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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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optimistisch, dass sie eine Lösung für Augustas Probleme finden würde. Und Annicka war dabei, alle ihre Freundinnen über die geänderten Ferienpläne zu unterrichten.
    »Die Karte ist für Lina. Und die für Karin. Und die kriegt meine Lehrerin, Frau Lindberg, die ist so nett.«
    Annicka hüpfte aufgeregt neben Katarina her. Zeigte ihr die bunten Postkarten, auf denen Rörstrand wie ein Dorf aus dem Bilderbuch aussah. Sie war vergnügt und fröhlich, schien gar nicht mehr daran zu denken, dass sie doch eigentlich nach Spanien hatten fahren wollen.
    »Und du bist dir wirklich sicher, dass du mich nicht den ganzen Winter durch anmeckerst, weil wir nicht im Club waren? Ich meine, du hast dich auf die Paella gefreut und aufs Tauchen. Und du wolltest unbedingt reiten lernen in diesem Sommer.«
    »Reiten kann ich immer noch lernen. Jetzt bringst du mir erst mal das Bootfahren bei.«
    Katarina war beruhigt. Annicka hatte sich also schon ganz darauf eingestellt, den Sommer hier auf der Insel zu verbringen. Sie bummelten die kleine Einkaufsstraße entlang. Schauten in die Schaufenster der kleinen Läden, in denen bunte Sommersachen auslagen. Badeanzüge in den Modefarben dieses Sommers, Strandlaken, farbenfrohe Gummilatschen. Alles, was man brauchte, um einen traumhaften schwedischen Sommer zu verbringen.
    Langsam veränderte sich nun auch das Licht. Nicht, dass die Sonne Anstalten machte, irgendwann unterzugehen. Doch etwas tiefer stand sie jetzt schon. Das Licht wurde weicher, wie samten lag es über der Insel und dem Meer. Die Luft war klar und rein.
    Katarina trug einen dicken Strauß Sommerblumen im Arm. Sonnenblumen, Kornblumen, ein paar Pfingstrosenblüten und ein paar Rosen waren zu einem bildschönen Strauß zusammengebunden.
    Sie legte den anderen Arm um ihre Tochter, die sich instinktiv eng an sie drängte. Wie so oft freute sich Katarina über den unkomplizierten Kontakt zu Annicka. Sie waren nicht nur Mutter und Tochter, sie waren auch wirklich gute Freundinnen, die es genossen, zusammen die Welt zu erobern.
    »Du hättest Tante Augustas Gesicht sehen sollen, als dieser Olaf ihr sagte, dass er die Sachen wieder mitnehmen will. Sie hat fast geweint.«
    Katarina wusste, dass Annicka mit ihrem großen 11 erzen den Schmerz ihrer Tante sehr gut nachempfinden konnte und dass er sie sehr bedrückte.
    »Ja, sie und Onkel Johan haben sich sehr geliebt. Ich glaube, er war ihre erste große Liebe. Und auch die einzige. Sie muss ihn schrecklich vermissen. Sie darf das Tärna nicht auch noch verlieren.«
    Katarina hatte den schrecklichen Verdacht, dass Onkel Johan das Tärna an den Abgrund gewirtschaftet hatte und dass es ganz schön schwierig werden würde, Tante Augusta langfristig zu helfen. Eines stand zumindest fest. Allein würde Augusta aus dem Schlamassel bestimmt nicht herausfinden.
    Sie beobachtete das sommerliche Treiben in den kleinen Straßen und dem Hafen mit den bunten Booten, sah auf das grün schimmernde Wasser, in dem sich die kleinen Inseln ebenso spiegelten wie die dicken weißen Kumuluswolken, die zum schwedischen Sommer gehörten wie die Himbeeren auf den Mandelpudding. Der Entschluss war längst gefallen.
    »So ein Sommer kann ja auch was Schönes sein.«
    Annicka lachte vergnügt.
    »So ein Sommer auf der Insel ist bestimmt das Schönste, was man sich vorstellen kann.«
    Katarina zog ihre Tochter eng zu sich heran und drückte ihr einen Kuss auf die Haare. Wie gut, dass sie sich einig waren. Sie sah in den Himmel und spürte plötzlich eine unerwartete Zufriedenheit in sich. Ja, sie würden die nächsten Wochen hier auf Rörstrand bleiben. Um Tante Augusta zu unterstützen, so gut es ging. Es würden herrliche Wochen werden.
    Und wieder schob sich in ihre Freude plötzlich ein Bild vor ihre Augen, das sie schon den ganzen Nachmittag immer wieder vergeblich versucht hatte, wegzuschieben. Sven Svanbloms lachende Augen. Unwillkürlich entfuhr ihr ein leiser Seufzer. War das etwa Sehnsucht, die sie da in sich spürte?
    Katarina schüttelte den Kopf. Sie kannte diesen Mann ja gar nicht. Wie konnte sie sich nach ihm sehnen? Und doch, sie kannte dieses Ziehen in ihrer Brust. Sie hatte es zwar nicht oft gespürt, am deutlichsten damals, als sie Annickas Vater kennen gelernt hatte. Es war ein angenehmes Ziehen. Aber man konnte es auch als Warnung betrachten.
     
    *
     
    Der Kratzer an der Backbordseite der Yacht war lang. Fast zwei Meter zog er sich durch die frische Lackierung. Aber er war Gott sei Dank

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