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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Gamble schwebte in den Raum. »Hallo, Baron.«
    Er lächelte. »Veronica, schön, Sie wiederzusehen.«
    Sie trug eine modische jadegrüne Abendrobe mit einem Unterkleid aus schwarzgolden gestreifter Seide. Üppige schwarze Spitze säumte das Dekolleté, unterstrichen die schimmernde, makellose Haut ihres von Natur aus hellen Typs. In ihrem extravaganten Tuff aus Locken und Flechten steckten Kämme mit goldfarbenen Seidenblüten. Kit wäre am liebsten im Erdboden versunken. Nervös zupfte sie an ihrem Kleid herum, aber da war nichts zu retten.
    Sie bemerkte, wie Cain sie beobachtete. Und mit welcher Genugtuung! Es war ihm wohl ein innerer Triumph, dass sie wie ein ausgemachter Trampel neben der blendend aussehenden Veronica stand.
    Miss Dolly glitt ins Zimmer. »Aber, aber… ich wusste ja gar nicht, dass wir heute Abend Gäste haben.«
    Cain machte sie miteinander bekannt. Veronica war sehr liebenswürdig, aber das versöhnte Kit beileibe nicht mit ihr. Diese Mrs. Gamble war elegant und weltgewandt und verströmte ein Selbstbewusstsein, um das Kit sie beneidete. Schlagartig fühlte sie sich linkisch und hässlich.
    Ungeachtet dessen plauderte Veronica mit Cain über die Zeitung, die er gerade gelesen hatte.
    »… mein verstorbener Gatte und ich waren begeisterte Anhänger von Horace Greeley.«
    »Diesem Gegner der Sklavere?«, stammelte Miss Dolly entsetzt.
    »Abolitionist und Zeitungsherausgeber«, erwiderte Veronica. »Auch in Europa fanden Mr. Greeleys Artikel enormen Zuspruch.«
    »Aber meine liebe Mrs. Gamble …« Miss Dolly japste wie ein Fisch auf dem Trocknen. »Damit wollen Sie doch sicher nicht sagen… ich meine, Sie kommen doch ursprünglich aus Charleston, oder?«
    »Das ist richtig, Miss Calhoun, aber das ändert nichts an meiner Einstellung.«
    »Nein… nein, so was…« Miss Dolly presste die Fingerspitzen an die Schläfen. »Ich glaube, ich bekomme meine Migräne. Tut mir leid, aber ich bringe keinen Bissen hinunter. Ich gehe wohl besser in mein Zimmer und lege mich hin.«
    Ärgerlich sah Kit ihrer Anstandsdame nach. Jetzt war sie allein mit den beiden. Wieso hatte Sophronia ihr nicht erzählt, dass diese Mrs. Gamble erwartet wurde? Dann
hätte sie, Kit, sich ihr Essen doch mit aufs Zimmer nehmen können. Es war ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit, dass Cain von ihr verlangte, gemeinsam mit seiner Geliebten zu dinieren!
    Sie musste sich bremsen, sonst wäre sie wütend aus der Haut gefahren.
    Veronica setzte sich auf das Sofa, Cain in einen grünbeige gepolsterten Sessel ihr gegenüber. Und gab in dem zierlichen Sitzmöbel auch noch eine gute Figur ab.
    Veronica erzählte Cain eben eine lustige Begebenheit von einem missglückten Ballonstart. Lachend warf er den Kopf zurück und enthüllte makellos weiße Zähne. Beide nahmen weiter keine Notiz von Kit.
    Schließlich hatte sie genug und sprang auf. »Ich geh mal nachsehen, ob das Essen fertig ist.«
    »Einen Augenblick noch, Kit.«
    Cain schälte sich aus dem Sessel und trat zu ihr. Sein Gesichtsausdruck behagte ihr gar nicht.
    Er taxierte ihr ramponiertes Kleid. Dann griff er nach ihr. Als sie mechanisch zurückwich, glitt seine Hand durch ihre Locken und pickte einen Zweig aus ihrem Haar.
    »Wieder mal auf Bäume geklettert?«
    Eine ärgerliche Röte schoss in ihre Wangen. Was fiel ihm eigentlich ein, sie vor dieser eleganten Fremden wie ein kleines Mädchen zu behandeln?
    »Sag Sophronia, sie soll das Essen servieren. Aber vorher ziehst du dich noch um.« Nach einem vernichtenden Blick wandte er sich wieder Veronica zu. »Sie müssen ihr Verhalten entschuldigen. Sie hat gerade erst die Schule für Höhere Töchter absolviert. Anscheinend hat sie den Unterrichtsstoff noch nicht ganz verinnerlicht.«
    Kits Wangen brannten vor Scham, und sie hätte ihm am liebsten eine gepfefferte Antwort gegeben. Was sollte
das? Ihn kümmerte doch sonst auch nicht, dass sie in abgetragenen Kleidern herumlief und ihre Frisur in Unordnung war. Zudem war er genauso gern an der frischen Luft wie sie und hatte wenig übrig für gesellschaftliche Konventionen.
    Sie hatte Mühe, ihr Temperament zu kontrollieren. »Entschuldigen Sie, aber Sie müssen heute Abend leider ohne mich essen, Mrs. Gamble. Ich habe ebenfalls leichtes Kopfweh.«
    »Das ist ja eine richtige Epidemie.« Veronicas Stimme klang milde belustigt.
    Cain duldete keine Ausflüchte. »Wir haben einen Gast. Kopfschmerzen hin oder her, ich erwarte dich in zehn Minuten bei Tisch.«
    Kit kochte vor Wut.

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