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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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tot?»
    Lol hatte genickt, immer noch das Bild des blutverkrusteten Überlaufs vor Augen, wie das wirbelnde Zentrum eines Strudels, der Moons Leben in sich aufgesaugt hatte.
    «Tim», hatte Mrs.   Purefoy dann gesagt, «ich glaube, du solltest die Polizei von uns aus anrufen. Ich glaube, wir sollten hier nichts weiter anfassen.»
    Und als Tim gegangen war, führte sie Lol zu dem Telefontisch neben der Treppe. «Ich wollte vorhin selbst die Polizei anrufen, und da habe ich das hier gesehen. Wussten Sie davon, Mr.   Robinson?»
    Es war die Kopie eines Ausschnittes aus der Hereford Times vom November 1974 – das war fast genau fünfundzwanzig Jahre her. Innerhalb von dreißig Sekunden hatte Lol seine schreckliche Bedeutung verstanden. Er war sprachlos.
    «Wussten
Sie
davon?»
    Eine verrückte Frage. Würde irgendjemand, der davon wusste, diese Scheune kaufen?
    Dann war Denny aus dem Badezimmer gekommen und hatte mit gesenktem Kopf auf der anderen Seite der Treppe gestanden. Nach einer Weile sah er auf, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und schüttelte wild den Kopf. Er sah weder Lol noch Mrs.   Purefoy an, als er quer durch den Raum und aus der Scheune ging. Man hörte seine Schritte draußen im Schnee knirschen.
    Mrs.   Purefoy sagte: «Kannten Sie Katherine sehr gut, Mr.   Robinson?»
    «Offensichtlich nicht gut genug», sagte Lol. «Nein, ich kannte sie nicht sehr gut.»
    Und dann war die Polizei gekommen – zwei Constables. Bei der ersten kurzen Befragung war es im Wesentlichen um die Aufnahme der Personalien gegangen. Lol hatte mit Denny gewartet, bis sie Moon in einem Sarg hinaustrugen, um sie zur Obduktion zu bringen. Danach waren sie auf der Polizeihauptwache von Hereford einzeln befragt worden und hatten ihre Aussagen unterschrieben. Ihnen war keine Gelegenheit geblieben, sich allein zu unterhalten.
    Die Polizeibeamten hatten Lol den fünfundzwanzig Jahre alten Zeitungsausschnitt aus der
Hereford Times
vorgelegt und ihn gefragt, ob er ihn schon einmal gesehen hätte oder ob ihm die Vorfälle, die darin beschrieben wurden, bekannt seien.
    Lol hatte erklärt, er habe zwar von der Sache gewusst, aber nicht, dass sie auf diese Art passiert war. Er hatte es immer so verstanden, als hätte sich Kathys Vater erschossen, auch wenn er nicht mehr wusste, von wem er das gehört hatte.
    Später hatten ihn die Beamten den Artikel noch einmal in Ruhe lesen lassen. Nachdem es keinen Abschiedsbrief gab, waren sie offenkundig froh, den Ausschnitt zu haben. Er machte ihnen die Lösung des Falles schließlich sehr viel einfacher.
     
    SELBSTMORD MIT HISTORISCHEM SCHWERT
     
    Landwirt Harry Moon aus Hereford hat sich, wie die amtliche Leichenschau diese Woche ergab, mit einem zweitausend Jahre alten Familienerbstück das Leben genommen.
     
    Harry Moon, der nach einer Fehlinvestition gezwungen war, das Dyn-Bauerngut auf dem Dinedor Hill zu verkaufen, sagte zu seiner Familie, er wolle einen letzten Rundgang auf dem Bauernhof machen, bevor sie auszögen.
     
    Später wurde er von seinem halbwüchsigen Sohn in einer Scheune nahe bei dem Bauernhaus gefunden. Er lag mit durchschnittenen Pulsadern in einem Viehtrog. Dennis Moon, 15   Jahre, erklärte dem stellvertretenden Gerichtsmediziner von Hereford, Colin Hurley, auf der Brust seines Vaters habe ein Kurzschwert aus der Eisenzeit gelegen.
    «Das Schwert hing bei uns in der Vorhalle an der Wand, solange ich mich erinnern kann», sagte er. «Es wurde von Generation zu Generation weitervererbt.»
     
    Das Urteil geht von einem Selbstmord des 4 3-jährigen Harry Moon während einer Lebenskrise aus, nachdem er   …
     
    «Und als Sie sich am Samstagabend vor ihrer Tür von ihr verabschiedet haben», sagte der Sergeant, «wie würden Sie Mrs.   Moons Verfassung zu diesem Zeitpunkt beschreiben?»
    «Irgendwie   … konzentriert», hatte Lol ehrlich geantwortet.
    «Konzentriert?»
    «Sie recherchierte für ein Buch zu ihrer Familiengeschichte. Ich hatte den Eindruck, dass sie es kaum erwarten konnte, damit weiterzumachen.»
    Der Sergeant hatte den Kopf geschüttelt – das hatte er nicht gerade erwartet.
    Und nun saß Lol in Ethels altem Sessel und ließ die Schatten der Dämmerung um sich hochkriechen.
    Kurz vor halb fünf hörte er den Schlüssel im Schloss und gleich darauf Dennys Schritte auf der Treppe.
     
    Merrily hatte vorgehabt, sich eine Stunde lang in der Kirche von Ledwardine zu sammeln, bevor sie die zwanzig Meilen zu der Kirche von St.   Cosmas und

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