupten, dass er seinen männlichen Mandanten grundsätzlich jedes Wort glaubte. Er würde lauthals erklären, dass in den allermeisten Ehescheidungendie Frau die schuldige Partei war. Immer wieder hatte sie ihn das in der Kanzlei verkünden hören.
Allerdings war ihr auch schon der Büroklatsch zu Ohren gekommen, der zu wissen meinte, warum Jack Latham ein so gnadenloser Scheidungsanwalt geworden war. Wenn die Geschichte stimmte, dass seine Mutter seinen Vater völlig ungeniert und regelmäßig betrog, dann steckte viel selbst erlittener Schmerz hinter seinen ehefeindlichen Äußerungen.
Die getönten Gläser der Sonnenbrille hatten vorhin zwar seine Augen verbergen können, nicht aber seine Gefühle. Zum Beispiel hatten seine vollen Lippen kaum merklich gezuckt, und seine Hand hatte die Tischkante einen Moment lang fester umfasst, so dass die Knöchel weiß hervorgetreten waren. Mallory hatte es nur bemerkt, weil sie genau hingesehen hatte. Sie hatte nach einem Beweis dafür gesucht, dass im Grunde auch er ein normaler, mitfühlender Mensch war. Es war ihm also keineswegs gleichgültig, wie sehr Mrs. Leatherman litt, auch wenn er ihr vorgeschlagen hatte, dass sie mit dem Mann, den sie liebte, künftig nur noch per Anwalt in Kontakt treten sollte.
Es war leichter gewesen, Jack Lathams Attraktivität zu ignorieren, als sich diese noch auf seinen Sexappeal beschränkt hatte. Jetzt, wo Mallory etwas mehr Zeit mit ihm verbracht hatte und begriff, dass er nicht nur umwerfend aussah, sondern auch einen liebenswerten Charakter besaß, konnte sie es nicht ertragen, dass er eine schlechte Meinung von ihr hatte.
Er wollte die Frau hinter der Maske sehen? Bitteschön. Sie war stolz genug, um ihn einen Blick hinter die Kulisse werfen zu lassen.
Das war natürlich nicht ganz ungefährlich. Jack Latham war ein angesehener Teilhaber. Ein Wort von ihm, geflüstert in dasOhr der richtigen Leute, und mit Mallorys Karriere war es aus und vorbei. Aber selbst wenn sie alles gegeneinander abwog, lohnte es sich immer noch.
„Meine Güte, sind Sie gefühllos! Ich würde zu gern mal die Frau sehen, die hinter dieser eiskalten Fassade steckt. Wenigstens ein einziges Mal, solange wir hier sind.“
Sie befühlte mit den Fingerspitzen die reine Seide
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