Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
dümmlich hinterher. Ma’murd wies hier hin und dorthin. Man sah ihm den Stolz auf die Oase an. » Wir haben sie zu unserer Heimat gemacht. Ein Kleinod mitten in der Toten Wüste. Ein sicherer Ort, denn kaum jemand schafft es, die Wüste zu durchqueren, weshalb wir seit langer Zeit unbeschadet hier leben – abgesehen von den grausamen Dingen, die unsere Dunklen Brüder taten. Aber darüber muss ich nichts mehr sagen. Ih r wisst, was ihr wissen müsst.«
»Wer wird hingerichtet?«, fragte Bama, die sich gegen die Schönheit zu wehren schien. »Alles hier wirkt so … rein. Wie kann man an so einem Ort jemanden töten?«
Ma’murd blieb stehen. Er lächelte freundlich und blickte auf die Barb hinunter. »Das eine schließt das andere nicht aus, verehrte Barb. Wir haben uns diese Reinheit geschaffen, um das Übel zu vergessen, sozusagen als wohltuenden Gegenpol. Wer gegen unsere Gesetze verstößt, stört diese Reinheit , und das können wir nicht zulassen. Das ist eine Frage der Konsequenz.«
»Was hat der Delinquent verbrochen?«, fragte Laryssa.
»Er ist ein Dieb!«, sagte der Lessan der Fardas kalt.
Bob blieb der Mund offen. Er rang nach Worten und fragte: »Dafür tötet ihr ihn?«
Ma’murd runzelte die Stirn. »Ihr, Häuptling der Barbs, müsstet am besten verstehen, dass eine kleine Gemeinschaft nur dann seine soziale Struktur beh ält , wenn Ges etze befolgt werden. Hier lebt man Zelt an Zelt, Familie bei Familie. Keines der Zelte ist verschlossen, jeder besitzt das Notwendigste. Wenn einer dem anderen etwas wegnimmt, unterbricht er den Kreislauf der Genügsamkeit und schafft Misstrauen.«
Bob schluckte und nickte. Ungern erinnerte er sich an Bamig , den Fischhändler, den er mit eigener Hand hatte töten wollen. Aber, bei den Göttern, Bamig hatte gemordet und er selbst war nicht bei Sinnen gewesen . Es war der Moment gewesen, in dem das Unheil über die Barbs von Fuure hereinbrach.
Laryssa legte dem Lessan die Hand auf den Unterarm, eine seltsam vertraute Geste. »Wir finden keinen Spaß an Exekutionen, Ma’murd. Bei uns findet niemand den Tod. Wir bestrafen ihn anders und überlassen das endgültige Urteil den Göttern.«
Der Lessan zog seinen Arm zurück , und Laryssa wich brüskiert zurück. Ihre Wangen röteten sich, als schäme sie sich für die Intimität . »Da s mag bei euch so sein . Bei uns jedoch ist das Gesetz heiß und unbarmherzig wie die Wüste.«
»Oder wie die Dunklen Brüder …«, murmelte Bob verdrossen.
Der Lessan hatte es gehört , und sein Gesicht glich plötzlich einem karstigen Felsen. »Ihr werdet eine Weile bei uns bleiben. Es wäre besser, ihr passt euch an und erfahrt früh genug, was mit jenen geschieht, die sich dem Diktat der Gruppe nicht beugen. Dieses Diktat gilt für jeden, unwichtig ob Gast oder nicht!«
Bob hatte die unverhohlene Drohung begriffen. Bama zuckte zusammen , und Laryssa zog die Brauen zusammen.
Der Lessan lächelte unverbindlich. »Versteht mich nicht falsch.« Er zuckte entschuldigend mit den Achseln. »Auch mir gefällt nicht immer, was getan werden muss, doch manchmal gibt es nur den einen einzigen und richtigen Weg. Vielleicht tröstet es euch, dass der Delinquent einer meiner besten Freunde war. Ein durch und durch ehrenwerter Mann, der vom Strauch der Versuchung genascht hat. Er wusste, was er tat. Er war sich über die Konsequenzen im Klaren. Er nimmt das Urteil an.«
Sie gingen weiter und kamen zu einem kleinen Platz, der von Steinen umgeben war. Hier gab es weder Palmen noch Wasser, dafür ein Rund, welches aus verdichtetem Sand bestand. Es hatten sich Zuschauer eingefunden, Frauen und Männer, keine Kinder. Alle blickten düster drein, niemand schien auf eine Hinrichtung versessen zu sein.
»Eine Trauerversammlung«, murmelte Laryssa.
Ma’murd nickte und schwieg.
»Wenn es euch so weh tut, lasst es«, sagte Laryssa.
»Ich bedaure, dass Ihr nicht begre ift, Amazone «, sagte Ma’murd, ließ sie stehen, und wandte sich zu einem Mann, der leise mit einer Frau sprach.
»Müssen wir uns das antun?«, fragte Bama. Ihre Augen blitzten zornig.
Bob blickte an ihr vorbei. Noch war nichts geschehen , und er fragte sich, was passierte, wenn sie den Ort verließen? »Warum komme ich mir wie ein Gefangener vor?«
»Weil wir es sind«, flüsterte Bama.
Laryssa trat zu ihnen. »Ma’murd ist ein seltsamer Mann.«
»Den du ganz schön anmachst«, sagte Bob leise.
»Das ist nicht zu übersehen«, bestätigte Bama mit dunkler
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