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Mittwinternacht

Mittwinternacht

Titel: Mittwinternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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rechten Seite gemacht.»
    «Zwei Altarräume?»
    «Nebeneinander. Sehr ungewöhnlich. Das ist eine ziemlich besondere kleine Kirche.»
    «Lassen Sie mich nachdenken.»
    Merrily sah von Sophies Bürofenster auf die zugeschneiten Autodächer und die Passanten hinunter. Hereford war stark ländlich geprägt, und die Leute vom Land mochten Schnee nicht besonders. Und im November schon gar nicht. Das galt als schlechtes Zeichen; der Winter sollte langsam kommen. Was war, wenn das bis März oder April so weiterging?
    «Zwei Altarräume», sagte Huw. «Das könnte als Symbol eines Dualismus gedeutet werden: links und rechts, Dunkelheit und Licht.»
    «Auf dem anderen Altar war ebenfalls etwas Blut, so als ob die geopferte Krähe von der einen auf die andere Seite gebracht worden wäre.»
    «Woher wissen Sie, dass sie ein Opfertier war?»
    «Das weiß ich nicht. Es wäre schön – schöner   –, sich vorzustellen, dass sie schon tot war und die Leute in der Kirche bloß eine blutige Schmiererei veranstalten wollten. Huw, so wie Sie darüber reden, klingt es, als würden Sie es für eine ernsthafte Sache halten.»
    «Könnte sein.»
    «Aber was wäre dann das Motiv? Was bezwecken sie damit?»
    «Nervenkitzel   … Aufregung   … Macht. Oder – das ist die größte Sache für diese Bande – die Suche nach Erkenntnis. Es gibt nichts, was sie für ihre Leidenschaft nicht tun würden. Gewöhnliche Sterbliche – für sie dumm wie Vieh. Freundlichkeit und Mitleid   – Energieverschwendung. Liebe ist Müll, Vertrauen ist was für Schwachköpfe. Verstehen Sie?
Wissen
ist alles. Können Sie damit etwas anfangen?»
    «Nein. Deshalb bin ich Christin.»
Jedenfalls bemühe ich mich darum. Hab’s inzwischen schon bis zur Fromme-Kuh-Etappe geschafft.

    «Andererseits, eine Dorfkirche mit dem Blut einer toten Krähe zu bespritzen könnte auch ein paar eher harmlosen Spinnern einfallen. Was wollen Sie unternehmen?»
    «Major Weston hat um eine Rekonziliation gebeten. Aber ichhabe ihm gesagt, dass das überflüssig ist, weil eine Kirchweihe für alle Zeiten gilt.»
    «Richtig. Was haben Sie stattdessen vorgeschlagen?»
    «Einen Kleinen Exorzismus.»
    «Wann?»
    «Ich dachte, am späten Nachmittag, wenn wir bis dahin ein paar Leute zusammentrommeln können.»
    «Möchten Sie, dass ich hinkomme?»
    «Das kann ich nicht verlangen.»
    «Erklären Sie mir den Weg», sagte Huw. «Ich bin um fünf Uhr da.»
    «Ich kann Sie nicht ständig in Anspruch nehmen.»
    «Mir ist das sogar recht», sagte Huw. «Hält mich vom Trinken ab.»
    Merrily lächelte. Draußen sah sie Annie Howe in ihrem weißen Regenmantel eilig von der King Street herankommen. «Ich vermute, Sie haben von der Sache mit   … Dobbs gehört.»
    «Hab ich.»
    «Was meinen Sie dazu?»
    «Armer Hund.»
    «Mehr nicht?»
    «Hoffentlich», sagte Huw.
     
    Sophie holte einen Stuhl für Howe und ließ die beiden in ihrem Büro allein. Howe, ihres Zeichens stellvertretender Detective Chief Inspector, behielt ihren Mantel an. Offenbar hasste sie Ungezwungenheit.
    «Meine Kenntnisse in der Polizeihierarchie sind ziemlich beschränkt», sagte Merrily, «aber sind Sie nicht ein bisschen zu
hochrangig
, um die Entweihung einer kleinen Dorfkirche zu untersuchen?»
    «Da bin ich nicht so sicher.» Annie Howe nahm eine Zeitungaus ihrer Aktentasche und legte sie vor Merrily auf den Schreibtisch. «Ich nehme an, Sie kennen das.»
    Der
Evening Standard
vom gestrigen Abend.
     
    Toter aus dem Wye identifiziert
     
    «Oh, das ist der Mann   …» Merrily hatte ihn schon fast vergessen. Alle ihre Erinnerungen an diese Nacht waren von Denzil Joy besetzt. Sie überflog den Text.
     
    … als der 3 2-jährige Paul Sayer aus Chepstow. Sayer war in der vergangenen Woche nicht als vermisst gemeldet worden, weil seine Familie glaubte, er befinde sich auf einer Urlaubsreise.
    Annie Howe, DCI in Stellvertretung, die den Fall leitet, sagte: «Wir sind überaus an einem Gespräch mit jedem interessiert, der Mr.   Sayer seit dem 19.   November gesehen hat. Wir glauben, dass er mit dem Bus oder der Bahn nach Hereford gekommen ist, und   …
     
    «Sie müssen nicht alles lesen. Das meiste ist ohnehin nur Geschwafel. Seine Verwandten werden nicht darüber reden, und wir selbst haben der Presse nur sehr sparsame Informationen zukommen lassen.»
    «Wie immer.»
    «Kluge Informationspolitik ist alles, Mrs.   Watkins», sagte Howe. «Ich erzähle Ihnen, was wir über Sayer wissen.»
    Sie nahm einen Hefter

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