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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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gebrechlicher alter Mann bin?«
    Eva wurde wütend. »Wie kann man nur so stur sein! Ich will doch nur helfen! Nichts weiter!«
    »Kein Mensch will nur helfen.« Seine Stimme triefte nur so von ätzendem Sarkasmus. »Mir schon gar nicht.«
    »Da könnten Sie Recht haben«, entfuhr es Eva.
    Als er aufbegehren wollte, fiel sie ihm ins Wort. »Schon gut, ich hab’s begriffen.« In bewusst provozierendem Tonfall setzte sie hinzu: »Sie sind einfach nur ein mies gelaunter alter Mann. Kein Wunder, dass Ihre Tochter keine Lust hat, nach Hause zu kommen. Ehrlich gesagt, ich kann sie verstehen. Schade bloß um den schönen Hof.«
    Immer noch verärgert, wandte sie sich ab, um den Stall zu verlassen. Dieser Mann wollte es einfach nicht anders. Offenbar hatten alle anderen Recht. Er war ein alter Eigenbrötler, ein Misanthrop, wie er im Buche stand. Er verdiente es gar nicht, dass jemand hier die ganze Arbeit für ihn machte.
    Als sie auf das Rad stieg, schaute sie noch einmal zurück. Er stand in der Stalltür, den Kopf gesenkt und eine Hand gegen die Wirbelsäule gedrückt. Beim Wegfahren meinte sie flüchtig, neben dem Schmerz noch einen anderen Ausdruck in seinem Gesicht wahrzunehmen, eine Regung von Reue, vielleicht sogar Verzweiflung und Angst.
    Doch bevor sie genauer hinschauen konnte, hatte er die Stalltür zugeworfen.
    David fühlte sich gründlich fehl am Platze, als er in der Ankunftshalle stehen blieb und die Anzeigetafeln absuchte. Der Flug aus Chicago wurde als gelandet angezeigt, sie würde also pünktlich hier eintreffen. Da sie nur mit Handgepäck gereist war, würde es nicht lange dauern, bis sie kommen würde. Er überbrückte die Wartezeit, indem er abermals darüber nachdachte, was aus Gustav und dem Hof werden sollte. Als er gestern Abend aus Barkhult abgereist war, hatte der Alte keineswegs gesund gewirkt, im Gegenteil: Er war ihm noch hinfälliger erschienen als am Tag davor. Allein das Treppensteigen machte ihm solche Mühe, dass David es ihm am liebsten verboten hätte. Er war drauf und dran gewesen, im Krankenhaus anzurufen und dem zuständigen Arzt mitzuteilen, dass diese Entlassung in seinen Augen mehr als unverantwortlich war. Doch er konnte dergleichen natürlich nicht einfach ohne Gustavs Einverständnis tun. Gustav indessen, von David darauf angesprochen, hatte ihm mit harschen Worten befohlen, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Und um Monica.
    Also stand er nun hier am Stockholmer Flughafen und wartete auf ihre Rückkehr, und das mulmige Gefühl in seinem Magen verstärkte sich mit jeder Minute.
    Endlich trat sie durch die Sperre, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich freute, ihn zu sehen.
    Wenn irgend möglich, wurden die Gewissensbisse, die David schon seit Tagen plagten, noch schlimmer. Er fühlte sich erst recht wie das letzte Schwein auf Erden, als sie ihm in die Arme fiel und sich an ihn presste, als wäre er der wichtigste Mensch in ihrem Leben.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte er betont forsch, nachdem er sie auf die Wange geküsst hatte.
    »Chicago ist die tollste Stadt der Welt«, sagte sie mit leuchtenden Augen. »Mein Büro ist im zwölften Stock! Ich habe eine sensationelle Aussicht über die Stadt und den See! Und dein Labor...« Sie fasste David beim Arm und schaute strahlend zu ihm auf. »Mein Gott, David, von so einer Ausstattung kann man nur träumen! Du musst so schnell wie möglich hin und den Vertrag unterschreiben!«
    »Monica, ich...«
    »Warte, ich bin noch nicht fertig.« Sich an ihn schmiegend, fasste sie ihn unter und zog ihn zum Ausgang. »Das Tollste weißt du ja noch gar nicht. Ich habe ein Haus für uns gefunden!« Triumphierend blickte sie ihn an. »Es liegt direkt am Wasser! Und es ist mit allen Schikanen ausgestattet, Fußbodenheizung, Marmorbäder, riesige Fenster, Swimmingpool...«
    »Wozu braucht man einen Pool, wenn das Haus direkt am Wasser ist?« David merkte, dass dieser Einwand den Kern seiner Vorbehalte nicht einmal ansatzweise streifte, doch in seiner Verblüffung über diese zusätzlich auftauchende Komplikation war ihm nichts Besseres eingefallen. Er setzte an, ihr zu sagen, dass es keinen Sinn hatte, ein Haus für sie beide zu kaufen, da er nicht mitgehen würde, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »In Chicago sind die Winter lang und kalt. Ein beheizter Pool ist dort der schiere Luxus!« Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Es wird dir gefallen,

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