Mittland 3 - Das Erbe der Drachen - Teil 3: Dunkle Schwingen (DAS FINALE) (German Edition)
Augenblicke später gab es Aquita nicht mehr.
Hunderttausende Wesen schwammen nach oben an die Wasseroberfläche, viele von ihnen bereit, an Land zu gehen.
Manche von ihnen hatten das in sich, was selbst die Götter nicht schaffen konnten. Sie waren, was sein würde. Klauen zwar, schmale Schnauzen und dennoch den unabdingbaren Wunsch, an Land zu gehen. Mehr zu sein. Das, was die Natur ihnen wies. Ein neuer Anfang.
Die Magie wies ihnen den Weg. Dann löste auch sie sich auf und überließ den Fortgang der ganz natürlichen Magie der Zeit.
31
Die Treppe wirkte wie aus Marmor, doch wer sie betrat, wusste im selben Moment nicht mehr, dass es sie gab. Sie führte nach oben oder irgendwohin, führte zum Hain, der von prächtigen Bauwerken umgeben in stillem Frieden lag, während aus einem Brunnen grünes Wasser plätscherte, welches sich in unendlicher Farbenpracht teilte, wieder vereinte und auf die nächsten Tropfen zu warten schien, um sie zu umarmen.
Abseits stand ein Tisch aus Stein, um den Männer und Frauen standen, die bekleidet waren wie Bürger von Dandoria oder Krieger von der Burg.
Der alte Urvater Brahm stützte sich auf die Tischplatte, Gordur stand neben ihm, Bross und Broom schwebten eine Fußbreite über dem Boden und Junoa sah halbnackt reizend aus, wie immer. Iosis rekelte sich auf einer Liege und wirkte lüstern, auch wie immer.
Nicht alle Götter waren anwesend, denn der Horror, der über Mittland gekommen war, forderte ihre ganze Aufmerksamkeit.
Brahm legte seine schützende Hand auf den kleinen grauen Stein, eine fast beiläufige Geste, und murmelte ein paar Worte. Evo löste sich auf und war verschwunden.
Danach schlug er einen schmalen Blitz in den Boden und stützte sich darauf, während er die Ankömmlinge musterte. Er legte den Kopf schräg und nickte zufrieden.
» Ihr habt es vollbracht«, sagte er mit dunkler Stimme.
Gordur, der sich heute ausnahmsweise nicht mit den anderen Göttern stritt, fügte hinzu: »Bewundernswert. Unsere Geduld hat sich gelohnt.«
Brahm fragte: »Ich hoffe, der Aufstieg war nicht zu anstrengend?«
Die Ankömmlinge sagten nichts. Aber ihre Gesichter sprachen Bände. Sie begriffen es nicht. Ihre Füße schwebten eine Handbreit über dem weißen Kies. Um ihre Körper lag ein feiner Nebel, in dem winzige Lichter funkelten.
Brahm verneigte sich: »Tretet ein, Frethmar Stonebrock, Connor von Nordbarken, Bluma Darken und Bob von Fuure. Tretet ein in den Götterhain.«
Die Ankömmlinge sanken unmerklich herab, traten auf den weißen Kies und näherten sich dem Tisch wie vier Kinder.
Dann endlich öffnete Frethmar den Mund. »Ich träume das, stimmt’s?«
Bluma fügte hinzu: »Ja, das kann nur ein Traum sein. Ich wusste, wir alle haben in der Höhle den Verstand verloren. Warum sonst sind wir freiwillig ins Wasser gegangen?«
Connor schwieg und blickte sich um. Er kannte diesen Ort, hatte ihn schon einmal besucht, irgendwann in seinen Träumen. Ein schwacher Hauch Erinnerung nur, aber ...
Bob grunzte: »Ertrinken ist ein verdammt schmerzhafter Tod.«
Brahm wies auf vier Steinstühle. »Setzt euch. Die schöne Iosis wird euch mit Trunk und Speise laben, und wenn du, großer Connor, es willst, auch mit anderen Genüssen.« Der alte Gott lächelte vielsagend.
»Und was ist mit mir?«, fragte Frethmar.
Brahm schmunzelte.
Bluma fand ihre Sprache wieder. »Einverstanden, wir träumen also nicht. Wo sind wir?«
» Setzt euch ... bitte.« Brahm wirkte noch immer gütig, aber sehr bestimmt.
Sie folgten seiner Aufforderung und Iosis brachte Wein, Met und Früchte an den Tisch.
Der Alte lehnte auf seinem gezackten Stab und lächelte. Seine Augen funkelten fröhlich.
Junoas nackte Brüste blitzen in der Sonne, die angenehm warm vom stahlblauen Himmel schien. Frethmar rieb sich den Bart und blinzelte. Unermessliches Staunen lag auf seinem Gesicht.
Bob schien überhaupt nichts zu begreifen, lediglich Bluma sagte: »Wir sind gestorben.«
Brahm nickte. »Das musste sein.«
» Liebe Güte!«, sagte Gordur. »So sehr wir dich auch verehren, lieber Brahm, deine Erklärung ist zu langsam. Du spannst unsere Freunde auf die Folter. Lass mich fortfahren.«
Der Alte runzelte die Stirn.
»Mein Name ist Gordur!«
Connor fuhr hoch. Sein Mund schnappte auf und zu und er hauchte: »Gordur.«
Der Gott winkte schwach ab. »Du wirst dich daran gewöhnen, Connor. Außerdem sind wir uns zu deinen Lebzeiten zweimal begegnet. Einmal auf der
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