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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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wirklich kaufen will, dann werde ich Papa dazu überreden, es zu tun. Er kann einfach nicht so unvernünftig sein, diese Chance auszuschlagen!«
    David ging mit Riesenschritten auf der Terrasse hin und her. »Hast du denn kein Problem damit, das Haus, in dem du aufgewachsen bist, dem Nächstbesten zu überlassen? Du bist doch hier auch mal glücklich gewesen.« Er hielt inne, dann setzte er rasch hinzu: »Früher. Ich meine, bevor...«
    »Bitte nicht«, unterbrach ihn Monica. Aus ihrer Stimme klangen Trauer und Bitterkeit. »Das ist alles lange her. Zu lange.« David hörte sie durchatmen, dann fuhr sie fort: »Lass uns nicht über die Vergangenheit reden. Ich denke an die Zukunft. An unsere Zukunft. Und die liegt hier, in Chicago.«
    David blieb abrupt stehen. »Monica, ich...«
    »Wir reden über alles, wenn ich wieder da bin.« Sie zögerte. »Du fehlst mir, David.«
    Er schwieg, weil ihm keine passende Antwort einfiel.
    »David?«
    »Ich... ähm, ja, es ist wirklich ungewohnt, getrennt zu sein«, meinte er ausweichend. Er horchte seiner eigenen Stimme nach und merkte, wie unehrlich es klang. Er empfand Abscheu vor sich selbst, vor seiner Unfähigkeit, die volle Wahrheit zu sagen.
    Als sie ihm endlich eine gute Nacht wünschte, fühlte er sich miserabel. Erschöpft ließ er sich auf den Stuhl fallen, doch dann besann er sich und stand wieder auf. Hier draußen zu sitzen und auf den nächtlichen See zu schauen hatte für ihn auf einmal keinen Wert mehr. Er nahm das Brett mit dem Käse und die Wasserflasche und ging zurück ins Haus.
     
    *
     
    Als Eva aus der Stadt zurückkam, war es kurz vor Mitternacht. Sie hatte erwartet, dass alles schlief, doch als sie das Haus betrat, hörte sie die leisen Stimmen aus dem Wohnzimmer. Sie lugte durch den Türspalt und sah die jungen Eltern nebeneinander auf dem Sofa sitzen. Peter hielt das kleine Bündel in den Armen und schaute es an, als ob er es immer noch nicht fassen konnte, dass jetzt ein neuer Mensch zur Familie gehörte.
    Britta hatte Eva gesehen und lächelte. »Na, so spät noch unterwegs?«
    »Ihr aber auch.« Eva betrat das Zimmer und versuchte dabei, das Geschenk hinter ihrem Rücken zu verstecken. Doch natürlich war es dafür viel zu groß. Peter lachte, als er den überdimensionalen Elch aus Plüsch sah.
    »Da müssen wir wohl anbauen.«
    Eva kam auf Zehenspitzen näher, drückte Britta den Elch in die Hand und zupfte vorsichtig an dem Wickeltuch, bis sie das kleine Gesicht sehen konnte. »Es ist ein Wunder, oder?«, flüsterte sie. »Diese winzigen Finger, das Näschen...« Staunend blickte sie Britta an. »Wie hast du das gemacht?«
    Britta grinste. »Frag Peter.« Sie stand auf und schob sich dabei unwillkürlich die Hand ins Kreuz, so, wie sie es die letzten Wochen über immer getan hatte. Nur, dass es jetzt kein schweres Gewicht mehr auszugleichen gab. Britta merkte es und krauste die Nase. »Komisch, dass der dicke Bauch auf einmal weg ist. Muss ich mich erst dran gewöhnen.« Sie hakte Eva unter und ging mit ihr gemeinsam in die Küche. Eva schaute durch die offene Verbindungstür zu Peter hinüber, der ebenfalls aufgestanden war und sich das Baby über die Schulter gelegt hatte. Mit seligem Gesichtsausdruck wanderte er durchs Zimmer und gab dabei eine Reihe brummender Geräusche von sich. Er wirkte so sehr wie ein großer, tapsiger Bär, dass Eva sich auf die Unterlippe beißen musste, um nicht zu lachen. Sie wandte sich zu Britta um, die sich gerade ein Glas Milch einschenkte und dann einen Teller mit kalten Pfannkuchen 3 aus dem Kühlschrank holte.
    »Wie geht es dir?«, wollte Eva wissen. »Bist du wieder ganz in Ordnung?«
    »Klar«, rief Peter, der ihre Frage gehört hatte. »Sie hat ja auch bloß ein Kind gekriegt!«
    Eva streckte ihm scherzhaft die Zunge raus. Sie fand ohnehin, dass Humor in dieser Situation ohne weiteres angebracht sei. Britta hatte ein Riesenglück gehabt. Das Baby war zwar drei Wochen zu früh gekommen, aber es war groß und kräftig genug, um weder Medikamente noch sonstige ärztliche Behandlung zu brauchen. Im Grunde war alles so gelaufen, wie Britta es sich gewünscht hatte: Sie hatte ambulant entbinden und das Baby gleich mit nach Hause nehmen können. Alles war sozusagen nach Plan verlaufen, bis auf den Umstand, dass Peter es nicht geschafft hatte, rechtzeitig zur Geburt hier einzutreffen. Doch Britta hatte sich von Anfang an nicht auf seine Anwesenheit versteift. Sein Job auf der Bohrinsel ging noch ein halbes Jahr, und

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