Mittland 2 - Das Feuer der Drachen: 1.100 Seiten Fantasy (German Edition)
entstiegen, um außerdem die Macht über Luft und Feuer zu gewinnen. Der anschließende Kampf wurde noch lange später die Glühende Apokalypse genannt, die einen Teil von Mittland zerstörte.
Um Buße zu tun, stellten sich manche Drachen auf die Seite der Zweibeiner und kämpften gemeinsam mit ihnen gegen das Böse, gegen Unterwelt oder andere Feinde. Das führte dazu, dass man uns auf Wappen verewigte oder auf Münzen prägte. Man hielt uns für schrecklich und schön, edel und furchterregend. Nie gab es eine einheitliche Meinun g. Man fürchtete und liebte uns. In manchen Regionen von Mittland wurden wir zur Verkörperung der Macht , und man trug unsere Abbilder in den Kampf.
B is Abbilder nicht mehr genügten.
Es dauerte nicht lange und es waren ausgestopfte Köpfe von getöteten Drachen. Das konnten, das durften wir nicht zulassen. Wir hatten für die Glühende Apokalypse unsere Buße geleistet und stellten uns gegen die Zweibeiner, die uns jagten.
Am schlimmsten wurde es, als man dachte, der Drachenkampf symbolisiere die Auseinandersetzung zwischen zwei Teilen der Persönlichkeit des Mannes. Unsere Schuppen galten als göttlich , und aus unserem heißen Blut braute man Tränke, die Männern Kraft spenden sollten. Man versuchte, unseren Hauch einzufangen , und je mehr dies alles nicht funktionierte, desto schlimmer wurde der Zorn.
Inzwischen interessierte sich Unterwelt für uns. Man fing Jungdrachen ein und entführte sie nach Unterwelt, so auch drei rote Drachen, die erst kürzlich ein Inselvolk im Mittmeer vernichteten, wobei einer von ihnen sein Leben ließ. Lord Murgon, dieser Narr, wartete viele Jahre auf mich, doch ich war nie für ihn bereit, denn ich dulde keinen Herrscher an meiner Seite. Inzwischen wurde er vernichtet, doch seine Tochter Katraana herrscht grausamer denn je.
Du fragst dich sicherlich, woher ich das alles weiß?
Schließlich war ich stets bei dir, hier in der Nähe des Dorfes, wo du mich fandest und aufzogst. Doch Orte sind für Drachen nicht wichtig. Wir empfangen Schwingungen und Bilder, wir wissen . Vieles von dem ist schon in uns, wenn wir das Ei verlassen und in das Feuer der Sonne blinzeln. Es ist so fest verankert, als wären wir dabei gewesen. Wir sind lebende Geschichte. Niemand von uns ist alleine, denn wir sind miteinander verflochten wie die Halme einer Reuse, mit denen Orkinnen Fische fangen.
Deshalb weiß jeder von uns, was der andere tut. Meistens jedenfalls. Einige haben die Gabe entwickelt, ihre Gedanken zu schützen, doch das sind wenige und ihnen traut man nicht. Glaube mir, ich spüre die unendliche Seelennot von Rordril und Cybilene, zwei rote Drachen, die in Unterwelt gefangen sind und einer ungewissen Zukunft harren. Zwei Drachen, die unendlich leiden mussten, Geschöpfe von Lord Murgon. Seltsam, dass sie nie meine Schwingungen empfingen. Sie wissen von meinem Ei, aber nicht, dass es mich gibt. Vermutlich war es das Übel von Unterwelt, oder eine Art von Magie, die mir fremd ist.
Und ich spüre die Schwingungen von Herget , dem Lahmen, der auf einem Schatz liegt und den Rest seines lange währenden Lebens verschläft, weil er sich kaum noch bewegen kann und sein Hauch nur noch ein müder Wind ist. Ein Tapferer, der ihn findet, wird nicht nur unvorstellbar reich sein, sondern leichtes Spiel haben mit einem Drachen, vor dem sich vor Äonen große Drachenclans fürchteten.
Ich weiß um Drachen, die in den Tiefen von Mittmeer auf ihre Auferstehung lauern, geschmeidige Würmer mit Pfoten, zwischen deren Klauen Schwimmhäute gewachsen sind, Würmer die an Land wollen, um Fleisch zu fressen, das Fleisch von Zweibeinern. Noch ist es nicht so weit. Es kann noch hunderte Jahre dauern, doch sie werden kommen, denn so ist es vorbestimmt. Ich weiß um Dracheneier, die verlassen in Stollen liegen, in Bergspalten und unter Grasnaben. Darin warten Drachen, die vielleicht niemals schlüpfen werden, doch wenn sie es tun, könnten sie den Grundstock für eine neue große Generation Drachen bilden.
Denn wir sind nur noch Wenige.
Die meisten haben die Kämpfe, die Jagd und die Pein nicht überlebt.
Deshalb ist in uns ein Hass, wie ihn ein Zweibeiner nie verstehen wird. Denn diese Zweibeiner haben uns ausgerottet. Manchmal wurde ein Drache getötet, weil man seine Klauen wollte – SEINE KLAUEN , verstehst du? Man hängte sie über die Schlafstatt und hoffte, ein tapferes Kind zu zeugen. Oder man schuf Ketten aus unseren Zähnen oder konservierte unsere Augen, für die im
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