Mitternachtsspuren - Mignani, L: Mitternachtsspuren
ignorieren? Wenigstens seinen Geruch.
Lior schaltete den Flachbildfernseher ein, der eine Seite des Zimmers zierte.
Morven keuchte auf, denn sie erkannte das rothaarige Miststück, das mit gespreizten Beinen auf dem Stuhl saß. Gütiger Himmel, sie trug keine Unterwäsche.
„Was soll das?“ Sie spürte Tränen hinter den Augenlidern. Warum taten diese Männer ihr das an? Sie untersagte sich, zu weinen.
Als sie sah, was geschah, sank sie gegen Kendrick, dankbar für den Halt, den er ihr gab.
„Kein Trick?“ Sie stellte die Frage, obwohl sie wusste, dass es keiner war. „Ich verstehe das nicht.“ Ihr Mund war trocken, sie konnte nur mit Mühe sprechen. Der Schwindel nahm zu. Lior hielt ihr ein Glas Orangensaft vor die Nase.
„Trink das, der Fruchtzucker hilft dir.“
Morvens Haut reagierte mit einem Schaudern. Sie sprach es aus, bevor sie realisierte, was sich in ihrem Kopf formte.
„Ihr lest meine Gedanken.“
Die Blicke der drei Männer lagen auf ihr. Sie antworteten nicht, es war unnötig. Nach dem, was sie gerade gesehen hatte, schien die Idee des Gedankenlesens nicht abwegig. Sie versuchte vergeblich, ihr Gehirn zu leeren.
Lior zog seine blonden Augenbrauen nach oben und um seine Mundwinkel lag ein belustigter Ausdruck.
Ihr verfluchten, hinterhältigen Paviane
.
Nosferat brach in Lachen aus. Kendrick drückte ihr seine Lippen auf die Stirn.
„Bethana ist eine Meduris, eine Kreatur, die ihre Erfüllung in sexueller Manipulation erfährt.“ Nosferat hob ihr Kinn an und sie musste in seine verdammt blauen Augen sehen.
„Sie hat Brian verführt. Er war ihr hilflos ausgeliefert.“
„Du meinst, er wusste nicht, wie er mit ihr im Bett gelandet ist?“ Es auszusprechen schmerzte wie Nadelkissen, die sich in ihre Haut bohrten.
„Es tut mir leid. Er konnte ihr in keinster Weise widerstehen, da sie seinen Willen und Verstand manipuliert hat.“
„Oh Gott, ich dachte, er lügt.“ Tränen liefen ihre Wangen hinab. Sie war für seinen Tod verantwortlich. Die Erkenntnis verschlang sie wie ein Schlund, nur um sie anschließend auszuspucken, voller Schuld und Schmerz.
„Nein, es ist nicht deine Schuld, Morven. Hör auf, dich zu quälen.“ Kendrick wischte die Tränen von ihrer Haut, seine Fingerspitzen zitterten. Ein Geräusch kam aus seiner Kehle, halb seufzend, halb stöhnend.
„Eine Meduris ist nur erfolgreich, wenn ihr Opfer untreu ist oder keinen Partner hat.“ Er sah sie mitfühlend an. „Brian hat dich vorher betrogen.“
Sie lächelte zynisch. Als ob das eine Rolle spielte.
„Du spielst einen wichtigen Part in einem äußerst ernsten Theaterstück.“ Nosferat sah sie besänftigend an. „Wir wissen noch nicht, welchen. Bethana hat alles getan, um unsere Aufmerksamkeit auf dich und auf sich selbst zu lenken.“
„Was sind das für Kreaturen, die mich angegriffen haben?“ Sie hatte so viele Fragen und wusste nicht, wo sie anfangen sollte.
„Es sind die Angelus.“ Kendricks Wärme sickerte in ihre Haut. Was war das zwischen ihnen? Es fühlte sich seltsam an. So, als ob sie ihn lange kennen würde, ihm vertraute. Das war absurd. Lag es an seinem Geruch?
Sie verdrängte den Gedanken.
„Böse Engel mit Vampirzähnen?“
„Die Beschreibung passt, Flùr. Sie waren einst Engel und mutierten zu einer Art Vampir.“
Das durfte alles nicht wahr sein. Morven starrte die drei Männer nacheinander an, suchte erfolglos nach einem Anzeichen von Humor auf ihren Gesichtern. Ernster ging es nur auf einer Beerdigung zu.
„Und ihr?“
„Lugus, das Gegenstück zu ihnen. Auf diese Weise wurden wir ursprünglich kreiert“, sagte Nosferat. „Wir sind Söldner, Vollstrecker, dazu da, euch und die zweite Macht zu überwachen. Sicherzustellen, dass das Verhältnis ausgewogen bleibt und sie die Menschheit nicht in Sklaven verwandeln.“
Sie schnaubte. „Ihr stellt die Guten dar und sie wandelten sich in das Böse?“
Wenn sie bedachte, wie die Gruppen aussahen, konnte sie kaum ein Schnauben unterdrücken. Die Angelus waren klares Eis, die Lugus wie Lava.
„So einfach ist es nicht. Beide Seiten schließen sich nicht aus, sie bilden eine Einheit“, sagte Lior lächelnd.
Yoda sprach zu ihr.
Er gab ihr einen Augenblick Zeit, um über seine Worte nachzudenken. „Sie waren das, wonach sie aussehen, gütig, dazu da, den Menschen zu helfen. Sie entstanden aus eurem Wunsch nach Glauben und standen machtlos mit ihrer Güte und Reinheit eurer Boshaftigkeit gegenüber. Die Angelus passten sich
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