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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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sich wirklich verliebt hatte. Ein wirklicher Mann. Nicht so ein Junge aus der Nachbarschaft. Er war damals Geschäftsführer einer Diskothek in Göteborg gewesen, wo sie gerade ihre Lehre als Köchin angefangen hatte. Alle Mädchen, die allabendlich in die Disco kamen, hatten für den großen, dunkelhaarigen, unheimlich lässigen Mann mit den schwarzen Augen geschwärmt. Aber es war Katarina, die ihn erobert hatte. Es war eine aufregende Zeit damals, jede Nacht unterwegs, in den tollsten Clubs und den besten Lokalen. Wenig Schlaf, viel Alkohol, und immer nur Fun. Katarina war anfangs fasziniert von dieser Welt. Sie liebte Harald und war stolz, an seiner Seite gesehen zu werden. Doch bald hatte sie gemerkt, wie schal der sechste Drink an einem Abend schmeckte, wie schnell sich das Prickeln des Champagners verflüchtigte, wenn er getrunken wurde wie Mineralwasser. Eine Zeit lang hatte sie sich noch einzureden versucht, dass dies das Leben sei, von dem sie geträumt hatte. Doch als sie eines Morgens verkatert und zu spät an ihrem Arbeitsplatz erschienen war und ihr junger, nicht annähernd so talentierter Kollege die Chance bekommen hatte, an ihrer Stelle bei einem wichtigen Essen beim Bürgermeister von Göteborg mit zu kochen, wusste sie schlagartig, dass sie etwas ändern musste. Plötzlich war ihr klar, dass sie nicht Harald liebte, sondern das Leben, das sie mit ihm führte. Und dieses Leben, das wusste sie nun genau, war das Falsche für sie. Von einer Minute auf die andere hatte sie sich von Harald getrennt. Sie hatte sich wieder ganz auf ihre Kochlehre konzentriert und war fest entschlossen gewesen, sich anschließend in Frankreich alles anzueignen, was sie zu einer Spitzenköchin machen wiirde. Bis sie gemerkt hatte, dass sie schwanger war. Alle ihre Pläne hatten sich in dem Moment in Luft aufgelöst, als der Arzt ihr sagte, dass der Schwangerschaftstest positiv sei. Es gab keinen Zweifel, dass Harald der Vater war. Mit einem Schlag war ihre Welt aus den Fugen geraten. Wie benommen war sie durch die Straßen von Göteborg gewandert. Was sollte sie nur tun? Das Einzige, was sie sofort wusste, war, dass sie Harald nichts von dem Kind erzählen würde. Dieser Mann gehörte zur Vergangenheit. Und außerdem war er leichtlebig und oberflächlich, nicht bereit, Verantwortung für einen anderen Menschen zu übernehmen. Er würde sowieso nichts von dem Kind wissen wollen, vielleicht sogar versuchen, sie zu einer Abtreibung zu überreden. Tagelang hatte sie sich in ihrem Zimmer verkrochen. Sie hatte einfach nicht gewusst, was nun werden sollte. Sie hatte sich gefühlt, als sei sie in ein tiefes Loch gestürzt. Nie in ihrem Leben hatte sie sich so allein gefühlt. Doch dann hatte sie sich für das Kind entschieden. Und in dem Moment, wo sie begann, sich auf Annicka zu freuen, spürte sie auch, dass sie genug Kraft haben, es schaffen würde. Das Kind setzte Energien in ihr frei, von denen sie nicht einmal geahnt hatte, dass sie in ihr schlummerten.
    Kurz nach Annickas Geburt war dann Harald aufgetaucht. Irgendwie hatte er von dem Kind erfahren. Er kam jedoch weder, um Katarina zu gratulieren, noch um seine kleine Tochter anzusehen. Er wollte nur sicherstellen, dass Katarina nichts vom ihm zu erwarten habe. Falls sie Geld von ihm wolle, hätte sie sich geschnitten, hatte er gesagt. Da wären schon ganz andere gewesen, die ihm ein Kind anhängen wollten, aber keinen Erfolg gehabt hätten. Er würde auf jeden Fall alles abstreiten. Katarina hatte ihn hinausgeworfen. Und nie mehr etwas von ihm gehört.
    Bis zu diesem Moment in der Küche des Tärna auf Rörstrand. Und es war seltsam. Seine Stimme klang, als wäre nichts geschehen. Als wären nicht mehr als neun Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Er klang wie ein netter Freund, der Lust hatte, mal vorbeizuschauen.
    Und genau das drohte er jetzt auch an.
    »Ich denke darüber nach, dich auf der Insel zu besuchen. Soll ja ganz idyllisch sein auf Rörstrand. Was denkst du? Würde Annicka sich freuen, ihren Papa zu sehen?«
    Der Schreck fuhr ihr in die Glieder. »Lass Annicka aus dem Spiel. Sie denkt, ihr Vater ist tot.«
    Harald lachte spöttisch. »Aber Katarina, du sollst doch nicht lügen. Was bist du denn für ein Vorbild für meine Tochter? Denkst du nicht, dass das Kind ein Recht darauf hat, seinen Vater zu sehen?«
    Katarina fühlte plötzlich, wie die Angst in ihr hochstieg. Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als das Gespräch einfach zu

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